Fremdingen, Dominikanerinnenkloster Maria de Victoria – beliebter Kräutertee von fleißigen Schwestern
Die Gründung des Dominikanerinnenkloster in Fremdingen geht zurück auf das Jahr 1721, als einige „Bet-Töchter“ begannen, zusammen mit Gertraud Mayr in deren Schneiderhäuslein nahe der Pfarrkirche St. Gallus ein gemeinsames geistliches Leben zu führen. Bei der Hausbesitzerin handelte es sich um die Schwester des Priesters Ignaz Mayr, der von 1706 bis 1743 als Pfarrer in Fremdingen wirkte. Da die Jungfrauen ihr Kloster ohne namhafte Stiftung gründen und allein durch Handarbeit ihren Lebensunterhalt bestreiten wollten, verweigerten ihnen der Augsburger Bischof Alexander Sigismund von der Pfalz und die Freiherren von Welden als Inhaber der Herrschaft Hochaltingen, jahrelang die Anerkennung. Die spätere Priorin Magdalena Schimmel reiste daraufhin in das Franziskanerkloster nach Kaufbeuren, um bei der bekannten Visionärin Kreszentia Höß (2001 heiliggesprochen) Rat zu suchen. Diese prophezeite ihr, dass ihre Gemeinschaft in Zukunft zwar keinen großen Reichtum erlangen, aber viele Gefahren überstehen würde. Tatsächlich wurde das Frauenkloster in Fremdingen wenig später genehmigt. In den folgenden Jahren gelang es den Frauen, ihr Schneiderhäuschen zum Kloster umzubauen. Es war der Ausgangsbau für den Westflügel der nachmaligen dreiflügeligen Klosteranlage am Kirchberg. Am 4. August 1737 erhielten die sieben ersten Nonnen das Ordenskleid überreicht, legten die Profess ab und bezogen in feierlicher Prozession ihr Kloster. 1739 wurde M. Josepha Theresia Schimmel zur Priorin erwählt. Sie blieb in diesem Amt bis zu ihrem Tod 1779. Die Nonnen, die beim Eintritt in das Kloster ihr Heiratsgut und Erbe in die Gemeinschaft einbrachten, mussten in den nächsten Jahren einige Bauvorhaben finanzieren. Sie verbanden ihr Haus durch einen geschlossenen Klausurgang mit der Pfarrkirche und errichteten 1747 im Osten das so genannte Beichtvaterhaus, in dem der für das Kloster zuständige Priester eine Wohnung erhielt. Ein Querbau im Norden vervollständigte die Anlage, die sich nach Süden hin öffnet.
Schon bald nach der Gründung richteten die Schwestern in ihrem Haus die erste „Kräuterstube“ ein, da das Sammeln und Trocknen heilsamer Pflanzen von Anfang an eine ihrer Haupttätigkeiten darstellte. Der Verkauf von Gesundheitstees entwickelte sich schon bald zu einer willkommenen Einnahmequelle für das Kloster. Im Westflügel der Anlage wurde daher in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Apotheke eingerichtet, die sich bis heute erhalten hat und in der über sechzig verschiedene Kräuter und Tees zum Verkauf angeboten werden. Daneben bewirtschafteten die Schwestern eine große Landwirtschaft mit ausgedehntem Waldbestand, betrieben eine Flachsspinnerei, eine Zuckerbäckerei, sowie eine Bier- und Weinschänke. Innerhalb von 60 Jahren hatte die Gemeinschaft einen ansehnlichen Besitz aufgebaut. Bis Ende des 18. Jahrhunderts traten insgesamt 50 junge Frauen in das Kloster ein.
Ab dem Jahr 1800 erlitt die Gemeinschaft jedoch durch den Einfall der Franzosen und die Ausbeutung durch die Soldaten den finanziellen Ruin. Bei der zwei Jahre später erfolgten Säkularisation fiel das Kloster an das Fürstentum Oettingen-Spielberg. Die Nonnen durften daraufhin keine Güter mehr verkaufen und keine Novizinnen aufnehmen. Sie bewohnten weiterhin das Kloster, bewirtschafteten die Ökonomie und ernährten sich von ihrer Arbeit und dem Verkauf aus ihrer Tee-Apotheke. 1822 gehörten nur noch zehn Schwestern dem Konvent an. Im gleichen Jahr wandte sich Oberin Euphemia Heider an den Fürsten von Oettingen, den Augsburger Bischof und den bayerischen König mit der Bitte, die rechtliche Situation ihrer Gemeinschaft zu überdenken. 1826 erhielten die Dominikanerinnen ihren Besitz zurück und zwei Jahre später wurden zum ersten Mal wieder Kandidatinnen eingekleidet. Neben ihrem geistlichen Leben engagierten sich die Dominikanerinnen in der Folgezeit erneut bei der Pflege ihres Kräutergartens, dem Sammeln der Heilpflanzen, dem Verkauf von Tees und gesunden Aufgüssen in ihrer Apotheke und dem Betrieb einer Teestube. Zum finanziellen Unterhalt trugen außerdem eine Nähschule, ein Kindergarten, Krankenpflege und der Mesnerdienst bei. In den rund 100 Jahren seit der Wiedereröffnung 1826 traten etwa 40 junge Mädchen in das Kloster ein. Aufgrund fehlendem Nachwuchses musste sich die Fremdinger Gemeinschaft 1930 zur Aufgabe der Selbstständigkeit und zur Angliederung an das Dominikanerinnenkloster St. Ursula in Augsburg entschließen. 2001/02 renovierten die Schwestern das Beichtvaterhaus, richteten einen Seminarraum und sieben Gästezimmer mit Nasszellen ein, um hier religiöse Fortbildungsveranstaltungen durchzuführen. Zum Konvent gehören gegenwärtig drei Dominikanerinnen. Der von ihnen zubereitete Fremdinger Tee erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit.
(Christine Riedl-Valder)
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http://www.kloster-fremdingen.de/