Schamhaupten


 

GESCHICHTE

Kloster Schamhaupten – eine fruchtlose Stiftung

Das Kloster Schamhaupten (Lkr. Eichstätt) lag verkehrstechnisch günstig an der mittelalterlichen Handelsstraße von Salzburg nach Nürnberg (heute führt die Bundesstraße 299 von Altmannstein nach Beilngries direkt durch die Ortsmitte). In der Nähe der Schambachquelle steht die ehemalige Stiftskirche und heutige Pfarrkirche St. Georg. Sie ist das einzige Relikt des einstigen Augustiner-Chorherrenstifts an dieser Stelle.

Die bislang angenommene Ersterwähnung im Jahr 883 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster St. Emmeram in Regensburg hat sich als falsch erwiesen. Das darin erwähnte „Scammaho cum basilica“ bezieht sich nach neuestem Forschungsergebnis (siehe Emma Mages: Riedenburg) auf den Ort Schambach bei Straubing. Erst ab Ende des 11. Jahrhunderts ist hier ein Adelsgeschlecht  nachweisbar; 1097 werden Maganus und Berthold „de Scamahoput“ erwähnt. Auf dem Kästelberg, einer südlich des Ortes gelegenen, steilen Anhöhe, soll sich ihre frühmittelalterliche Burg befunden haben. Außer dem hohen Wallgraben ist davon nichts mehr erhalten. 1136/37 veräußerte Gertrud, die Witwe des Edlen Berthold von Schamhaupten, zusammen mit ihrer Tochter Luicarde ihre Erbgüter zur Errichtung eines Stifts für regulierte Chorherren nach der Regel des hl. Augustinus. Zur finanziellen Unterstützung der Neugründung überließ der Regensburger Bischof dem Kloster die Pfarrei Schamhaupten mit allen Rechten und Einkommen. Die Chorherren sollten unter dem Schutz und der Aufsicht des Bischofs stehen und das Recht haben, ihren Propst und Vogt frei zu wählen. Das neue Stift wurde mit Klerikern aus dem Regensburger Reformkreis besiedelt, die entweder aus Stift Rohr oder Stift St. Johann in Regensburg kamen. Obwohl auch die Adelsfamilien der Umgebung in der Folgezeit Schenkungen tätigten, war die wirtschaftliche Basis der Einrichtung zu mager, als dass sie sich jemals zu einer echten Blüte hätte entwickeln können.1183 überließ das Domkapitel zu Eichstätt die auf ihrem Grund erbaute Kirche des nahen Dorfes Pondorf dem Chorstift. 1303 erwarben die Chorherren die Kapelle von Steinsdorf.

Die Vogteirechte besaßen ursprünglich die Steiner, eine Seitenlinie der Abensberger mit Sitz in Altmannstein, seit Ende des 13. Jahrhunderts die Herren von Abensberg und andere Adelige. Die Herrschaft Altmannstein, zu der Schamhaupten gehörte, kam 1291 an den Herzog von Bayern. Trotz zeitweise guter Einkünfte verarmte die Gemeinschaft zusehends. 1435 lebten neben dem Prior nur noch fünf Kanoniker im Stift. Um die Verhältnisse zu sanieren, berief der Bischof von Regensburg 1441 Georg Marschalk vom Augustinerchorherrenstift Rebdorf bei Eichstätt als Propst nach Schamhaupten. Nachdem die Vogtei nach 1485 an die Herzöge von Bayern-München gefallen war, setzte sich Herzog Albrecht IV. für eine Reform ein. Trotz mehrfacher Visitationen und einer Neubesetzung mit Chorherren aus Rebdorf im Jahr 1491 konnte das Stift aber keinen Aufschwung nehmen. Anfang des 16. Jahrhunderts lasteten hohe Schulden auf der Einrichtung. Der Versuch der Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. den Komtur der Johanniterkommende von Altmühlmünster als Administrator einzusetzen, misslang. In der Folgezeit übernahmen Chorherren aus Rohr und Bernried das Propstamt in Schamhaupten. Der letzte Propst stammte aus Bernried; er ist 1550 belegt. Nachdem das Stift unbewohnt war, kam es 1554 unter weltliche Verwaltung. Auf Antrag von Herzog Maximilian I. bewilligte Papst Paul V. 1606 seine Auflösung und die Übergabe des Besitzes an die Universität Ingolstadt.

Von den Gebäuden der geistlichen Einrichtung hat sich nichts erhalten. Die Kirche wurde ab 1623 unter Einbeziehung des alten, spätgotischen Chors neu erbaut. Aus ihren Vorgängerbauten stammen noch einige Ausstattungsstücke, zum Beispiel das romanische Taufbecken an der Westwand und ein Tonkruzifix aus der Zeit um 1400 sowie Epitaphien der Familie von Muggenthal, den Besitzern der benachbarten Schlösser Neuenhinzenhausen, Sandersdorf und Hexenagger, denen die Stiftskirche ab 1471 als Familiengrabstätte diente.

(Christine Riedl-Valder/Emma Mages)

 

Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schamhaupten



 

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