Auf dem Würzburger Nikolausberg westlich des Mains grüßen drei Zwiebelhauben zur Festung Marienberg. Ein Kreuzweg mit zahlreichen Stufen führt von der Stadt hinauf zum ?Käppele?, der berühmten Wallfahrtskapelle.
Die ?Kapelle? verdankt ihren Ursprung der volkstümlichen Marienverehrung der Barockzeit. Mitten im Dreißigjährigen Krieg (1640) errichtete ein Mainfischer in seinem Weinberg ein Vesperbild mit der schmerzhaften Muttergottes. 1653 baute man um diesen Bildstock eine erste Kapelle. Sie fand regen Zulauf und musste vergrößert werden. Als zwischen 1685 und 1693 sieben nächtliche Lichterscheinungen beobachtet wurden, deutete man dies als Zeichen der Anwesenheit Mariens bei ihrem Gnadenbild.
Die Zahl der Wallfahrer nahm beträchtlich zu. So legte 1748 der Abt Oswald Loschert des Prämonstratenserklosters Oberzell den Grundstein für eine neue Kirche. Zur ständigen Betreuung des Wallfahrtsortes wurden Kapuziner auf den Nikolausberg berufen und ein einfaches Hospiz errichtet. Seit 1749 bewohnen die Kapuziner dieses geschlossene barocke Ensemble.
Die 1750 geweihte Wallfahrtskirche entstand nach Plänen von Balthasar Neumann, des Hofbaumeisters der Würzburger Fürstbischöfe. Neumann entwarf einen Zentralbau mit zwei Türmen und einer Kuppel. Der Innenraum erhielt eine prächtige Ausstattung im Stil des Rokoko und Frühklassizismus. Die Fresken von Matthäus Günther aus Augsburg, der kurz zuvor die Klosterkirche Amorbach ausgemalt hatte, waren 1752 vollendet. Aus dem gleichen Jahr stammt die Orgel von Christian Köhler aus Frankfurt, die 1991 in den Urzustand rekonstruiert wurde. Den Stuck des Innenraums trug der Wessobrunner Meister Feichtmayer bei, der später in Vierzehnheiligen tätig wurde. Seit 1754 feiert im Käppele monatlich die Maria-Schmerz-Bruderschaft ihren Gottesdienst. Seit 1761 bieten Terrassen, Treppenanlagen und Kreuzwegstationen (vollendet 1799) einen Ausblick auf die Bischofsstadt und einen Prozessionsweg für die bis heute populäre Wallfahrt unter der Obhut der Kapuziner.
(Markus Schütz)