Velburg, Heilig-Kreuz-Schwestern – Christliche Werte an die Jugend vermitteln
Nach dem Ersten Weltkrieg unternahmen der Velburger Stadtpfarrer Anton Schalk und Bürgermeister Heinrich Jungwirth große Anstrengungen, um für die Kinderbetreuung, den Unterricht der Mädchen, die Krankenbetreuung und den Chordienst Schwestern aus einer Ordensgemeinschaft in den Ort zu holen. Die Anfrage an das Kreszentiahaus in Altötting war schließlich von Erfolg gekrönt (Altötting, Missionshaus Hl. Kreuz). Provinzoberin Schwester Tharsilla Thanner gab 1920 ihre Einwilligung zur Gründung einer Niederlassung der Heilig-Kreuz-Schwestern in Velburg. Am 15. April 1921 trafen die ersten vier Frauen in der Stadt ein. Es handelte sich um Angela Sterr, die als Oberin und Organistin fungierte, die Kindergärtnerin Sigismunda Dietz, die Handarbeitslehrerin Borgia Fehrenbacher und Stephanie Auhuber, die künftig als ambulante Krankenschwester arbeiten sollte. Im gleichen Jahr folgten zwei weitere Schwestern. Zwischen der Provinzleitung in Altötting und der Pfarrkirchenstiftung Velburg wurden als Aufgabenbereiche des Klosters die ambulante Krankenpflege, die Führung der „Kleinkinderbewahranstalt“, der Hauswirtschafts- und Handarbeitsunterricht für die Mädchen, sowie der Orgel- und Mesnerdienst festgelegt. Als Wohn- und Wirkungsstätte wurde den Schwestern von der Pfarrgemeinde das Chorregentenhaus gegenüber der Pfarrkirche zugewiesen.
Die nachfolgenden Schwestern, die im Lauf der Zeit in Velburg wirkten, erfreuten sich zunehmender Wertschätzung in der Bevölkerung. Mit der Einführung der „Förderlehrgänge für schulentlassene, aber nicht in Berufe vermittelte Mädchen“ im Jahr 1968 wurde das Kloster zur Unterrichtsstätte mit Internatsbetrieb. Da die Seminare sehr gute Ergebnisse bei der Eingliederung der Mädchen in das Berufsleben erzielten, war die Nachfrage groß und ein zusätzliches Raumangebot erforderlich. 1973 hat man daher neben dem Schwesternhaus ein Wohnheim eröffnet. Das 60-jährige Bestehen der „Schwesternstation Velburg“ konnte der Konvent 1981 begehen. Als 1984 die staatliche Förderung für die hauswirtschaftliche Ausbildung der Mädchen auslief, verloren die Velburger Schwestern ein wesentliches Aufgabenfeld. Damit ihr Kloster nicht in Gefahr geriet, aufgelöst zu werden, beschloss Oberin Maria Regis Stummer, die seit 1980 dem Konvent vorstand, zusammen mit Stadtpfarrer Josef Albrecht die Einrichtung einer Bildungs- und Begegnungsstätte im Schwesternhaus. Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Bischöflichen Ordinariat Eichstätt und dem Neubau des Gebäudes konnte man 1990 gemeinsam mit der Provinzleitung und dem Eichstätter Ordinariat diese Institution unter dem Namen „Haus Betanien“ einweihen. Das neue Angebot an Tages- und Wochenendseminaren, Besinnungs- und Orientierungstagen, Fortbildungen, Gruppenleiterschulungen und Exerzitien richtete sich vor allem an Schulklassen, Jugendgruppen, katholische Vereine und Familien. Es wurde rege in Anspruch genommen. Damit war vorerst auch der Verbleib der Schwestern in Velburg gesichert. 2006 wurde der Förderverein „Freundeskreis Haus Betanien“ gegründet, der das Bildungshaus seitdem finanziell tatkräftig unterstützte.
Aufgrund des Nachwuchsmangels sank jedoch die Zahl der Klosterbewohnerinnen beständig. Zum 90-Jahr-Jubiläum, das 2011 zusammen mit dem Eichstätter Bischof Dr. Gregor Maria Hanke feierlich begangen wurde, gehörten dem Konvent neben Oberin Maria Regis nur noch Schwester Annette Mülln, seit 1967 Leiterin des katholischen Kindergartens „St. Johannes“, sowie Schwester Karmelita Niederlechner an. 2014 musste sich der Orden aus Velburg zurückziehen. Rund 100 Heilig-Kreuz-Schwestern hatten in mehr als 90 Jahren in der Niederlassung gewirkt und sich große Sympathien bei der Bevölkerung erworben.
Die Nachfolge der Heilig-Kreuz-Schwestern traten noch im September 2014 die Apostolischen Schwestern von der Communität des Heiligen Johannes an. Diese französische Ordensgemeinschaft begründete in Velburg unter der Trägerschaft der Diözese Eichstätt ihre erste Niederlassung in Deutschland. Der Konvent, dem vier bis sechs Schwestern angehörten, stand von 2014 bis 2019 unter der Leitung von Priorin Schwester Isaak. Ihre Nachfolgerin war Schwester Mirjam Emmanuel Sonnleitner (Amtszeit 2019-2022). Die Johannesschwestern engagierten sich in allen Einrichtungen und Vereinen der Pfarrei, sowie in der Bildungs- und Begegnungsstätte „Haus Betanien“. 2018 ging das „Haus Betanien“ in den Besitz der Diözese Eichstätt über. Das Kloster der Johannesschwestern hatte acht Jahre lang Bestand. Insgesamt waren hier elf Ordensschwestern eingesetzt. Im Juni 2022 schloss der Orden aufgrund von Differenzen mit dem Träger seine Niederlassung in Velburg.
(Christine Riedl-Valder)
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