Franziskanerkloster Schleißheim-Mittenheim - Die Mönche des "Blauen Kurfürsten"
Als Keimzelle des späteren Klosters errichtete Herzog Wilhelm V. von Bayern um 1597 mit dem ersten Schlossbau in Schleißheim eine Klause. Sie war dem hl. Franz von Assisi geweiht. Als Klausner amtierte jeweils ein Kapuziner aus München.
Im Frühjahr 1702 überließ Max Emanuel, der "Blaue Kurfürst" der Türkenkriege, mit Zustimmung des Bischofs von Freising die Franziskusklause dem Münchner Konvent der Franziskaner. Durch den Spanischen Erbfolgekrieg (1704-1715) verzögerte sich die Errichtung eines Klosters. Als Wohnung diente den Schleißheimer Franziskanern deshalb bis 1718 der Kalvarienberg, eine weitere der insgesamt acht alten Klausen in der Umgebung des Schlosses. Die Klosterkirche konnte erst 1722 geweiht werden.
Den Unterhalt des Konvents bestritt seit der Gründung die kurfürstliche Hofkasse. Von 1747 bis zur Aufhebung der Franziskaner in Bayern befand sich in Schleißheim die Druckwerkstatt der Ordensprovinz. 1790 erhielt das kurfürstliche Schloss eine Hofpfarrei, die fortan von den Schleißheimer Franziskanern besetzt wurde.
Die Aufhebung des Konvents erfolgte am 30. März 1802. Fünf Patres und zwei Laienbrüder fanden Unterkunft im franziskanischen Zentralkloster Ingolstadt. Ein aus Berchtesgaden gebürtiger Pater mußte als "Ausländer" Bayern verlassen. Ein Laienbruder kam in das Kloster Benediktbeuren. Im Schleißheimer Kloster wurden vorübergehend zahlreiche Bauernfamilien aus der linksrheinischen Pfalz einquartiert, die vor den Franzosen geflüchtet waren. Im Sommer 1803 erwarb ein Kaufmann aus Düsseldorf den Komplex, um darin eine Textilfabrik einzurichten.
Im Jahr 1804 wurde die vormalige Klosterkirche abgebrochen. 1805 fiel auch der alte Bau der ursprünglichen Franziskusklause der Spitzhacke zum Opfer. Der erst 1791 angelegte Friedhof wurde aufgelassen und zur Jakobsklause nach Hochmutting verlegt, wo er noch heute besteht.
Die Besitzer und Nutzungszwecke des früheren Konventhauses und des Gutshofes wechselten ab 1805 in rascher Folge.
1909 kaufte der württembergische Baron Benno auf Wain das heruntergewirtschaftete Mittenheim, wie das Gut seit 1861 offiziell genannt wurde. Die Renovierung der Wirtschaftsgebäude und der Umbau des Klosters zu einer kleinen Schlossanlage wurden durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. Von 1914 bis 1919 diente der Gutshof als Kaserne für die bayerische Fliegertruppe, die nahe dem Schloss Schleißheim einen großen Flugplatz besaß.
1932 erwarb die Familie des Prinzen Biron von Kurland die Anlage. Im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit fanden in Mittenheim zahlreiche Flüchtlinge und Vertriebene eine neue Heimat.
( Christian Lankes )