Kostenz, Barmherzige Brüder – Erholung in der Abgeschiedenheit des Bayerischen Waldes
Frater Heinrich Humbs, Provinzial der Barmherzigen Brüder in Bayern, erwarb 1899 bei St. Englmar von dem Bauer Georg Hiendl das 700 Jahre alte Hofgut Kostenz mit 231 Tagwerk Acker, Wiesen, Wäldern und Viehbestand, um hier in der Einöde ein Erholungsheim für Geistliche zu schaffen. Mithilfe italienischer Ziegelarbeiter wurden aus dem Lehmboden die nötigen Mauersteine für das neue Hauptgebäude geformt und gebrannt. Am 10. Dezember 1900 erfolgte die kanonische Errichtung des Klosters, am 24. Juli 1901 die feierliche Einweihung des neuen Hauses mit einer Kapelle zu Ehren der Schmerzhaften Muttergottes durch Generalvikar Dr. Franz Xaver Leitner aus Regensburg. In der Folgezeit wurde die gesamte Ökonomie mit Ställen, Wirtschaftsgebäuden, Säge- und Elektrizitätswerk, Obst- und Gemüsegärten instand gesetzt. 1903 zählte man bereits 50 Kurgäste; außerdem lebten 16 Dauerpensionäre im Haus. Exprovinzial Heinrich Humbs, der von 1905 bis 1914 als Prior wirkte, experimentierte mit verschiedenen Lärchen- und Kiefernarten für den Wald, der die wirtschaftliche Grundlage der Niederlassung darstellte. Zum Kloster gehörten 1905 zwölf Brüder; 1935 erreichte es seine größte Belegung mit 18 Brüdern. Bis 1965 reduzierte sich der Konvent auf sieben Brüder.
Da nach dem Ersten Weltkrieg die Erholungsgäste ausblieben, diente das Haus ab 1920 als Kinderheim. Von 1942 bis 1968 wurde hier ein Lungensanatorium für die jüngsten Patienten betrieben. Prior Sola Meyer gelang es 1962, durch die Umstellung von Acker- auf Weidebetrieb die Rentabilität der Landwirtschaft für die folgenden Jahre wesentlich zu steigern. Hohen Besuch konnte die Einöde 1964 verzeichnen, als Ordensgeneral Hyginus Aparicio zur Visitation kam und die moderne Ökonomie des Klosters und den Neubau des Exerzitienheimes würdigte. 1969 zog das Kinderheim aus Wallersdorf zusammen mit den Dillinger Franziskanerinnen nach Kostenz. Damit wurde das St. Johannesheim begründet, eine Fördereinrichtung, die bis in die Gegenwart sozial benachteiligte und in ihrer Entwicklung gefährdete Kinder betreut. Zehn Jahre später erteilte die Regierung von Niederbayern die Genehmigung für die heilpädagogische Ausrichtung des St. Johannesheims. Die Anlage wurde durch Freizeit- und Sporteinrichtungen erweitert. Bis 2010 erfolgten umfassende Renovierungen, ein behindertengerechter Ausbau und die Angliederung von Tagungsräumen und einer Gaststätte. Das denkmalgeschützte Klosterensemble Kostenz unter der Trägerschaft der Barmherzigen Brüder bietet heute neben der heilpädagogischen Betreuung von Kindern und Jugendlichen auch sozialpädagogische Familienhilfe. Seminar- und Urlaubsgäste erwartet erholsamer und anregender Aufenthalt mit ganzheitlichem Angebot.
(Christine Riedl-Valder)
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