Prüfening - Kleinod der Romanik
Bischof Otto von Bamberg gründete 1109 westlich von Regensburg auf Bamberger Grundbesitz das Kloster Prüfening. Er berief dazu Benediktiner aus dem Reformkloster Hirsau und bestimmte Abt Erminold von Lorsch zum Abt. Die ersten Altarweihen der Klosterkirche St. Georg sind für 1119 bezeugt.
Abt Erminold war ein Anhänger der gregorianischen Partei im Investiturstreit und ein Verfechter sehr strenger Klosterdisziplin. 1121 wurde Erminold von einem seiner Mönche vor dem Kreuzaltar erschlagen. Erminolds 1283 errichtetes figürliches Hochgrab befindet sich bis heute in St. Georg.
Die dreischiffige Pfeilerbasilika gilt als einer der ersten romanischen Quaderbauten in Altbayern. Sie hat ihren ursprünglichen Charakter mit einem östlichem Querhaus und dem dreischiffigen, kreuzgratgewölbten und von zwei Türmen überhöhten Presbyterium bis heute bewahrt. Als Bauten der Romanik sind auch die einstige Klosterpfarrkirche St. Andreas und das Brunnenhaus des Klosters erhalten.
Die umfangreichen Wandmalereien der 1120er-Jahre im Presbyterium und in der Vierung der Abteikirche St. Georg zählen zu den herausragendsten Zeugnissen romanischer Bildkunst in Deutschland. Mit der bildlichen Vergegenwärtigung der Zwei-Schwerter-Lehre manifestieren sie den päpstlichen Machtanspruch im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Porträts des bischöflichen Klostergründers Otto und des Königs Heinrich V. sind der Gemeinschaft der Heiligen nachgeordnet unter der thronenden Ecclesia aufgenommen.
Den hohen Stand künstlerischer Betätigung im Kloster Prüfening belegen auch die Handschriften der Prüfeninger Buchmalerschule. Bereits unter dem zweiten Abt Erbo (1121-62) traten die Prüfeninger Mönche mit herausragenden monastisch-theologischen Schriften hervor. Die Bibliothek des Klosters ermöglichte - wie ein Bücherverzeichnis von 1165 überliefert (Bayerische Staatsbibliothek München Clm 13002) - außer der Lektüre liturgischer Schriften und Schulbücher das Studium von rund 300 Werken unterschiedlichster Autoren. Prüfening besiedelte die Klöster Banz und Münchsmünster; Äbte von Asbach, Biburg, Göttweig und Georgenberg kamen im 12. Jahrhundert aus Prüfening.
Die Vogtei des Klosters übten anfangs die Grafen von Prüfening aus, dann jene von Bogen; 1242 ging sie an die Wittelsbacher. Wirtschaftliche Probleme führten zum allmählichen Niedergang des Klosters, das zeitweilig aufgelöst wurde. Abt Albrecht Glück (1414-32) versuchte dem Verfall mit der Einführung der Kastler Reform im Jahr 1423 entgegen zu treten. Abt Georg Grahamer, der ein neues Konventsgebäude errichten ließ, wurde von Herzog Albrecht 1445 zum Rücktritt gezwungen, jedoch 1446 von der Gemeinschaft wieder zum Abt bestimmt. Obwohl 1486 abermals von Kastl reformiert, vermochte Prüfening in den Jahren der Reformation kaum zu bestehen: Die Zahl der Mönche nahm stetig ab und Administratoren lenkten die Geschicke des Klosters.
Zu Beginn des 17. Jahrhundert erholte sich das unweit vor den Toren der evangelischen Reichsstadt Regensburg gelegene Kloster. Ausdruck dafür ist die Errichtung des neuen Hochaltars. Während der Belagerungen Regensburgs im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster mehrmals von marodierenden Söldnern heimgesucht.
