München, Kapuzinerkloster


 

GESCHICHTE

Kapuzinerkloster München ? tatkräftige Nächstenliebe

Kurfürst Maximilian I. berief die Kapuziner im Jahr 1600 in die bayerische Residenzstadt und wies ihnen einen Bauplatz vor dem Stadtgraben am Herzogstor in der Nähe der Herzog-Max-Burg (am heutigen Lenbachplatz) zu. Dort wohnte der alte Herzog Wilhelm V. (Herzog 1579?1598, gest. 1626), der sich selbst sehr um die Ansiedlung der Kapuziner bemüht hatte und deswegen lange in Briefkontakt mit dem Mailänder Kardinal Carlo Borromeo stand. Herzog Wilhelm V. legte den Grundstein zum neuen Kloster. Er ließ es durch einen Gang mit der Burg verbinden. Unter der Leitung des Ordensbaumeisters Pater Paul aus Trient errichtete Stadtmaurermeister Georg Huetter die Klosterkirche. Gemäß den Vorschriften handelte es sich um einen schlichten, einschiffigen Bau mit Dachreiter und eingezogenem Rechteckchor, an den sich nordöstlich das Klostergeviert anschloss. Der Freisinger Weihbischof Bartholomäus Scholl weihte ihn 1602 zu Ehren des hl. Franz von Assisi. Die Kirche besaß fünf Altäre mit zum Teil hervorragenden Gemälden. Das viel verehrte Gnadenbild der Hl. Familie von Peter Candid, das erst in der Gruftkapelle und ab 1704 auf dem Hochaltar stand, war ein Geschenk von Kurfürst Maximilian I. An der Südseite wurde 1678 eine Antoniuskapelle angebaut. Das Kloster verlor in den 1630er-Jahren durch die Errichtung der so genannten Kapuzinerbastei einen großen Teil seines Gartenareals. Zum Ausgleich überließ der Kurfürst den Mönchen die nordöstlich benachbarte Bastei zur gärtnerischen Nutzung.

Der Kapuzinerorden war vor allem beim einfachen Volk beliebt. Die Patres wurden wegen ihres bescheidenen Lebensstils bewundert. Sie kannten die Alltagssorgen der Menschen, gingen in ihren Predigten darauf ein und halfen Bedürftigen und Kranken nach Kräften. Als Beichtväter brachten sie Verständnis auf für alle menschlichen Nöte und Verfehlungen. Den Klostereintragungen zufolge beichteten zwischen 1668 und 1723 rund 12000 Menschen im Jahr bei den Münchner Kapuzinern. Neben den Predigten in der eigenen Klosterkirche versahen sie auch die Pfarrkanzel von St. Peter. Ein bedeutender Teil der Stadtseelsorge Münchens lastete somit auf den Schultern der Kapuziner.

Im Jahr 1799 war das Münchner Kapuzinerkloster noch Heimstatt für 22 Patres, 4 Studenten und 12 Laienbrüder. Seine Aufhebung erfolgte trotz vieler Bittschriften aus der Bevölkerung um Beibehaltung des Klosters im März 1803. Noch im gleichen Jahr wurde der gesamte Klosterkomplex, der sich an der Nordseite des heutigen Lenbachplatzes befand, zusammen mit der Bastion abgetragen. Der Ausfall der Patres sollte sich schon bald schmerzlich bemerkbar machen. Vor allem für die Krankenseelsorge war kein langfristiger Ersatz zu finden. Der letzte Guardian, Conrad Reichl, musste eine Vermögensaufstellung abliefern und die wenigen Ersparnisse sowie das Almosengeld abliefern. Ein Großteil der Patres wurde nach Rosenheim versetzt. Von dort aus baten sie die staatliche Kommission noch, ihnen die Gemälde des seligen Laurentius von Brindisi und das Gnadenbild aus der Klosterkirche zu überlassen. Ersteres wurde ihnen bewilligt, letzteres für die königliche Bildergalerie in Schloss Schleissheim beschlagnahmt. 1896 sollte es in der St.-Antonius-Kirche, die für das neue, 1847 an der Schmerzhaften Kapelle in der Isarvorstadt errichtete Kapuzinerkloster gebaut wurde, wieder zur Aufstellung kommen.

Christine Riedl-Valder



 

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AUS DEM HDBG-MEDIENARCHIV
Bildnis des hl. Hieronymus, Gemälde, um 1750, München, Kapuzinerkloster St. Anton.
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg (Voithenberg, G.)

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