Memmingen, Hlg. Geist


 

GESCHICHTE

Die Chorherren vom Hl. Geist in Memmingen

Die Anfänge dieses Stifts liegen im Dunkeln. Fälschungen verweisen auf das Jahr 1010. Ob 1160 im Rahmen der Gründung der Stadt Memmingen ein Spital errichtet wurde, ist ebenfalls nicht zu klären. Nach einer in der älteren Literatur abgedruckten Gründungsurkunde, deren Original mittlerweile verloren ging, wurde das Hospital von Graf Heinrich von Neuffen-Weißenhorn und seiner Frau Hedwig im Jahr 1210 erbaut und dem Orden der Heilig-Geist-Brüder in Rom übergeben, der seine Hauptaufgabe in der Krankenpflege sah. In einer städtischen Urkunde erscheint das Spital erstmals anlässlich eines Brandes im Jahr 1223.

Ab dem Jahr 1353 übte der Rat der Stadt eine Mitverwaltung des Spitals aus. Die Pflegschaft bestand aus Konventualen und Bürgern. 1365 kam die Verwaltung ganz in städtische Hände. Während man in anderen Städten den Heilig-Geist-Orden zurückdrängte, teilte man in Memmingen die Zuständigkeiten zwischen dem Konvent und den städtischen Spitalpflegern auf. Die städtischen Pfleger verwalteten die so genannte ?Dürftigenstube? im Untergeschoss, während die Chorherren das ?Oberhospital? im Obergeschoss betreuten. Die Besitzungen des Spitals wurden geteilt, wobei der größere Anteil an das ?Unterhospital? fiel. Den Chorherren blieben nur wenige, verstreut liegende Besitzungen.

Ein Brand im Jahre 1477 zerstörte große Teile der Anlage. Das Spital mit dem Stift wurde daraufhin als eine nach Süden offene Dreiflügelanlage in den Jahren von 1480 bis 1484 wieder errichtet. Der Komplex erfuhr Umbauten im 17. und 18. Jahrhundert.

Die nach dem Großbrand von 1477 gleichzeitig mit Spital und Stift bis 1484 neu errichtete zweischiffige Kirche St. Peter und Paul gehörte den beiden Spitälern zu gleichen Teilen. Die Seelsorge übernahmen die Chorherren. Die Kirche wurde 1709/10 durch den Wessobrunner Stuckator und Baumeister Matthias Stiller und seinen Sohn Michael Stiller barockisiert.

1626 gab es einen Versuch, die Chorherren des ?Kreuzherrenklosters? durch Jesuiten zu ersetzen. Dies scheiterte aber am Widerstand des protestantischen Stadtrats. Allerdings gab es seit dem 16. Jahrhundert in der protestantisch gewordenen Reichsstadt keine katholischen Bürger mehr. So widmete sich das Stift in der Folgezeit vor allem der Seelsorge in den ihm zugehörigen oder katholisch verbliebenen umliegenden Dörfern. Bereits seit 1591 bestand zudem ein Gymnasium.

Das Stift wurde nach dem Übergang der Reichsstadt Memmingen an das Kurfürstentum Bayern im Jahr 1802 aufgehoben. Von der Ausstattung der Kirche blieb als Folge der Säkularisation nichts erhalten. Das städtische Unterhospital bestand allerdings unverändert fort.

Die profanierte Kirche und die ehemaligen Klostergebäude wurden in den Jahren 1998 bis 2003 umfangreich saniert. Der ehemalige Kirchenraum wird als Kreuzherrensaal heute für Konzerte genutzt. Im früheren Konventbau ist die städtische Musikschule untergebracht. Ein Teil der ehemaligen Dürftigenstube ist heute eine Ladenpassage.

(Alexandra Kohlberger)



 

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