Das Gebiet zwischen Main und Donau wurde im frühen Mittelalter von Westen und vom Südosten her kolonisiert und missioniert. Ein Beispiel dafür ist die Gründung von Spalt im Sualafeld als ein fränkisches Urkloster am Verbindungsweg von Nord nach Süd. Am Ende des 8. Jahrhunderts bildete sich hier eine Gemeinschaft von Klerikern unter dem Patrozinium St. Salvator. Laut Schenkungsurkunde von 792 unterstand Spalt dem Domkloster St. Emmeram in Regensburg, dessen Abt Adalwin (reg. 781817) zugleich das Bischofsamt innehatte. Um das Kloster bildete sich an der Rezat schon früh eine Ansiedlung von Fischern.
Kaiserin Adelheid, die Mutter Konrads II., und Bischof Gebhard von Regensburg wandelten durch eine Schenkung im Jahr 1037 die klösterliche Gemeinschaft in ein Kanonikerstift um. Der Propst des Kollegiatstifts wurde in Zukunft stets aus den Reihen des Regensburger Domkapitels gestellt. Den Dekan wählte das Kapitel, das erst aus neun, später dann aus acht Kanonikern und fünf (nicht wahlberechtigten) Vikaren bestand. Die Stiftsherren waren überwiegend bürgerlicher Abstammung.
In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts begann man mit dem Bau einer dreischiffigen, kreuzförmigen Basilika mit Krypta und zwei Westtürmen. Mit der Weihe der neuen Kirche durch Bischof Otto (reg. 11821895) fügte man zum Kirchenpatrozinium Mariä Himmelfahrt den hl. Emmeram hinzu. Nachdem der Bischof von Eichstätt und der Nürnberger Burggraf Konrad 1295 in Spalt ein zweites Stift, nämlich St. Nikolaus, begründet hatten, nutzte man die Kirche vorerst für beide geistliche Einrichtungen: Der Chor war der alten, das durch eine Mauer abgetrennte Langhaus, das der Muttergottes geweiht war, der neuen klösterlichen Gemeinschaft St. Nikolaus vorbehalten. Handgreifliche Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der beiden Stifte verhinderten jedoch eine längerfristige gemeinsame Nutzung. Um 1320 erhielt das neue Stift dann seine eigene Kirche. Die Trennmauer wurde später durch einen Lettner ersetzt. Um die Wende zum 14. Jahrhundert war St. Emmeram fast erloschen: 1295 berichten die Quellen von drei Kanonikern, im Jahr 1301 nur noch von einem Kanonikus. Mit der Bestätigung der Statuten und Privilegien durch Bischof Markwart von Eichstätt wurde jedoch 1323 die Basis zur Erneuerung gelegt. 1353 konnten die Einnahmen gesteigert werden, da die Pfarreien von Hagsbronn und Wasserzell inkorporiert wurden. St. Emmeram verfügte nun über zwei Pfarrstellen, ein Vikariat und 25 Bauernhöfe. Im Vergleich zu dem jüngeren Stift St. Nikolaus war es freilich nur halb so gut dotiert.
Die Auswirkungen der Reformation sorgten dafür, dass das Stift im 16. Jahrhundert verfiel und die meisten seiner Güter verlor. 1601 hatte es nur noch vier Kanoniker. Im Jahr 1619 wurden die beiden Stifte St. Emmeram und St. Nikolaus vereinigt (zur weiteren Geschichte siehe: Spalt, Vereinigte Stifte).
(Christine Riedl-Valder)