St. Johann Baptist - Augustinerchorherren und Kanoniker
Die Geschichte des Regensburger Stifts zu den Heiligen Johannes Baptist und Johannes Evangelist lässt sich in zwei Phasen teilen: Die erste als Augustinerchorherrenstift reicht von 1127 bis 1287, die zweite als Kollegiatstift von 1287 bis zur Gegenwart.
Das Chorherrenstift St. Johann ist vermutlich eine Gründung des Regensburger Bischofs Konrad I. Er berief im Jahr 1127 Kanoniker an die alte, westlich des romanischen Doms stehende "ecclesia traversa" St. Johann Baptist. Archivalische oder urkundliche Zeugnisse für die Existenz von Augustinerchorherren fehlen zwar, aber Bischof Konrad (Kuno) stand der kanonischen Reformbewegung des Norbert von Xanten und Gerhoch (Gerhoh) von Reichersberg nahe, mit denen er in seiner Zeit als Abt von Kloster Siegburg in Kontakt gekommen war. Gerhoch, der 1126 nach Regensburg berufen und hier 1127 zum Priester geweiht wurde, scheiterte jedoch mit seinem Versuch, die weltlichen Stiftskapitel in Regensburg in regulierte Kapitel umzuwandeln. Daher berief Bischof Konrad wahrscheinlich Regularkanoniker aus Weltenburg nach Regensburg und gründete hier das neue Stift bei St. Johann, das wohl die Regel des hl. Augustinus annahm. Nachdem das Stift der Motor der Kanonikerreform im Bistum blieb, ist anzunehmen, dass von hier auch die Mitglieder des Augustinerchorherrenstifts St. Mang in Stadtamhof kamen.
1186 kam St. Johann Baptist mit seinem Besitz unter päpstlichen Schutz. Doch hat es den Anschein, als hätte das Domkapitel die Existenz des Stifts ungern geduldet und seine Auflösung betrieben. Die Bindung an die Augustinerregel lockerte sich immer mehr. Um 1290 gab St. Johann das gemeinsame Leben, die so genannte vita communis, endgültig auf. Seitdem trat es als weltliches Kanonikerstift auf, das sich eng an die Verfassung des Kollegiatstifts der Alten Kapelle anlehnte. Wie noch heute, bestand das Kapitel aus sechs bis zwölf Säkularkanonikern. Es wurde von einem Propst (den es heute nicht mehr gibt) und einem Dekan geleitet.
Im 14. Jahrhundert besaß das Stift gegen das Domkapitel so viel Macht, dass man nahezu vierzig Jahre (um 1340 bis 1380) um den Abbruch der alten Johanneskirche ringen konnte, die dem Dombau an der Westfassade im Wege stand. In dieser Zeit wirkte der "berüchtigtste" Chorherr von St. Johann, Peter von Remagen ( gest. Ende 1394). Er beschaffte für den verschuldeten Regensburger Bischof Johann I. durch eine räuberisches Steuersystem, bei dem für die jährliche Erneuerung der Seelsorgevollmacht enorme Summen zu bezahlen waren, große Geldmengen.
St. Johann gehörte seit 1722 zu den wenigen Stiften in Bayern, deren Pröpste infuliert waren. 1766/69 ließ man die Stiftskirche aus dem 14. Jahrhundert bis auf Turm und Chor, der nun Sakristei wurde, abbrechen, neu erbauen und glanzvoll ausstatten. 1803 bzw. 1810 zählte St. Johann zu den nur vier in Bayern nicht aufgelösten Kollegiatstiften, zu denen in Regensburg noch die Alte Kapelle gehörte. Pläne einer Verlegung von St. Johann in eines der aufgelösten Regensburger Klöster wurden nicht verwirklicht, so dass das Stift - das immer etwas hinter dem Glanz der Alten Kapelle zurücktrat - seit seiner Gründung am gleichen Platz, dem Krauterermarkt beim Petersdom, verblieben ist.
( Peter Morsbach )