Pfarrkirchen, Salvatorkolleg Gartlberg – Religiöses Zentrum der Region
Nachdem die Franziskaner 1802 im Zuge der Säkularisation den Gartlberg verlassen mussten, sollte es 120 Jahre dauern, bis sich wieder Ordensleute fanden, die die einstmals bedeutende Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes betreuen. Die Gemeinschaft der Salvatorianer wurde 1881 von dem deutschen Priester Johann B. Jordan (1848–1918) als apostolische Lehrgesellschaft ins Leben gerufen. Ihr Auftrag besteht darin, die Lehre Christi zu verkünden, zu verbreiten und zu verteidigen. Nach dem Ersten Weltkrieg fassten die Salvatorianer in Bayern zuerst 1919 im nahegelegenen Griesbach Fuß. Am 8. Dezember 1921 zog Pater Elias M. Frey als Oberer zusammen mit drei weiteren Patres und einem Bruder in das Priesterhaus auf dem Gartlberg, um als Seelsorger die Pilgerbetreuung und die Leitung der Exerzitien zu übernehmen. Schon bald wurde der Ort wieder zu einer viel besuchten Mariengnadenstätte. Das hier gegründete Kolleg entwickelte sich zu einem Zentrum des religiösen Lebens im Rotttal und darüber hinaus zum Mittelpunkt der salvatorianischen Volksmissionen im deutschen Sprachraum.
Nach einer grundlegenden Renovierung der Marienkirche, wofür die Salvatorianer im ganzen Rottal Geld einsammelten, konnte 1959 die 300-Jahrfeier der Wallfahrt mit einem großen Festakt gefeiert werden. 1963 eröffneten die Fratres hier ein Schülerheim, das für den Ordensnachwuchs gedacht war. Aufgrund des großen Zuspruchs, den die Einrichtung hatte, wurde vier Jahre später ein Erweiterungsbau nötig. Die Knaben besuchten das staatliche Gymnasium in Pfarrkirchen. Viele von ihnen entschieden sich nach dem Abitur für einen geistlichen Beruf. 93 Jahre lang versahen die Salvatorianer ihren Dienst in der Wallfahrtskirche Gartlberg, im Salvatorkolleg, im Krankenhaus und bei vielen Aushilfen und Volksmissionen. Aufgrund der stark rückläufigen Mitgliederzahlen gab die Ordensgemeinschaft im Sommer 2014 ihre Niederlassung auf dem Gartlberg auf. Zwei Brüder zogen in das Kloster Maria Steinbach, zwei andere wechselten in das Kolleg Bad Wurzach. Nachdem sie sich schon 2006 vom Klosterberg in Passau verabschieden mussten, sind die Salvatorianer damit im Bistum Passau nicht mehr vertreten. Die Diözese Passau nahm daraufhin ihr Vorkaufsrecht in Anspruch, um das Kloster und das Begegnungshaus zu erwerben und engagierte sich für eine Neubesetzung. Sie wird im September 2015 durch zwei Patres aus dem Paulinerorden erfolgen.
(Christine Riedl-Valder)
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