Augustiner-Eremitinnen in Memmingen ? selbstbewusste Frauen in der Reformation
Der genaue Gründungszeitpunkt des Konvents der Augustinerinnen in Memmingen ist nicht bekannt. Erstmals urkundlich erwähnt wird das Frauenkloster in einer Schutzbulle des Papstes Alexander IV. aus dem Jahr 1256. Die Gemeinschaft in Memmingen hatte sich sicherlich auch unter dem Einfluss der Heiligsprechung der Elisabeth von Thüringen gebildet. In verschiedenen Städten schlossen sich damals fromme Frauen zusammen um nach dem Vorbild Elisabeths Armen zu helfen und Kranke zu pflegen.
Da in Memmingen bereits ein Kloster der Augustiner-Eremiten bestand, erhielten diese Mönche die geistliche Leitung der neuen Frauengemeinschaft übertragen. Diese nahm die Regeln und den Habit des Augustinerordens an. Das Klostergebäude stand außerhalb der Stadtmauer auf einem Grundstück der Frauenkirche und leistete an den Pfarrer eine jährliche geringfügige Abgabe. Der Großteil der Schwestern stammte aus Memminger Bürgerfamilien. Den Unterhalt bestritt die Gemeinschaft aus Almosen und den Einkünften aus einigen abgabepflichtigen Bauernhöfen. In der Folgezeit konnte das Kloster weitere Besitzungen erwerben, sodass der Güterbestand zum Ende des 14. Jahrhunderts merklich zugenommen hatte.
Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts lebten die Schwestern ohne strenge Klausur und Observanz. Auf Bitten des Stadtrats, dem die lockeren Verhältnisse im Kloster missfielen, wurden von Prior Heinrich Stirer den Nonnen strengere Regeln in geistlichen und weltlichen Dingen auferlegt. Die Reformen scheinen Erfolg gehabt zu haben, denn nur kurze Zeit darauf wurde das Kloster als vorbildlich gelobt. 1472 wurde die Kirche umgebaut und 1483 der Kreuzgang neu gestaltet. Mit den Klöstern Ottobeuren und Isny schloss der Konvent 1503 Gebetsverbrüderungen.
Unter dem Prior Gregor Roser kam es zu Spannungen zwischen den Augustinermönchen und den Nonnen. Die Frauen wollten sich den strengen Regeln und Maßgaben des Priors nicht mehr beugen. Sie baten Rat und Bürgermeister der Stadt die Verwaltung des Klosters zu übernehmen. 1519 verschärfte sich der Konflikt so sehr, dass es zu einem Bruch zwischen dem Konvent und den Augustinern kam. In der Folge wurde das Kloster aus der Verwaltung der Augustiner genommen und direkt dem Bischof von Augsburg unterstellt.
Während der Reformation traten immer mehr Nonnen zur protestantischen Lehre über und verließen das Kloster. Im Jahr 1528 nahmen auch die letzte Priorin Susanna Besserer und ihre wenigen noch verbliebenen Mitschwestern das Luthertum an. Der Konvent löste sich auf und übertrug dem städtischen Spital das Vermögen des Klosters gegen eine Leibrente. Mit der Ablösung der bischöflichen Rechte an St. Elisabeth gegen eine erhebliche Geldsumme durch die Reichsstadt Memmingen erlosch das Kloster endgültig im Jahr 1551.
(Alexandra Kohlberger)