Regensburg, Karmeliten (St. Oswald)


 

GESCHICHTE

St. Oswald in Regensburg ? Keimzelle der Karmeliten in Straubing

Die älteste Gründung eines Karmelitenklosters im Bistum Regensburg fand um 1290 in Regensburg statt. Zugleich sollte sie auch die kurzlebigste sein, denn schon 1367 übersiedelte der Konvent nach Straubing (siehe dort). Dort bestand er jedoch als einziges deutsches Karmelitenkloster ohne Unterbrechung bis 2016.

Der Regensburger Konvent war bei der alten Kapelle St. Oswald an der nordwestlichen Ecke der ehemaligen Stadtmauer (Weißgerbergraben 1 + 3, Engelburgergasse 2) angesiedelt. Um 1290 hatten hier die Bürger Karl Prager und Friedrich Auer das so genannte „Reiche Spital“ gegründet, dessen Seelsorge offensichtlich den Karmeliten übertragen war. Die älteste Urkunde datiert aus dem Jahr 1311, als Papst Clemens V. das Kloster unter seinen Schutz stellte. Später gewährten auch Papst Johannes XXII. (1319) und Kaiser Ludwig der Bayer (1330) den Regensburger Karmeliten ihren Schutz. Nach ihrer Ansiedlung übernahmen die Karmeliten das Patrozinium St. Oswald und errichteten zwischen 1290 und 1327 einen neuen Kirchenbau, dessen architektonisch anspruchsvoll gewölbter Chor unter dem Einfluss der Regensburger Dombauhütte entstand. Für die Seelsorger des Spitals gab es seit 1325 eine Kaplansstelle mit einem Wohnhaus in der Engelburgergasse. Nach dem Umzug der Karmeliten nach Straubing wurde die Klosterkirche weiterhin als Spitalkirche, später auch als Gemeindekirche (seit 1553 protestantisch), verwendet. Die Klostergebäude dienten als Spital. 1483 kam das Spital zusammen mit dem Gotteshaus in den Besitz der Stadt Regensburg. 1604/1605 wurde das Langhaus verlängert; ab 1708 hat man die Innenausstattung barockisiert. Ein westliches Vorhaus und einen Dachreiter erhielt die Kirche 1908. In den umgebauten Gebäuden des Klosters unterhält das Studentenwerk Regensburg seit 1976 die Wohnanlage „Oswaldstift“.
Die Gründe für die Verlegung des Konvents von Regensburg nach Straubing 1367 sollen in Auseinandersetzungen mit dem Regensburger Bischof Konrad IV. von Haimberg bestanden haben: Ein Karmelitenmönch soll von der Kanzel herab gegen die Erweiterung der Domkirche gewettert haben. Die tatsächlichen Gründe mögen in wirtschaftlicher Ursache zu suchen sein oder auch in der beständigen Hochwassergefahr, der sich das direkt an der Donau gelegene Kloster ausgesetzt sah. Am ehesten scheint die Vermutung zuzutreffen, dass Straubing für die Karmeliten einen erheblichen Standortvorteil bot, denn die Stadt diente Herzog Albrecht I. seit 1353 als Residenz und es gab dort noch keinerlei klösterlichen Niederlassungen. In Regensburg dagegen existierten damals neben den zahlreichen Klöstern der alten Orden bereits fünf Bettelordensklöster (Dominikaner und Dominikanerinnen, Franziskaner und Franziskanerinnen, Augustinereremiten).

( Peter Morsbach / Christine Riedl-Valder)



 

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