St. Magdalena in Würzburg ? Reuerinnen und Unbeschuhte Karmeliten
Sorge um das eigene Seelenheil und soziales Engagement führten in den Städten des 13. Jahrhunderts zur Stiftung zahlreicher neuer Klöster und Spitäler, die sich um Arme, Kranke und Randgruppen kümmerten. So entstand bei Würzburg in einem Garten der Vorstadt Sand zwischen 1224 und 1227 ein Haus für ehemalige Prostituierte. Gründer war der Kanoniker Rudolf, der 1224 zunächst in Worms eine Art Sozialstation errichtet hatte, aus der der Orden der ?Magdalenerinnen? oder ?Reuerinnen? hervorging. Seine Häuser boten gesellschaftlich geächteten Frauen mit dem klösterlichen Leben eine neue Perspektive.
Das Kloster ?In den Gärten? der ?Büßenden Schwestern? (?sorores paenitentes?) erhielt schon 1227 seine Anerkennung durch Papst Gregor IX. Er bestätigte dem Konvent die Ordensregel der Zisterzienserinnen. Zu diesem Zeitpunkt wohnten auch noch Laienbrüder und Priester beim Kloster. Die geistliche Aufsicht oblag der Zisterzienserabtei Ebrach.
Die Reuerinnen lebten zunächst nur von milden Gaben. Bald durfte das Kloster aber auch Besitz erwerben. Ab 1251 nahm man in St. Magdalena unbescholtene Frauen auf, doch verhinderte die Gründungsgeschichte lange Zeit, dass Frauen aus angesehenen Familien bei den Reuerinnen eintraten. Im Jahr 1255 konnte die Kirche fertig gestellt werden.
Erst um 1274 wechselte die Würzburger Gemeinschaft zur Regel des hl. Augustinus, die der Papst an sich schon 1232 für den Orden vorgeschrieben hatte. Da sie zu dieser Zeit auch in der Krankenpflege tätig war, nannte sie sich ?Lazariter?. 1286 erhielt der Würzburger Domdekan zusammen mit dem Generalpropst der Reuerinnen die Aufsicht über St. Magdalena. Zugleich wurde die Besitzausstattung des Klosters vermehrt, da es nun eine Mädchenschule betreiben musste. Für die Schwestern galt fortan die Klausur und die Pflicht zum Stundengebet. Als äußeres Zeichen wechselte die Farbe des Habits von weiß zu schwarz.
Vielleicht war es die ohnehin große Dichte an geistlichen Instituten in Würzburg oder auch eine Auswirkung der Reformation: 1547 bestand der Konvent nur noch aus vier Nonnen und 1564 galt das Kloster der Magdalenerinnen als ausgestorben.
Sechzig Jahre später wurde das verwaiste Kloster mit Mönchen besetzt. Obwohl in Würzburg am Marktplatz bereits ein Karmelitenkloster bestand, plante Fürstbischof Julius Echter die Ansiedlung von Unbeschuhten Karmeliten in seiner Residenzstadt. Die Unterstützung dieses Plans durch Kaiser Ferdinand II. ermöglichte 1627 die Einrichtung eines Konvents für den reformierten Zweig der Karmeliten. Der altbekannte Name der ?Reuer? übertrug sich bald auf die Unbeschuhten Karmeliten, die schon 1634 während der Pestepidemie in Würzburg ihre Bewährungsprobe erlebten.
Ein Neubau der Klostergebäude konnte nach Problemen mit der Finanzierung und infolge der schwedischen Besetzung erst 1652 begonnen werden. 1657 wurde die Klausur geschlossen. 1661 bezogen die Mönche ihr neues Dormitorium und das neue Refektorium. 1662 folgte die Grundsteinlegung zur neuen Klosterkirche. Sie wurde 1669 dem hl. Joseph und der hl. Maria Magdalena geweiht. Die Pläne stammten von Antonio Petrini und dem Flamen Johann Baptist von der Driesken. Letzterer hatte bereits in Augsburg und in Regensburg für die Karmeliten gebaut. Der tonnengewölbte Sakralraum mit einer Flachkuppel und der größten unterirdischen Grabanlage in Franken gilt als die erste Barockkirche in Würzburg.
1701 wurde der Karmel zum Studienkonvent der deutschen Ordensprovinz. Möglicherweise waren es die guten Kontakte des Priors Kajetan Beckert zum bayerischen Thronfolger Prinz Ludwig, durch die dem Konvent das Schicksal der Aufhebung erspart blieb. Auch die Zerstörung des Zweiten Weltkriegs überwanden die Karmeliten. Die Kirche wurde nach 1945 ? wenngleich ohne Rekonstruktion der alten Innenausstattung ? wieder aufgebaut. Seit 1949 beherbergt das Kloster auch das Studienseminar Johanneum.
(Markus Schütz)