Spalt, St. Nikolaus


 

GESCHICHTE
St. Nikolaus in Spalt ? Konkurrenz für St. Emmeram

Im Bemühen um geistliche Reformen entstand an der Wende zum 13. Jahrhundert in Spalt in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem alten Stift zu St. Emmeram, dessen Propst vom Regensburger Bischof ernannt wurde, ein zweites selbstständiges Kollegiatstift, jedoch unter der geistlichen Leitung der Diözese Eichstätt. Die wirtschaftliche Grundlage hierfür stellten im Jahr 1294 der Nürnberger Burggraf Konrad der Fromme aus dem Geschlecht der Hohenzollern und seine Gemahlin Agnes von Hohenlohe zur Verfügung. Die nach strengen Regeln organisierte neue Klerikergemeinschaft wählte als Patron den hl. Nikolaus. Das Nikolaus-Patrozinium war in den fränkischen Flussuferstädten häufig und stets ? so auch in Spalt ? mit einer Fischersiedlung verbunden. 1295 erließ der Eichstätter Bischof Reinboto den Statutenbrief, in dem die Regeln des Zusammenlebens festgelegt waren. Die Kanoniker bei St. Nikolaus, wie bei St. Emmeram zumeist bürgerlicher Herkunft, unterlagen einer strengen Residenzpflicht. Der Stiftspropst wurde vom Bischof von Eichstätt aus den Reihen des hochadligen Domkapitels ernannt.

Das jüngere Stift St. Nikolaus wurde personell und materiell weit besser ausgestattet als das alte St. Emmeram. Es zählte zehn Kanoniker und sieben Vikare. Zum Besitz gehörten eine Reihe von Anwesen in Spalt sowie über 50 weit verstreut liegende Bauernhöfe. Auch wurde dem Nikolausstift die Pfarrei von Spalt zugewiesen. Eine eigene neue Kirche erhielten die Stiftsherren vorläufig jedoch nicht. Sie bekamen für ihr Chorgebet und die Gottesdienste der Pfarrgemeinde das Langhaus der romanischen Marienkirche des Stifts St. Emmeram. Jenem verblieb fortan nur noch der durch eine Mauer abgetrennte Chorraum. Diese Lösung führte jedoch zu Streitigkeiten und sogar tätlichen Auseinandersetzungen zwischen den Klerikern der beiden Stifte. Für ein Jahr verlegte deshalb der Bischof von Eichstätt das neue Stift in das benachbarte Abenberg. Bald wurde aber St. Nikolaus wieder zurück nach Spalt geholt. Die Kanoniker erhielten nun den so genannten Schildhof und einige andere Anwesen für den Bau einer eigenen Anlage. Aus einer ersten Nikolauskapelle entstand dann im frühen 14. Jahrhundert eine neue Stiftskirche St. Nikolaus, in der auch das Burggrafenpaar Konrad und Agnes eine Grablege erhielt.

Als die Reformation im Herrschaftsgebiet der Hohenzollern eingeführt wurde, blieb die seit 1297 zum Hochstift Eichstätt gehörige Stadt Spalt katholisch. Die Zahl der Stiftsherren nahm allerdings ab. Viele Kanoniker ließen sich beurlauben und zogen fort. Nach dem personellem Niedergang sollte St. Nikolaus mit dem Eichstätter Priesterseminar vereinigt werden, doch der tüchtige Stiftsdekan Wolfgang Agricola (amt. 1573?1601) brachte einen neuen Aufschwung zuwege. Mit dem konkurrierenden Stift St. Emmeram lag man traditionell in ständigem Streit, bis im Jahr 1619 die Bischöfe von Regensburg und Eichstätt beschlossen ihre beiden Stifte zu vereinigen (zur weiteren Geschichte siehe: Spalt, Vereinigte Stifte).

(Christine Riedl-Valder)



 

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