Welden, Karmelitinnenkloster auf dem Theklaberg


 

GESCHICHTE

Welden, Karmelitinnenkloster auf dem Theklaberg – die Welt und zurück

Über dem Laugnatal bei Welden befindet sich auf einer Anhöhe, auf der einst ein römisches Kastell und danach eine Burg der Fugger lagen, die Votivkirche St. Thekla. Der kaiserliche Kämmerer Joseph Maria Graf Fugger von Wellenburg (1714–1764) finanzierte ihren Bau aufgrund eines Gelübdes und stattete sie mit einem großzügigen Benefizium aus. Die Kirche wurde bis 1758 nach Plänen von Hans Adam Dossenberger errichtet und zählt heute zu den bedeutendsten Rokokoschöpfungen in Bayerisch-Schwaben. Nach dem Tod des Stifters blieb das Gotteshaus lange ungenutzt. 1894 übereignete es Carl Fürst Fugger von Babenhausen der Gemeinde, die sich den Bauunterhalt auf Dauer jedoch nicht leisten konnte. So fiel die St. Theklakirche 1913 in das Eigentum der Fuggerschen Stiftungsadministration und sollte in der Folgezeit wieder für Messen genutzt werden. Damals suchten die Schwestern des Karmel St. Josef in Aufkirchen am Starnberger See gerade nach einem passenden Standort für eine Neugründung. Der Konvent entschied sich für den Theklaberg in Welden. Die Augsburger Architekten Anton Hörle und Heinrich Sturzenegger erhielten den Auftrag, 1929/30 ein Kloster an den Chor der Kirche anzubauen. An dieser Stelle standen einst das Fugger´sche Jagdschloss (1845 abgerissen) und das Benefiziatenhaus (1814 aufgehoben; das Gebäude wurde 1900 entfernt). Am 26. Mai 1931 bezog Mutter Alberta v. hl. Josef mit sieben Schwestern den neuen Karmel. Es handelte sich um die erste Ordensniederlassung, die der hl. Theresia vom Kinde Jesu (1925 heiliggesprochen) geweiht wurde. Seit dem diente das Gotteshaus auch als Klosterkirche.

Die Unbeschuhten Karmelitinnen verbrachten die ersten Jahre auf dem Theklaberg aufgrund eines großen Schuldenbergs in äußerster Armut. Für ihren Unterhalt waren kaum finanzielle Mittel vorhanden. Nur mithilfe der freigiebigen Bevölkerung und der Unterstützung durch eine Schweizer Missionsgesellschaft konnte die Schließung des neuen Klosters verhindert werden. Im Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude als Zufluchtsstätte für obdachlos gewordene Ordensmitglieder und Flüchtlinge. Die Schwestern verrichteten eine Fülle von Aufgaben. Neben dem Dienst in Küche, Haushalt und Garten übernahmen sie die Wäschepflege für benachbarte Pfarreien, schneiderten Messgewänder, fertigten Militär- und Paramentenstickerei und erledigten Schreibarbeiten für die Diözese. In den 1950er- und 60er-Jahren erfolgten viele Neuaufnahmen in die Gemeinschaft. Nun konnte auch der Speicher ausgebaut, der Südbau verlängert und der Nordtrakt mit Verbindungsgang zum Chor errichtet werden, sodass ein beschaulicher Innenhof entstand. 1965 wurde damit der 1929 begonnene Klosterbau zum Abschluss gebracht.

Auf Anregung des Augsburger Bischofs Josef Stimpfle entschloss sich der Konvent unter Sr. M. Pia v. Hl. Erzengel Michael (Amtszeit 1955–1971), für die afrikanische Mission tätig zu werden. 1967 wurde in Mityana (Uganda) mit acht Ordensfrauen ein neuer Karmel begründet. Die Einrichtung fand bei den Einheimischen von Anfang an großen Zuspruch und schon bald stammte die Hälfte der Schwestern im dortigen Kloster aus Afrika. 1999 gehörten dem Mutterkonvent noch 13 Karmelitinnen an, deren Zahl sich jedoch beständig verringerte. Seit 2015 verstärken zwei Schwestern aus Ecuador den Weldener Konvent. Mit ihrer Hilfe soll der Weiterbestand der Niederlassung gesichert werden.

(Christine Riedl-Valder)

Link:

http://www.karmelitinnen-foederation.de/mitgliedskl%C3%B6ster/karmel-welden/ 



 

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