Marienburg


 

GESCHICHTE

Marienburg ? Wallfahrt zur seligen Stilla von Abenberg

Die mildtätige Gräfin Stilla von Abenberg (1100?1147) stiftete einst auf einer Anhöhe gegenüber der väterlichen Burg eine Kirche zu Ehren der Apostel Petrus und Paulus, die Bischof Otto von Bamberg um 1130 einweihte. Außerdem veranlasste sie ihre Brüder, dort ein Frauenkloster zu gründen. Das nach 1142 von Wolfram von Abenberg eingerichtete Benediktinerinnenkloster wurde jedoch schon bald wieder von Graf Rapoto von Abenberg aufgehoben. Er hielt das Kloster seiner Schwester für unzweckmäßig und überschrieb dessen Güter seiner bevorzugten Stiftung, der Zisterzienserabtei Heilsbronn. Die Gräfin lebte daraufhin mit ihren Gefährtinnen in klösterlicher Gemeinschaft im Schloss und fand ihre letzte Ruhestätte nicht in der Gruft der Abenberger zu Heilsbronn sondern in ihrer ehemaligen Klosterkirche.

Stilla von Abenberg wurde auf Grund ihres tatkräftigen Wirkens für Arme und Kranke sehr verehrt. Schon bald nach ihrem Tod entstand eine Wallfahrt zu ihrem Grab. Jahrhunderte später, im Jahr 1482, bewog diese Wallfahrt den Eichstätter Bischof Wilhelm von Reichenau, der den Besitz der Abenberger geerbt hatte, im Anschluss an die ?Stilla-Kirche? einen Klosterbau errichten zu lassen. 1488 bezogen Augustiner-Chorfrauen aus Marienstein die neue Niederlassung. Das Kloster wurde Marienburg genannt und zunächst Kloster Rebdorf unterstellt. 1495 erhielt es Verstärkung aus dem aufgelösten Konvent von Königshofen. Das neue, von Priorinnen geleitete Kloster war jedoch ungenügend dotiert. Im Bauernkrieg 1525 wurde es sehr in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem Nürnberg lutherisch geworden war, forderten die fränkischen Adelsgeschlechter ihre Töchter samt deren Aussteuer zurück. Seit 1562 stand Marienburg leer, die Chorfrauen waren nach Marienstein geflohen, wo die letzte im Jahr 1574 starb.

Die Wallfahrer strömten aber nach wie vor zum Grab der Gräfin Stilla von Abenberg. Dechant W. Agricola von Spalterreichte 1588 eine Wiederbelebung des Klosters. Es wurde mit acht Schwestern aus Marienstein und vier reichen adligen Witwen besetzt. Im Jahr 1600 war die Zahl der Nonnen wieder auf 24 gestiegen. Im Dreißigjährigen Krieg musste der Konvent öfters flüchten.

Nach einem Brand 1675 fanden sich zahlreiche Wohltäter, sodass Kirche und Kloster von 1677 bis 1685 neu erbaut werden konnten. Die Pläne dazu lieferte der Eichstätter Hofbaumeister Jakob Engel. Die Klostergebäude wurden nach einen erneuten Brand 1720 durch Gabriel de Gabrieli teilweise erneuert. Die geistliche Leitung des Klosters lag erst bei den Stiftsherren von Spalt, später bei den Augustinerchorherren aus Rebdorf und St. Mang und den Benediktinern von Plankstetten. 1794 gründeten die Nonnen auf Geheiß des Fürstbischofs eine Mädchenschule.

Schule und Kloster wurden 1806 aufgehoben. Die ehemalige Klosterkirche kaufte 1826 die Bürgerschaft der Stadt. Ein Jahr später erfolgte auf Betreiben von Stadtpfarrer Johann Baptist Sperber die Seligsprechung der Stilla von Abenberg. St. Peter ist heute Filialkirche der katholischen Stadtpfarrkirche St. Jakob. Ihre zentralen Anziehungspunkte sind nach wie vor der Grabstein der seligen Stilla mit einfachem Hochrelief (um1450) auf einer neuromanischen Tumba aus dem Jahr 1884 sowie das Stilla-Denkmal aus der Zeit um 1680, das eine Relieffigur der Gräfin als Nonne in einer Muschelnische zeigt. An der Ostseite der Kirche befindet sich der Eingang zur 500 Jahre alten Gruft der Augustiner-Chorfrauen mit 72 Gräbern von Ordensmitgliedern. Die Klostergebäude hat man nach der Aufhebung versteigert und 1830 größtenteils abgerissen.

In die verbliebenen Räumlichkeiten zogen 1920 die franziskanischen Schwestern der ?Kongregation von der Schmerzhaften Mutter? ein. Mit viel Tatkraft belebten sie den Willen zur Nächstenliebe, der auch die selige Stilla von Abenberg beflügelt hatte, neu. Der Aufbau von Krankenhaus, Altenheim und Kloster wurde von den Vereinigten Staaten aus finanziert. Heute ist das Kloster Sitz der europäischen Provinzleitung des Ordens, außerdem Mädchenrealschule, Internat und Kinderhort, Altenheim und Altenwohnheim. Es beherbergt auch ein Altenstift für Schwestern des Ordens, die in über zwanzig Filialen in Kindergärten, Pflegestationen, Krankenhäusern und Gemeindeämtern ihren Dienst leisten.

Die selige Stilla ist Patronin der Stadt Abenberg. Die Tatsache, dass viele Bürgerinnen den Namen Stilla tragen, beweist die Aktualität ihrer Verehrung. Ihr zu Ehren wurde 1959 ein Brunnen errichtet, den Hans Schorer (Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg) schuf. Drei Säulen, die an die Selige erinnern, sind auf dem Weg von der Burg zur Stilla-Kirche aufgestellt.

(Christine Riedl-Valder)



 

SUCHE

LAGE IN BAYERN
Kartenausschnitt in Google Maps anzeigen