Sparneck


 

GESCHICHTE

Sparneck ? die ?Frauenbrüder? vereinigten Kontemplation mit Aktion

Friedrich von Sparneck zu Sparneck und Waldstein stiftete um das Jahr 1455 in dem mittelalterlichen Markt Sparneck ein Kloster der Karmeliten. Dieser Orden hatte sich während der Kreuzzüge als Eremitenverband in den Tälern und Höhlen des Berges Karmel in Nordpalästina gebildet. Er war in Deutschland seit dem 13. Jahrhundert vertreten. Auf Bitte der Karmeliten modifizierte Papst Innozenz IV. im Jahr 1247 die Regel. Fortan war es ihnen erlaubt, sich in den Städten niederzulassen, bestimmte Haus- und Nutztiere zu halten und auf Bettelgängen und Reisen Fleisch zu essen; außerdem wurde das Schweigen auf die Nachtstunden reduziert. 1298 bestätigte Papst Bonifaz VIII. offiziell den Orden und stellte ihn den anderen Bettelorden gleich. Die Karmelitenbrüder vermittelten in den mittelalterlichen Städten eine christliche Spiritualität, die vielen Menschen Orientierung bot. Bis in unsere Zeit lebt der Karmel (der inzwischen in der ganzen Welt verbreitet ist) aus der für ihn so charakteristischen Einheit von Kontemplation und Aktion, dem leidenschaftlichen Verweis auf Gottes Gegenwart im konkreten Hier und Jetzt.

Das Karmelitenkloster Sparneck ist eine der spätesten Klostergründungen in Oberfranken. In der Münchberger Gegend ist sie die einzige Mönchsniederlassung geblieben. Die Klosterkirche zu Ehren des heiligen Veit ? einem der 14 Nothelfer ? wurde 1477 vollendet. Gemäß den Ordensrichtlinien handelte es sich um einen einfachen Saalbau. Christoph von Sparneck führte nach dem Tod des Vaters, der 1477 im Chor von St. Veit beigesetzt worden war, dessen frommes Werk zu Ende. Der dem heiligen Ägidius, dem Patron der Bettler und Hirten, geweihte Konvent ist erstmals in den Kapitelakten der oberdeutschen Provinz aus dem Jahr 1479 aufgeführt. Prior Johann Widl und die ersten Mönche sollen aus dem Karmelitenkloster in Bamberg gekommen sein. Die Herren von Sparneck sorgten für ihren Unterhalt. Sie übereigneten dem Konvent die Nutzung (Geld und Naturalien) aus den Bauernhöfen von Kleinlosnitz. Alle Bauern aus diesem Ort, später auch der Wirt von Sparneck, mussten ihre Abgaben (Zinsen, Fastnachtshennen, Gartenhühner, Eier, Käse) an das Kloster leisten. Außerdem kamen den Frauenbrüdern ? so nannte man seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bis hinein in die Neuzeit die Angehörigen des Karmelitenordens - die Erträge aus dem etwa sechs Tagwerk großen Mönchsteich im Brand südöstlich von Sparneck und aus zwei kleineren Weihern bei der Kleinlosnitzer Gemeinde zugute. Was die Mönche sonst noch zum Leben brauchten, mussten sie sich durch Almosensammeln oder ?terminieren? beschaffen. Damit sich die Konvente der Bettelorden nicht gegenseitig ins Gehege kamen, wurde jedem ein festumrissener ?Terminierbezirk? zugewiesen. Der Bereich der Sparnecker Karmeliten war eingeengt durch den der Bamberger Karmeliten und der Hofer Franziskaner. Er beschränkte sich auf die sparneckischen Verwaltungen Zell, Sparneck, Stockenroth, Weißdorf und Hallerstein sowie die markgräflichen Ämter Kirchenlamitz, Weißenstadt, Münchberg, Gefrees, Stammbach, Helmbrecht und Schauenstein.

Über die Zahl der im Kloster zu Sparneck lebenden Mönche herrscht Unklarheit. Sicher waren es jedoch mehr als drei. Als im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts die Reformation in das Fürstentum Brandenburg-Kulmbach einzog, löste sich der Konvent allmählich auf. Da ein eigener Prior bereits fehlte, waren die Brüder im Jahr 1513 dem Prior des Karmelitenklosters in Bamberg, 1529 dann direkt dem Vorsteher der Ordensprovinz unterstellt. Wolf von Sparneck, ein Enkel des Klostergründers Friedrich, berichtete dem Bischof von Bamberg wenig erfreuliche Vorkommnisse aus dem Kloster. Demnach soll einer der Mönche mit einem liederlichen Frauenzimmer durchs Land gezogen sein, ein anderer in den Bamberger Wirtshäusern herumgezecht haben. Im Jahr 1524 gab es in Sparneck noch drei Karmelitenbrüder. Als das Kloster nur noch den kranken Subprior beherbergte, sollen es die Herren von Sparneck geplündert haben. Nach langwierigen Auseinandersetzungen zwischen der Stifterfamilie auf der einen und der Ordensprovinz und dem Bamberger Bischof auf der anderen Seite wurde das Kloster 1562 aufgehoben.

Während die Klostergebäude schon Mitte des 16. Jahrhunderts ruinös waren, blieb die Klosterkirche St. Veit erhalten. Sie wurde unter Christoph Haller von Hallerstein, der vorübergehend die sparneckischen Güter besaß, noch vor 1563 zur evangelischen Pfarrkirche erhoben und in den folgenden Jahrhunderten nach und nach vergrößert. 1665 hat man das Langhaus verlängert und einen Turm angefügt. Von 1825?1861 wurde die ehemalige Klosterkirche im neugotischen Stil umgebaut. Der Chor, in dem noch ein spätgotisches Sakramentshäuschen steht, stammt aus der Gründungszeit des Klosters. Das einstmals hier befindliche, aus Fichtelgebirgsmarmor gehauene Monument des Klosterstifters aus dem Jahr 1477 wurde ins Turmuntergeschoss übertragen. Die Kirche beherbergt Grabdenkmäler des 15. und 16. Jahrhunderts, die an das Wirken der Karmeliten in Sparneck erinnern.

Christine Riedl-Valder



 

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