Zisterzienserinnen in Seligenporten ? adlige Wirtschaftskraft
Die Geschichte der Zisterze Seligenporten beginnt 1242 mit der Gründung eines Beginenkonvents, den Gottfried von Sülzburg und seine Frau Adelheid von Hohenfels als Hauskloster für 45 fromme Frauen ins Leben riefen. Sie schenkten dem Konvent die Hofstatt ?zu den Eichen? und andere Güter. Die erste Erwähnung des Klosters ?felix porta? 1247 beim Generalkapitel in Cîteaux hängt mit seiner Aufnahme in den Zisterzienserorden zusammen. Der Konvent wurde der Zisterze Heilsbronn unterstellt; die erste Äbtissin kam aus Maidbronn bei Würzburg. 1249 wurde die Klostergründung durch den Eichstätter Bischof Heinrich bestätigt und ein Schutzbrief Konrads IV. erteilt. Im Jahr 1355 verlieh Kaiser Karl IV. die Vogtei an die Kurfürsten von der Pfalz. Der adlige Frauenkonvent konnte bis zur Reformationszeit einen umfangreichen Besitz erwerben, sodass ihm um 1500 in 140 Orten 350 Hofstätten mit 550 Untertanen unterstanden.
1556 wurde die Zisterze mit der Einführung der evangelischen Kirchenordnung zwar nicht sogleich aufgelöst, doch 1565 verlor die letzte Äbtissin, Anna von Kuedorf, die Verwaltung der Zisterze, die nach dem Tod der letzten Konventualin 1576 in landesherrlichen Besitz überging.
Im Zuge der Rekatholisierung der Oberpfalz (1628) änderten sich die Verhältnisse: Ein Drittel der Seligenportener Einkünfte ging an das ehemalige Birgittenkloster Gnadenberg und somit seit 1667 an das neu gegründete Salesianerinnenkloster in München, während Kloster Seligenporten mit Besitz und Rechten von Kurfürst Max Emanuel 1692 dem neuen Salesianerinnenkloster in Amberg zugeschlagen wurde. Im Zuge der Säkularisation wurden die Klostergebäude 1802/03 an Privatleute verkauft und teilweise abgebrochen, während die Klosterkirche bereits 1669 zur Pfarrkirche geworden war und als solche erhalten blieb.
Der erneute Versuch einer Klostergründung erfolgte 1929 mit dem Kauf des stehengebliebenen Ostflügels durch Zisterzienser aus Bronnbach an der Tauber, die 1930 die Abtei Seligenporten gründeten. 1967 jedoch löste sich der Konvent freiwillig wieder auf, die Gebäude wurden verpachtet, später verkauft.
Der Klosterbezirk mit der Kirche, dem Konventbau, Bedienstetenwohnungen und dem ehemaligen Klostergasthaus von 1493 kann heute noch einen Eindruck der ursprünglichen Anlage vermitteln. Die ehemalige Klosterkirche Mariä Heimsuchung, heute Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, verdeutlich in für Altbayern einzigartiger Weise zisterziensische Baugepflogenheiten. Sie gehört mit 54 Metern Länge zu den größten erhaltenen Zisterzienserkirchen. Das Langhaus aus dem späten 13. Jahrhundert erhielt um die Mitte des 14. Jahrhunderts einen vorzüglichen hochgotischen Chor. Zu den herausragenden Ausstattungsteilen gehören neben dem Nonnenchor eines der ältesten erhaltenen gotischen Chorgestühle Deutschland (Mitte 14. Jahrhundert) und eine gotische Holztreppe mit Rautengittergeländer. Von den mittelalterlichen Konventgebäuden steht noch der nach einem Brand 1548 erneuerte dreigeschossige Ostflügel, dem durch den Münchner Architekten Friedrich Haindl sen. 1929/30 ein neuer Nordflügel hinzugefügt wurde.
Peter Morsbach