In dem am Rande des Steigerwaldes gelegenen mittelfränkischen Bad Windsheim, das heute vor allem aufgrund seiner Mineralquellen bekannt ist, stiftete 1291 Albrecht von Gailingen ein Kloster der Augustiner-Eremiten. Mit dieser Gründung verband der Ritter für sein Geschlecht das Erbrecht auf ein Begräbnis in der Klosterkirche St. Augustinus. Sie wurde bereits 1295 geweiht. Schon bald nach der Stiftung erfolgte auch die päpstliche Bestätigung der geistlichen Gemeinschaft. Das Klosterareal erstreckte sich in der Folgezeit bis an die Stadtmauer. Zu ihm gehörten neben der Kirche ein Konventbau, weitere Wohnhäuser, dazu Gärten und Wirtschaftsanlagen.
Der Windsheimer Konvent spielte in der Geschichte seines Ordens nie eine dominante und überregional bedeutsame Rolle. In seinen mittelalterlichen Mauern herrschte jedoch reges geistiges Leben. Das beweisen viele Handschriften, die aus der alten Klosterbibliothek stammen. Im frühen 15. Jahrhundert war St. Augustinus bei der Bürgerschaft und dem umliegenden Adel als Grabstätte sehr beliebt. Dies beweisen zahlreiche Stiftungen aus jener Zeit. Wegen der Gottesdienstordnung lag der Konvent damals in heftigem Streit mit der Stadtpfarrei von St. Kilian. 1425 wurden die Auseinandersetzungen durch einen Vertrag beigelegt, der beide Parteien verpflichtete, ihre Messen künftig zu festgelegten Zeiten abzuhalten.
Im Lauf des 15. Jahrhunderts kam es im Kloster wiederholt zu groben Verstößen gegen die Disziplin. Auf Bitte des Rats der Stadt Windsheim beauftragte der Ordensgeneral 1435 den thüringischen Augustinervikar Heinrich Zolter, in Windsheim für Ordnung zu sorgen. Den Gegnern einer strengen Klosterzucht wurde der Aufenthalt in der Stadt verboten. An ihrer Stelle versetzte man Konventualen aus anderen Ordensniederlassungen nach Windsheim. Dazu gehörte etwa Pater Johannes Ludovici, der als Lektor tätig wurde und später als Provinzial des Ordens und Weihbischof von Regensburg Karriere machte. Aber erst unter dem neuen Vikar Paulus Weigel, der ab 1471 in Windsheim wirkte, konnten die innerklösterlichen Reformen wirkungsvoll umgesetzt werden.
Zu Pater Dr. Martin Luther vom Augustinerkloster in Wittenberg unterhielt der Konvent rege Beziehungen. Man nimmt an, dass sich der spätere Reformator auf dem Rückweg von seiner Romreise 1518 in Windsheim bei seinen Ordensbrüdern aufgehalten hat. Schon seit Beginn der religiösen Umwälzungen bestanden im Konvent starke Neigungen für die Lehre Luthers, der auch die Auflösung der Klöster und die Verwendung ihrer Finanzen für die Armenpflege und Seelsorge forderte. Der Windsheimer Konvent folgte dem Beispiel von Wittenberg und wurde zum Vorkämpfer der evangelischen Sache. Ein großer Teil der Mönche trat aus, andere versuchten den Klosterbesitz zu verkaufen. Zuletzt blieb nur noch der Prior Stephan Reiser mit zwei Mönchen übrig. Zu Beginn des Bauernkriegs stürmten im Mai 1525 die Aufständischen das Kloster. Eingeschüchtert übergaben die drei letzten Augustiner am 13. Mai 1525 das Kloster mit sämtlichen Besitzungen an den Rat der Stadt. Dieser übernahm es und versprach, die Güter für wohltätige Zwecke zu verwenden. Aus dem Vermögen des säkularisierten Klosters finanzierte der Rat später viele Schüler und Studenten und mancher Windsheimer Bürgersohn wurde als Stipendiat nach Wittenberg geschickt.
Die alte Klosterkirche wurde 1592 wegen Baufälligkeit größtenteils abgerissen. Nur der Chor, der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts neu erbaut worden war, blieb stehen. 1616 hat man ihn durch eine Westwand geschlossen. Sieben Jahre später wurde durch den Einzug einer Balkendecke ein Obergeschoss geschaffen und dort die Rats- und spätere Stadtbibliothek eingerichtet. Sie erhielt um 1740 neue Gewölbe. Die Klostergebäude beseitigte die Stadt im Jahr 1713.
(Christine Riedl-Valder)