Cham Kloster Maria Hilf


 

GESCHICHTE

Cham, Kloster Maria Hilf der Redemptoristen – Ort der Einkehr und Gottesbegegnung

 

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war die Bevölkerungszahl in Cham stark gestiegen. Um die pastorale Betreuung zu sichern, wandte sich der Seelsorger der Stadtpfarrei St. Jakob, Geistlicher Rat Michael Schmidt, 1894 an den Provinzial der Kongregation des Heiligsten Erlösers (Redemptoristen) in Gars mit der Bitte, eine Niederlassung des Ordens in Cham anzusiedeln. Der Antrag wurde anfangs zögerlich behandelt. Als der Stadtpfarrer jedoch Unterstützung durch den Diözesanbischof Ignatius von Senestrey erhielt und als Alternative die Kapuziner ins Gespräch kamen, gab der Orden 1896 seine Zustimmung. Die königliche Regierung und das Kultusministerium verweigerten zunächst die Genehmigung; erst nach einer Bittschrift an das Staatsoberhaupt Prinzregent Luitpold (1886?1912) konnte 1899 die Ansiedlung erfolgen. Eine zentrale Forderung der Regierung war jedoch, dass sich die Patres, deren Anzahl auf zehn beschränkt wurde, nicht in kontemplativer Zurückhaltung absondern, sondern in der praktischen Seelsorge engagieren und ihre Kirche stets für die Bevölkerung offen halten. Der Religionsunterricht in den Schulen war ihnen jedoch verboten.

 

Im April 1900 begann unter der Leitung des ersten Superiors Pater Josef Schleinkofer (1853?1928) der Bau eines stattlichen Klosters aus rotem Backstein, das bis heute die Altstadt von Cham dominiert. Die nach Plänen des Münchner Architekten Ludwig von Stempel errichtete Anlage erwies sich von Anfang an als zu klein, sodass sie der Superior ohne weitere Genehmigung in größeren Dimensionen errichten ließ. Dies hatte den drohenden Abriss zur Folge. Erst durch die Unterstützung des Chamer Landtagsabgeordneten Josef Witzelsberger durften die Arbeiten fortgeführt werden. Aufgrund des felsigen Geländes musste der Chamer Baumeister Josef Wiesbauer die Fundamente für die dreischiffige Basilika mühselig heraushauen lassen und die Türme, deren Höhe wegen der Hanglage um zwei Meter differenziert, über dem östlichen Abschluss des Langhauses platzieren. An den Chor anschließend wurden das Konventgebäude und das Exerzitienhaus errichtet. Bis 1902 war der Kirchenbau in neugotischer Formensprache vollendet. Abschließend wurde in den Giebel der Westfassade eine vier Meter hohe Statue des Christus Salvator aus Kelheimer Marmor eingefügt. Für die Auffahrt zur Klosteranlage importierte man von einer Pariser Firma aus Erz gegossene Figuren der Zwölf Apostel sowie eine Schutzengelgruppe, die in Nischen der flankierenden Backsteinmauer platziert wurden. Bis 1908 vollendete man die Inneneinrichtung des Gotteshauses im Nazarenerstil mit großen Leinwandbildern und Fresken, gemalt von dem Laienbruder Max Schmalzl aus Falkenstein, sowie Ornamentmalereien, die die Mitbrüder Cyriak und Paschalis anfertigten, und Glasmalereifenstern der Münchner Firma Hans Bockhorni junior. Das Zentrum des Gotteshauses bildet die in den Hochaltar integrierte Ikone der „Mutter von der immerwährenden Hilfe“. Der Regensburger Bischof Antonius von Henle zelebrierte am 2. September 1908 die Weihe unter dem Patrozinium Maria Hilf.

 

In der Folgezeit unterstützten die Redemptoristen den Stadtpfarrer beim Gottesdienst, in der Predigt, Beichte, der Krankenseelsorge, leisteten in allen pastoralen Bereichen Hilfe und erwarben sich damit die Anerkennung der Bevölkerung. Eine Besonderheit ihrer Kirche stellt die große Krippe im Nazarenerstil dar, die seit 1907 das ganze Jahr über einzelne Szenen aus der Bibel zeigt. Das Exerzitienhaus diente im Ersten Weltkrieg als Lazarett, im Zweiten Weltkrieg zusätzlich als Kaserne und Kinderheim. Ab 1946 waren hier mehrere Monate lang die Chamer Maristenschulbrüder untergebracht, bevor die Redemptoristen wieder ihre pastorale Bildungsarbeit aufnehmen konnten. Um 1965 siedelte sich eine Gruppe der Missionsschwestern vom Heiligsten Erlöser an. Sie unterstützen seitdem die Patres bei der Führung des Exerzitienhauses. Das Gebäude wurde im Lauf der Zeit mehrfach erweitert und in den 1980er- und 1990er-Jahren saniert. 1989 erwarb der Landkreis Cham das Kloster und richtete darin die überörtliche Musikschule ein; der Konvent zog in das Exerzitienhaus um. Mit Kursangeboten, Gemeinschaftsprojekten und geistlichen Impulsen erfüllt die Chamer „Marienburg“ mittlerweile seit über einem Jahrhundert ihre Aufgabe als Seelsorgezentrum für den Mittleren Bayerischen Wald.

 

 

(Christine Riedl-Valder)

 

 

Link:

 

www.exerzitienhaus-cham.redemptoristen.de

 



 

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