Schwandorf, Karmelitenkloster auf dem Kreuzberg


 

GESCHICHTE

Schwandorf, Karmelitenkloster auf dem Kreuzberg – Alte Glaubensinhalte in modernem Kleid


Im Zuge der Rekatholisierung der Oberpfalz entstand auf dem Schwandorfer Kreuzberg, einer ehemaligen Hinrichtungsstätte, eine Marienwallfahrt, die bis zur Säkularisation 1803 durch die Kapuziner und anschließend von Weltpriestern betreut wurde. Da die anwachsenden Pilgerströme von einem Geistlichen allein nicht bewältigt werden konnten, bat Stadtpfarrer Kederer den Karmelitenorden um Unterstützung. Daraufhin entsandte das Regensburger Kloster St. Joseph die Patres Romuald und Theodosius sowie die Fratres Cosmas und Willibald nach Schwandorf. Sie sollten das Hospiz neu besetzen. Als sie mit der Eisenbahn am 10. April 1889 in Schwandorf ankamen, wurde ihnen von der Bevölkerung, dem Stadtmagistrat und der Geistlichkeit ein herzlicher Empfang bereitet. Von der Pfarrkirche St. Jakob ging es in feierlicher Prozession auf den Kreuzberg. Provinzial Pater Augustin plante von Anfang an den Ausbau dieser Niederlassung. Aufgrund der beengten Wohnverhältnisse im ehemaligen Konventhaus der Kapuziner erfolgte bald ein Erweiterungsbau, der am 18. August 1890 eingeweiht wurde. Über der Sakristei richtete man einen Mönchschor ein. Ein Jahr später gründeten die Karmeliten ein kleines Seminar auf dem Kreuzberg, in dem jeweils zehn bis zwölf Knaben auf das Gymnasium vorbereitet wurden (1899 geschlossen). 1894 entschloss sich der Orden zu einem Neubau der Niederlassung neben der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt. Zwei Jahre nach seiner Einweihung wurde der Sitz auf dem Provinzkapitel 1897 zum Priorat erhoben. Pater Thomas Link erreichte mit viel Engagement die Finanzierung einer umfassenden Renovierung der Marienkirche. Unter seinem Nachfolger Pater Silvester stiftete die Gastwirtswitwe Magdalena Ziegler ein neues Geläute, dessen vier Glocken am 6. November 1913 erstmals auf dem Kreuzberg erklangen.

Im Ersten Weltkrieg wurden einige Brüder zum Militärdienst abberufen und starben an der Front. Viele Soldaten traten in die Skapulierbruderschaft ein, die bereits 1721 von den Kapuzinern auf dem Kreuzberg gegründet worden war, und stellten sich damit unter den besonderen Schutz des Schwandorfer Gnadenbildes. Die Karmeliten betreuten Kriegsgefangene und hielten für sie eigene Gottesdienste ab. Nachdem die Dominikanerinnen von Niederviehbach 1916 eine Mädchenschule in Schwandorf gegründet hatten, verpflichteten sich die Patres zur täglichen Messfeier in der Einrichtung. Auch in der Kriegergedächtniskapelle St. Barbara und in der Kapelle der Niederbronner Schwestern in Wackersdorf wurde wöchentlich eine Eucharistiefeier abgehalten. Ab 1917 übernahmen die Karmeliten den Religionsunterricht in der Knabenschule. Die Mönche förderten die Kreuzberg-Wallfahrt nach Kräften. Im Jahr 1929 begingen sie das 250-jährige Jubiläum der Marienkirche mit achttägigen Feierlichkeiten, zu denen Abordnungen vieler umliegender Pfarreien erschienen. Im Jahr 1932 wurde ein Knabenchor gegründet. Unter Prior Pater Bonifaz wurde das Gotteshaus erneut renoviert.

Während der Diktatur der Nationalsozialisten mussten fast alle Brüder den Wehrdienst antreten. Während ihrer Abwesenheit versorgten zwei Dominikanerinnen aus Kloster Strahlfeld Haus und Garten. 1941 wurden drei Glocken konfisziert und das Kloster für wechselnde Nutzungen durch die NSDAP beschlagnahmt. Patres und Brüder waren gezwungen, in das Mesnerhaus umzuziehen.

