Regensburg, Karmeliten (St. Leonhard)


 

GESCHICHTE

Die Karmeliten am Alten Kornmarkt

Neben den Franziskaner-Reformaten, den Kapuzinern und den Jesuiten waren die Unbeschuhten Karmeliten der vierte Orden, der im Zuge der Gegenreformation nach Regensburg kam und dessen Ansiedlung vom Kaiserhaus gegen den entschiedenen Widerstand der Reichsstadt durchgesetzt wurde.
Ihre erste Niederlassung hatten die Karmeliten, nachdem sie von Kaiser Ferdinand II. 1634 nach der Rückeroberung Regensburgs gerufen worden waren, in der Johanniterkommende St. Leonhard im Westen der Stadt. Der Kauf eines Hauses am Jakobsplatz, dem heutigen Bismarckplatz, wurde 1640 von der Reichsstadt verhindert, der ein weiterer Orden innerhalb ihrer Mauern wenig willkommen war. Doch war die Stadt gegen den Ankauf des ehemaligen Bamberger und des Freisinger Bischofshofes, beide exterritorial, und des bürgerlichen Gasthauses zum Weißen Lamm am Alten Kornmarkt machtlos. Das Karmelitenkloster entstand mit nachdrücklicher Förderung durch das Kaiserhaus an der Ostseite des Kornmarktes nahe der alten Römermauer, die bis heute die Ostgrenze des Klosterareals markiert. Die Grundsteinlegung der Klosterkirche St. Joseph, die mit ihrer stadtrömischen Fassade einen völlig fremden, "gegenreformatorischen" Akzent in das Stadtbild brachte, fand 1641 in Anwesenheit Kaiser Ferdinands III. statt. Der Kaiser, ein herausragender Förderer des Ordens, und zahlreiche andere Persönlichkeiten und sogar die Stadt Regensburg (diese allerdings heimlich) stellten entsprechende Mittel zur Verfügung, sodass 1655 der Klosterbau abgeschlossen war. 
Die Einkünfte des Klosters, das sich zunächst durch den Bettel ernährte, verbesserten sich ab 1718 mit der Erfindung des so genannten Karmelitengeistes. Das bis heute hergestellte hochprozentige Kräuterdestillat sicherte dem Kloster sogar das Überleben während der Säkularisation. Offiziell wurde der Karmel am Kornmarkt zwar 1810 aufgelöst, doch blieben auf Anordnung König Maximilians I. der Prior und ein Frater zurück, um weiterhin auf staatliche Rechnung den Karmelitengeist zu produzieren. So konnten die Regensburger Karmeliten auch andere bedürftige Häuser des Ordens unterstützen. 1836 stellte König Ludwig I. das Kloster auf Fürsprache des Innenministers Eduard von Schenk wieder her.
Zwar wurde der größte Teil der Klostergebäude an Privatleute verkauft, doch das Kloster existiert bis heute.

( Peter Morsbach )



 

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