Neuessing liegt malerisch im Altmühltal am Fuße eines Steilhangs unterhalb der Burgruine Randeck. Beim Ausbau des Main-Donau-Kanals hat man um 1980 an dieser Stelle einen Arm der ehemaligen Altmühl konserviert, um das Ortsbild nicht völlig zu zerstören. Essing war die wichtigste Siedlung der Herrschaft Randeck. Sie befand sich vom 13. Jahrhundert bis 1485 im Besitz der Grafen von Abensberg. Besondere Bedeutung gewann der Ort im Mittelalter durch die Gründung des Hl.-Geist-Stifts, in dem vor allem gebrechliche Frauen und Männer gepflegt wurden. Seine Bauten ? die ehemalige Stiftskirche, das ehemalige Kapitelhaus und das ehemalige Siechenhaus ? bestimmen noch heute den Südeingang in den Unteren Markt. Graf Ulrich der Ältere von Abensberg und seine Söhne finanzierten im Jahr 1367 dieses Spital und ein Chorherrenstift mit sechs Kanonikern. Die Chorherren betreuten auch die Pfarrei von Altessing und Prunn.
Infolge der Reformation gingen die Einkünfte des Stifts drastisch zurück. Das Spital verlor schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts seine Funktion. Ab 1610 waren auch die Stellen der Kanoniker (?Kanonikate?) nicht mehr besetzt; der Dekan residierte allein im Stift. Alle Bemühungen um die Neubesetzung des Kapitels scheiterten auch in der Folgezeit. Die mittelalterliche Stiftskapelle Hl. Geist erlitt im Dreißigjährigen Krieg starke Beschädigungen. 1660/61 wurde sie wieder hergestellt. Von 1711 bis 1717 erfolgte ein Umbau durch den aus Rohr stammenden Joseph Bader. Er setzte über dem gotischen Kern in barocken Formen den heutigen Kirchenraum. Der um Kelheim vielbeschäftigte Bader fertigte auch die prunkvolle Stuckdekoration im Langhaus und im Chor der Kirche. Der Maler Valentin Reischl aus Waldmünchen schuf die zahlreichen Fresken, darunter die Darstellung der Gründung des Stifts Essing an der Decke des Langhauses.
Das ehemalige Stiftskapitelhaus schließt sich direkt an die Westseite der Kirche an. Es handelt sich um eine stattliche frühbarocke Zweiflügelanlage mit Treppengiebel und polygonalem Erkertürmchen. Sie wurde 1630 über dem Kern des Vorgängerbaus errichtet, der bei einen Brand zerstört worden war. Das Wappen des Bauherrn, Dekan Christoph Fuenk, und das Datum 1630 ist über der Durchfahrt an den Kragsteinen angebracht. Heute befindet sich in diesem Gebäude der Pfarrhof. Das Wohnhaus Unterer Markt 20 ist das ehemalige Siechenhaus. Der eingeschossige Bau mit steilen Satteldach stammt aus dem 17./18. Jahrhundert.
Das Stift kam 1672 zusammen mit der Herrschaft Randeck an die Ingolstädter Jesuiten und fiel 1783 ? wie alle Jesuitengüter ? an die neu gegründete ?Bayerische Zunge? des Ordens der Malteser. Die Hofmarksverwalter der Malteser zu Randeck führten ein strenges, höchst eigennütziges Regiment über Essing, das mehrfach Anlass zu Aufruhr und Beschwerden gab. Die Auflösung des Ordens in Bayern 1808 durch König Max I. Joseph bedeutete auch das Ende des Stifts Neuessing. Die ehemalige Stiftskirche dient heute als Pfarrkirche.
(Christine Riedl-Valder)