Staufen (Oberstaufen)


 

GESCHICHTE

 

Oberstaufen, Kollegiatstift St. Peter und Paul – Bürgerliche Stiftsherren

 

 

 

Graf Hugo V. von Montfort-Bregenz erwarb 1311 die Burg Staufen mit Untertanen und Gütern von Marquard von Schellenberg. 1328 gründete Hugo an der dortigen Pfarrkirche unter dem Patronat der Heiligen Peter und Paul eine Propstei mit sechs Chorherren. Laut Urkunde vom 14. Januar 1328 bestimmte Bischof Rudolf, der 53. Oberhirte des damals zuständigen Bistums Konstanz, der ein Vetter des Gründers war, einen weiteren Kanoniker zum Propst und erhob das Gotteshaus zur Stiftskirche. Die Mitglieder des Kollegiatstifts stammten aus Bürgerfamilien. Der Propst, der vom Kapitel gewählt wurde, hatte eine Doppelpfründe inne und war zur ständigen Anwesenheit in Staufen verpflichtet. Die Pfründe wurden durch das Kapitel verteilt; bei Unstimmigkeiten oder Versäumnissen sollte der Abt des Klosters Mehrerau als Schiedsherr entscheiden. Zu den Aufgaben der Chorherren zählten die feierliche Gestaltung der Gottesdienste und die Seelsorge in der Region. Dem Stift war die Pfarrei Thalkirchen inkorporiert und seit 1375 die Pfarrei Zell, wo ab 1497 ein Chorherr als Benefiziat residierte. Zum Herrschaftsgebiet gehörten neben den Pfarreien Staufen auch Stiefenhofen und Aach sowie weitere 50 kleinere Dörfer. Nach dem Tod Graf Hugos 1338 wurde das Erbe seinem Vetter Rudolf V. von Montfort-Feldkirch zugesprochen, der die Feste und das Gut 1375 an Herzog Leopold III. von Österreich verkaufte. In der Folgezeit wechselte der Besitz noch mehrmals den Eigentümer.

 

Schon bald nach der Stiftsgründung wurde die Zahl der Weltpriester auf vier reduziert. Jeder Kanoniker verwaltete sein Vermögen selbst. Ihre Hinterlassenschaft fiel ursprünglich dem Grafen zu. 1530 verzichtete Graf Wolf von Montfort auf dieses Privileg. 1628 genehmigte das Ordinariat, dass das Brevier privat gebetet werden darf, mit Ausnahme der Sonntage, der Samstagsvesper und der Morgenandacht an Feiertagen. Ein Brand zerstörte im Jahr 1680 den Ort und beschädigte auch das Kirchengebäude, das aber wieder instand gesetzt werden konnte. Aber das Stiftsarchiv ging damals fast vollständig zugrunde.

 

1806 fiel die Grafschaft an das Königreich Bayern. Im Rahmen der Säkularisation wurde die Aufhebung der geistlichen Gemeinschaft angeordnet; die Maßnahme konnte jedoch erst 1812 durchgeführt werden. 1821 hat man das Dekanat Stiefenhofen mit der Pfarrei Staufen vom Bistum Konstanz abgetrennt und dem Bistum Augsburg zugesprochen; 1835 wurde der Ort in „Oberstaufen“ umbenannt. 1858 wurde nach einem Brand die Kirche mit Ausnahme des Turms abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Das alte Propsteigebäude diente bis 1953 als Pfarrhof; 1962 zog dort eine Apotheke ein, die noch heute besteht. Eine Inschrift im Giebel erinnert an das ehemalige Kollegiatstift.

 

 

 

Christine Riedl-Valder

 



 

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