Unter Abt Romanus I. Schneidt (1653-1677) setzte eine bauliche und monastische Erneuerung des Klosters ein. In Lang- und Querhaus der Klosterkirche wurden anstelle der romanischen Flachdecke Gewölbe eingezogen. Für die Freskierung sorgte der von Abt Otto Kraft (1693-1729) aus Säben gerufene Maler Johann Gebhardt. Seine Deckenbilder, neue Seitenaltäre und die unter Abt Otto Kraft errichtete Westfassade verliehen der Prüfeninger Klosterkirche ein barockes Gepräge. Die weitläufige prachtvolle Klosteranlage gibt ein Stich von Michael Wening im vierten Band der Bayerischen Topographie (1726) wieder.
Das Kloster Prüfening war im Jahr 1685 nur knapp und mit intensiver Unterstützung der Bischöfe von Bamberg und Regensburg den Säkularisationsplänen des bayerischen Hofs entgangen, die Papst Innozenz XI. dem Kurfürsten Max Emanuel schon bewilligt hatte. Die Abtei schloss sich der Bayerischen Benediktinerkongregation an. Sie erhielt 1687 und wieder 1738 bis 1741 das allgemeine Noviziat übertragen.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebte Prüfening seine letzte Blüte. Theologische, historische, sprachliche und literarische Studien wurden auf höchstem Niveau betrieben. Das Kloster verfügte über eine umfassende grafische Sammlung und ein Naturalienkabinett. Abt Martin Pronath (1781-90) ließ im Klostergarten eine Sternwarte erbauen. Sein Nachfolger Rupert Kornmann (1790-1803), der letzte Abt von Prüfening, richtete das astronomische Observatorium ein und unterrichtete selbst Philosophie.
1798 trat Abt Rupert erstmals gemeinsam mit Abt Karl Klocker von Benediktbeuern als Wortführer der klösterlichen Opposition gegen die ersten Säkularisationspläne von Kurfürst Karl Theodor auf. 1802 meldeten sich beide wieder streitbar in Rede und Schrift gegen die Säkularisationsbestrebungen des Kurfürsten Maximilian IV. Joseph zu Wort. Beider Wirken war vergeblich: Nur zwei Tage nach Einrichtung der "Separatkommission zur Aufhebung der ständischen Klöster" am 3. November 1802 inspizierte und inventarisierte der kurfürstliche Generallandesdirektionsrat Philipp Graf von Arco am 5. November 1802 das Kloster Prüfening. Am 21. März 1803 wurde das Kloster Prüfening aufgehoben. Während die drei Novizen zum folgenden Monatsersten entlassen wurden, folgten die 35 Konventualen nach und nach. Als letzter verließ der ehemalige Abt das Kloster am 19. Dezember 1803.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die ehemaligen Konventsgebäude bereits Alexander Freiherr von Vrints-Berberich erworben, Dirigierender Rat der Fürsten von Thurn und Taxis und Vertreter dieses Fürstenhauses am Immerwährenden Reichstag in Regensburg. Er gestaltete den Klostergarten in einen englischen Park um. Prüfening war zum Freiherrnsitz, zum Schloss geworden. Alexander von Vrints-Berberich vererbte den Besitz an die Familie van Zuylen van Nyevelt. Sie verkaufte Prüfening 1899 an Fürst Albert Maria Lamoral von Thurn und Taxis. Dessen 1902 geborener Sohn, Prinz Max Emanuel von Thurn und Taxis wurde Mönch in der Benediktinerabtei Neresheim und leistete als Pater Emmeram 1923 die Profess. Er bewohnte Prüfening von 1952 bis zu seinem Tod im Jahr 1994 mit dem Ziel hier wieder ein Kloster des Benediktinerordens zu begründen.
Seit 1996 engagiert sich der "Verein der Freunde des ehem. Benediktinerklosters Prüfening" unter dem Vorsitz von Professor Eberhard Dünninger für die Bewahrung des Gedächtnisses der monastischen Tradition von Prüfening
Die vom fürstlichen Haus Thurn und Taxis ab 2001 renovierten und für schulische Nutzung ergänzten Räumlichkeiten des ehemaligen Klosters Prüfening bezog 2002 die Montessori-Schule Regensburg.
( Doris Gerstl )