Schongau ? ein Karmel am Lech
Im heutigen Alten- und Pflegeheim der Heilig-Geist-Stiftung in Schongau wohnten vor 250 Jahren Mönche. 1719 ließen sich die Unbeschuhten Karmeliten in Schongau nieder, ein Jahr später wurde mit der Errichtung von Kirche und Kloster begonnen. Erste Vorarbeiten sind bereits 1716 in den Spitalsrechnungen nachweisbar, die Niederlassung der Karmeliten war somit schon länger geplant. Die Pläne für Kirche und Kloster der Karmeliten stammten vom Ordensarchitekten Dominikus Loipl, Joseph Schmuzer gilt als ausführender Architekt. Nach 15 Jahren Bauzeit konnte die Kirche 1735 geweiht werden, im Jahr zuvor war der Kirchturm fertig gestellt worden. Die Kirche wurde an Stelle einer älteren der hl. Anna geweihten Kapelle erbaut. Das Kloster war nach nur fünf Jahren Bauzeit schon 1725 bezugsfertig. Ein Vierteljahrhundert später wurde das Noviziatenhaus angebaut und im Rahmen der Arbeiten auch die angrenzenden Trakte auf drei Stockwerke erhöht.
Heute wirkt die schmucke barocke Westfassade mit dem Hauptportal innerhalb der engen Bebauung eher unauffällig. Eingezwängt zwischen der östlich liegenden Stadtmauer und den Häusern der Karmeliterstraße im Westen, ist es nicht leicht, die Wirkung der Heilig-Geist-Spitalkirche St. Anna für das Stadtbild von Schongau richtig zu beurteilen. Die Kirche hat einen eingezogenen rechteckigen Chor, dem im Osten ein Nebengebäude vorgesetzt ist, dem der Kirchturm angegliedert ist. Die Wandflächen des Langhauses sind im Inneren durch Pilaster gegliedert und werden durch ein mächtiges Hauptgesims optisch abgeschlossen. Aus den Pilastern ziehen sich Gurtbögen ins Tonnengewölbe. Auch die Seitenkapellen werden von einer Tonne überwölbt, Stichkappen bilden den Übergang zur Langhaustonne. Innerhalb der Gewölbeflächen fehlt jeglicher Schmuck. In vielen Fällen ruhen Karmeliterkirchen auf einem kreuzförmigen Grundriss, die Kirche von Schongau bildet mit ihrem undifferenzierten Longitudinalbau hier eine Ausnahme. G
Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1803 aufgehoben, die Mönche in das Zentralkloster Reisach verbracht. Mehrere Jahre hindurch diente die Kirche als Magazin, mit knapper Not konnte der Abbruch verhindert werden. 1815 wurde die Kirche wieder geöffnet, in den Jahren 1898 und 1961 innen sowie 1986 außen grundlegend restauriert.
Den Klosterkomplex selbst erwarb 1812 die Stadt Schongau und nutzte ihn ab 1815 als Spital. Seit 1988 ist das Altenheim im ehemaligen Karmeliterkonvent untergebracht.
(Laura Scherr)