Der Bombenangriff auf Schwandorf am 17. April 1945 zerstörte Kirche und Kloster auf dem Kreuzberg fast vollständig. Frater Edmund fiel ihm zum Opfer, während sich die übrigen Patres retten konnten. Das Gnadenbild jedoch hatte keinen Schaden genommen. Es wurde in der Pfarrkirche St. Jakob aufgestellt und am 2. September 1945 in die neu errichtete Notkirche auf dem Kreuzberg überführt. Bereits am nächsten Tag fand wieder die erste Fußwallfahrt aus der Pfarrei Teublitz statt, mit der die Gläubigen ein Gelöbnis aus den letzten Kriegstagen einlösten. Die Patres waren nun wieder als Religionslehrer in den Schulen der Stadt tätig und wirkten als Beichtväter bei den verschiedenen Schwesterngemeinschaften und in umliegenden Pfarreien. Beim Neubau der Wallfahrtskirche ab 1949 unter Prior Pater Alexander Schultes halfen viele Freiwillige aus Schwandorf und Umgebung mit. Der moderne Bau wurde nach Plänen des Regensburger Regierungsbaumeisters Franz Seraph Günthner errichtet. Unter der künstlerischen Leitung des akademischen Malers Blasius Spreng aus München wurde er mit zeitgenössischen Werken des Malers Josef Trautner und der BildhauerInnen Agnes Fischer und Reinhold Grübl ausgestattet. Es entstand ein Gesamtkunstwerk, das den Pilgern eine neuzeitliche künstlerische Umsetzung der traditionellen Inhalte des christlichen Glaubens bietet. Die feierliche Einweihung des Gotteshauses, dessen Unterkirche als Begräbnisstätte der Verstorbenen des Karmelitenklosters dient, nahm der Regensburger Weihbischof Josef Hiltl am 2. Juli 1960 vor. Große kirchliche Ereignisse waren die Priesterweihen, die 1959, 1963 und 1984 auf dem Kreuzberg stattfanden. 1967 erfolgte die Erhebung zur Pfarrei „Unsere Liebe Frau vom Kreuzberg“, für deren Betreuung die Karmeliten seitdem verantwortlich sind. Pater Othlo wurde am 8. Januar 1968 als erster Pfarrer installiert. 1973 nahm man ein neues Pfarrzentrum in Betrieb. Zur Vorbereitung auf das 300-jährige Wallfahrtsjubiläum 1979 wurden Kirche und Kloster grundlegend renoviert. Das Wallfahrtsbild erhielt zwei goldene Kronen, die von Papst Johannes Paul II. gesegnet wurden. Zehn Jahre später beging der Konvent das 100-jährige Jubiläum der Karmeliten auf dem Kreuzberg. Seitdem nahm die Zahl der Brüder jedoch beständig ab. Wegen des Nachwuchsmangels wurde das Kloster im Oktober 2009 indischen Mitbrüdern der Unbeschuhten Karmeliten übergeben, die zur St. Thomas Provinz des Ordens (OCD) gehören.

Die restlichen deutschen Brüder kehrten in das Kloster am Regensburger Kornmarkt zurück, von wo aus 1889 die ersten Karmeliten gekommen waren. Unter dem Inventar, das auf dem Kreuzberg zurückblieb, befindet sich auch eine umfangreiche, aus rund 25.000 Bänden bestehende Bibliothek, die während der über 300-jährigen Wallfahrtsgeschichte zusammengetragen wurde, darunter Folianten aus der Barockzeit, Bibeln aus allen Epochen, Enzyklopädien, Biografien, Heiligenlegenden, philosophische, geschichtliche und juristischen Fachliteratur, sowie ein umfangreicher Bestand an Regionalliteratur. Sie soll nach Zustimmung aller erforderlichen Stellen dem Stadtarchiv Schwandorf eingliedert werden.

2019 sorgte der Schwandorfer Konvent für die Besetzung des neu gegründeten Karmelitenklosters auf den Eichlberg bei Hemau (siehe dort) mit Brüdern. Dem Schwandorfer Konvent gehören gegenwärtig (2020) drei Karmeliten an. Das Amt des Priors und Pfarrers hat P. Francis Lawrance inne. Die Brüder erfüllen Aufgaben in der Pfarrei und betreuen die Pilger, die auf den Kreuzberg kommen. Die größten Wallfahrten finden an Christi Himmelfahrt (40. Tag nach Ostern), zum Skapulierfest (3. Sonntag im Juli) und zum Patrozinium Mariä Himmelfahrt (15. August) statt.


(Christine Riedl-Valder)


Link:

http://www.kreuzberg-schwandorf.de/

http://www.karmelitenkloster-stjoseph.de

http://www.ocarmstthomasprovinceindia.com/about.php



 

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