Franziskanerkloster Pfarrkirchen - Die Brüder auf dem Gartlberg
Die Ansiedlung der Franziskaner in Pfarrkirchen stand in engem Zusammenhang mit der wachsenden Volksfrömmigkeit in der Barockzeit. Seit 1660 betreuten alljährlich in den Sommermonaten einige Franziskaner aus Eggenfelden die 1659 entstandene Wallfahrt zu einem Bildnis der Schmerzhaften Muttergottes in einer Holzkapelle auf dem Gartlberg.
In den Jahren 1669 bis 1688 wurde auf der Anhöhe die heutige Wallfahrtskirche erbaut. Architekt war Domenico Zuccali, ein Mitglied der berühmten Graubündner Baumeisterfamilie. 1689 lieferte Giovanni Carlone, der Innengestalter des Domes zu Passau, die Stukkaturen.
Bereits ab 1680 lebten jeweils vier Franziskaner das ganze Jahr auf Kosten der Bürger im Ort. Die Errichtung eines eigenen Hospizes für die Franziskaner durch die Marktgemeinde Pfarrkirchen stieß jedoch lange Zeit auf den Widerstand der Diözese Passau. Erst die Fürsprache des Kurfürsten Max Emanuel ermöglichte 1724/25 den Bau. Gleichzeitig wurde das kleine Kloster unabhängig vom Konvent in Eggenfelden.
Wie im Wallfahrtshospiz der Franziskaner in Landau an der Isar lebten auch in Pfarrkirchen vier Patres und ein Laienbruder. Neben der Wallfahrtsseelsorge auf dem Gartlberg gehörte die Predigt in der Pfarrkirche zu ihren Aufgaben.
Die Aufhebung des Klösterchens erfolgte am 11. Februar 1802. Ein Pater galt, da gebürtiger Berchtesgadener, als "Ausländer" und musste das Kurfürstentum Bayern verlassen. Ein Pater wurde Weltpriester. Die beiden anderen verließen den Gartlberg am 24. Mai 1802. Sie kamen mit ihren Mitbrüdern aus Dingolfing zunächst nach Weilheim, dann nach Kaisheim. Der Laienbruder fand Aufnahme in Thierhaupten.
Anfang Juni 1802 wurde das Inventar des Hospizes versteigert. Das schlichte Gebäude erwarben im August 1802 gemeinschaftlich mehrere Bürger aus Pfarrkirchen. Später übernahm es wieder der Staat als Sitz des Bezirksamtes.
( Christian Lankes )