Viehhausen


 

GESCHICHTE

Viehhausen, Klarissenkloster St. Klara, nachfolgend Serviten – Klosterzucht und Kindererziehung

Die Aktivitäten des Regensburger Klosters St. Klara, das als einziges deutsches Klarissenkloster der Auflösung während der Säkularisation entgangen war, konzentrierten sich im 19. Jahrhundert auf die neuerliche Ausbreitung des Ordens. In diesem Zusammenhang erfolgte die Gründung von zwei Niederlassungen in Riedenburg und Viehhausen.

1852 erwarb Äbtissin Antonia Späth die barocke Schlossanlage von Viehhausen aus dem Besitz des Regensburger Buchhändlers Friedrich Pustet, dem auch die nahegelegene Papierfabrik in Alling gehörte, und ließ sie für ihre Zwecke herrichten. Die Neugründung sollte nach dem Willen der Oberin auch der Besinnung auf eine striktere Einhaltung des Armutsideals und der Klosterzucht dienen. Im Herbst 1852 zog sie selbst zusammen mit vier Schwestern aus dem Mutterkloster ein. Die feierliche Weihe erfolgte am 23. September 1852 durch den Regensburger Bischof Valentin von Riedel. Nach Einholung der bischöflichen Erlaubnis wurden in der Gemeinschaft das mitternächtliche Chorgebet und das Fasten am Montag eingeführt. Die Nonnen hatten keine eigenen Zellen, keinen eigenen Besitz, trugen einfache Kleidung und ernährten sich anspruchslos. Vom Regensburger Mutterkloster St. Klara erhielten sie jährlich 400 Gulden und alle notwendigen Naturalien. Bereits am 20. Juni 1854 bescheinigte das bischöfliche Ordinariat der Niederlassung die Selbstständigkeit. Im gleichen Jahr erwarb das Kloster den Thalhof und verpachtete ihn (Verkauf 1876). Auf Wunsch der Bürgerschaft eröffnete das Kloster 1856 eine Mädchenschule, die bis 1936 unterhalten wurde. Da sich der Konvent schnell erweiterte, mussten 1856 auch ein Anbau ausgeführt und die Schlosskapelle erweitert werden.

1862 lebten im Schloss bereits zwölf Chorfrauen, vier Laienschwestern und eine Novizin. Neben den Verpflichtungen, die ihnen der Orden aufgab, widmeten sich die Klarissinnen dem Unterricht und der Erziehung der Kinder und betrieben eine Landwirtschaft. Besonders am Herzen lag ihnen die Förderung elternloser Mädchen, die im Pensionat aufgenommen wurden, um ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen. Mit ihrem Einsatz trugen die Nonnen sehr zum Neubau der Pfarrkirche St. Leonhard in Viehhausen bei. Der Regensburger Bischof Ignatius von Senestrey legte dazu am 15. Mai 1867 den Grundstein und nahm am 8. Oktober 1879 die Weihe vor. Die Herstellung eines eigenen Klosterbitters brachte den Nonnen ab 1876 einen zusätzlichen Nebenerwerb.

In der Blütezeit des Klosters um die Wende zum 20. Jahrhundert bestand der Konvent aus über 20 Mitgliedern. 1926 umfasste die Gemeinschaft 18 Nonnen und sechs Laienschwestern. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde den Schwestern die Lehrtätigkeit verboten, die Mädchenschule wurde 1938 geschlossen. In der Nachkriegszeit unterrichteten die Ordensfrauen in der 1952 eröffneten Volksschule Viehhausen und engagierten sich in dem von ihnen in der ehemaligen Mädchenschule gegründeten Altenheim St. Josef (1971 geschlossen, in der Folgezeit abgerissen). Die Auflösung des Mutterklosters in Regensburg bedeutete auch das Ende der Niederlassung in Viehhausen. 1975 übersiedelten die Nonnen mit ihrer Oberin Seraphica Ringelstetter zusammen mit einem Teil des Regensburger Konvents in das neue Kloster in Dingolfing. Im gleichen Jahr bezogen Serviten das Kloster in Viehhausen. Seit deren Auszug 1989 dienen die Schlossgebäude dem Pfarrhof, der Bücherei und anderen Einrichtungen der Gemeinde sowie als Wohnräume. Der Klosterstadel, der einst zur Landwirtschaft der Klarissen gehörte, wird nach umfangreicher Sanierung für Veranstaltungen genutzt. Die Nonnenempore in der Pfarrkirche musste 1993 einer neuen, größeren Orgel weichen. Zum Dank für die nahezu 125-jährige Tätigkeit der Klarissen in Viehhausen veranstalten die Gläubigen der Pfarrei St. Leonhard jedes Jahr zum Todestag der hl. Klara von Assisi (11.8.) auf dem Schwesternfriedhof im ehemaligen Klostergarten eine Gedenkfeier.

(Christine Riedl-Valder)

Link: http://www.pfarrei-viehhausen.de 



 

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