Herz Jesu in Stadtamhof - Vorbild für die Mädchenbildung
Die in Regensburg lebende Gräfin Metsch fasste um 1730 den Plan zur Gründung eines weiteren Frauenklosters in der Reichsstadt. Sie erbat hierzu eine Gruppe von fünf Chorfrauen aus dem 1711 gegründeten Eichstätter Stift Herz Jesu. Die Angehörigen der Kongregation von Notre Dame lebten nach der Regel der Augustiner-Chorfrauen, aber in strenger Klausur.
Die Klostergründung in Regensburg scheiterte. Eine Rückkehr nach Eichstätt war den Nonnen aus wirtschaftlichen Gründen jedoch nicht mehr möglich, da ihre früheren Plätze im Konvent schon wieder besetzt worden waren. So zogen sie auf den Rat des kurkölnischen Reichstagsgesandten Baron Karg hin auf das kurbayerische Territorium jenseits der Donau nach Stadtamhof. Dort erwarben sie 1733 für die Gründung des Klosters Herz Jesu ein Grundstück nordöstlich der Andreasstraße auf den so genannten "Manger Wiesen" von den Augustinerchorherren des Stifts St. Mang. In nur einem Jahr, von 1734 bis 1735, ließen die Frauen ein dreigeschossiges Konventgebäude mit Internatstrakt erbauen. Nachrichten zur Geschichte der Klosterkirche Herz-Jesu sind nicht bekannt. Es ist anzunehmen, dass es sich um einen Kapellenbau im Klausurgebäude handelte. Die Seelsorge für die Nonnen ("cura monalium") oblag den Chorherren von St. Mang.
Die Notre-Dame-Frauen widmeten sich der Erziehung junger Mädchen aus bürgerlichen und adligen Kreisen. Sie betrieben eine Volksschule und ein Pensionat für höhere Töchter. Durch diese schulische Tätigkeit legten sie gleichsam den Grund für die Entstehung des Ordens der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau. Die Gründerin Karolina (später: Maria) Theresia Gerhardinger (gest. 1879; selig gesprochen 1985) wurde 1797 als Schifferstochter in Stadtamhof geboren. Sie besuchte die Volkschule von Herz Jesu und arbeitete dort später selbst als Hilfslehrerin. Nach dem Vorbild der Chorfrauen von Notre Dame organisierte sie 1833 ihre Kongregation für Volks- und Freischulunterricht.
Am 25. Juni 1806 verfügte das Königreich Bayern die Auflösung des Klosters. Diese Anordnung wurde jedoch erst am 1. August 1809 vollzogen. Das Klostergebäude diente nach der Säkularisation vorübergehend als Lazarett. Von 1814 bis 1893 nutzte die bayerische Armee das Areal als "Notre-Dame-Kaserne". 1892 erwarb die Gemeinde Stadtamhof die Gebäude und errichtete darin 1895 wieder eine Schule. Sie trägt seit den 1970er-Jahren zur Erinnerung an Theresia Gerhardinger den Namen "Gerhardingerschule
Stadtamhof-Steinweg".
( Peter Morsbach )