Regensburg, Stadtamhof, St. Kassian


 

GESCHICHTE

Die Reformaten des Franziskanerordens in Regensburg und Stadtamhof 

Die Vorgeschichte des Klosters begann 1620. Damals wandte sich Pater Antonio von Galbiato, der Generalkommissar der Franziskaner-Reformaten, an Kaiser Ferdinand II. mit der Bitte in der lutherisch dominierten Reichsstadt Regensburg eine Niederlassung des Ordens errichten zu dürfen. Kaiser und Bischof unterstützten das Vorhaben, das sogar der Stadtmagistrat billigte. 1630 berief Bischof Albert IV. Freiherr von Törring zur Unterstützung seiner gegenreformatorischen Bestrebungen die Reformaten in die Stadt. Zur Seelsorge wurde ihnen die alte Pfarrkirche St. Kassian des Stifts zur Alten Kapelle zugewiesen. Als jedoch Ende 1633 die Schweden Regensburg eroberten, mussten die Reformaten aus der Stadt flüchten und kehrten erst im folgenden Jahr 1634 nach der Rückeroberung durch die katholischen Truppen zurück. 
Die Doppelnutzung von St. Kassian durch die Stiftsherren der Alten Kapelle und die Franziskaner blieb nicht ohne Schwierigkeiten. So verlegten die Mönche von 1638 bis 1652 ihre Niederlassung in das Pilgerhaus des 1633 zerstörten St. Katharinenspitals am Fuß der Steinernen Brücke.
Nachhaltige Förderung erfuhren die Reformaten durch den Regensburger Bischof Kardinal Franz Wilhelm von Wartenberg. Zwar scheiterte ihr Begehren nach Übernahme des alten Augustinerchorherrenstifts St. Mang, dennoch konnten die Bettelmönche 1650 den Grundstein für ein eigenen Kloster im bayerischen Stadtamhof legen. Im nördlich des Katharinenspitals gelegenen Färberviertel entstand bis 1652 das dreiflügelige Konventgebäude und 1653 folgte die Klosterkirche St. Franciscus Stigmaticus. Die von Frater Hugolin Partenhauser erbaute Kirche galt als eine der glanzvollsten in der Ordensprovinz. 1668-1688 entstand auch eine Antoniuskapelle. Zahlreiche Gönner ließen sich in der Klostergruft bestatten, unter ihnen auch Kardinal Wartenberg (gest. 1661), der zwar als Bischof im Regensburger Dom seine Grabstätte fand, jedoch seine Eingeweide hierher verfügt hatte. 
Zu seiner Blütezeit in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts umfasste der Konvent zwanzig Patres, vier Kleriker und sechs Laienmönche. Das Kloster besaß eine eigene Schule, wie die Anwesenheit von Professoren der Theologie und der Philosophie vermuten lässt. Von 1716 bis 1802 fungierte der Konvent in Stadtamhof als Studienkloster in den Fächern Philosophie, Kasuistik (1730-1780) und Kanonistik (1730-1784). Von 1785 bis 1791 ruhte der Lehrbetrieb. Durch die steigenden Studentenzahlen war 1717/18 sogar eine Erweiterung der Konventgebäude notwendig. 1744 wurde die Klosterkirche vergrößert.
Die Aufhebung des Konvents durch das Kurfürstentum Bayern erfolgte am 28. April 1802. Der Nord- und der Südflügel des Konventgebäudes kamen in private Hände. Der Westflügel blieb in Staatsbesitz und diente längere Zeit als Gefängnis. Die Gesamtanlage wurde 1891 abgebrochen. An ihrer Stelle entstand ein Neubau des Königlichen Amtsgerichts für den Bezirk Stadtamhof. Heute befindet sich hier am Franziskanerplatz Nr. 10 das Staatliche Vermessungsamt Regensburg. 
Die 1802 profanierte Klosterkirche kam in Privatbesitz und diente lange Zeit als Lagerhaus. 1910 wurde der Sakralbau bis auf die Grundmauern abgebrochen und durch ein viergeschossiges Wohnhaus (Franziskanerplatz 8) ersetzt.

( Peter Morsbach )



 

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