Lauingen, Zisterzienserinnenkloster St. Agnes – Klosterleben in der Stadt
Bei dem romanischen St.-Georgs-Kirchlein in der kleinen Siedlung Weihengäu östlich der Stadt Lauingen schloss sich Mitte des 13. Jahrhunderts eine Gruppe von Frauen zu einer Hausgemeinschaft zusammen. Sie wollten anfangs ohne bestimmte Ordensregeln gemeinsam ein frommes, eheloses Leben führen. Aus Sicherheitsgründen verlegten sie 1270 ihren Wohnsitz in die Stadt. Sie erwarben von dem Lauinger Bürger Cunrat Münster und dessen Bruder Heinrich ein Anwesen im Bereich der heutigen Herzog-Georg-Straße, gründeten dort das Kloster St. Agnes und fanden Aufnahme im Orden der Zisterzienserinnen. Ursprünglich hieß ihre Gemeinschaft „Die Sammlung zu Lauingen“. 1319 wurde das Kloster dem Zisterzienserkloster Kaisheim unterstellt. Die Einrichtung erlebte im 15. Jahrhundert eine Blütezeit und erweiterte seinen Baubestand entsprechend dem erhöhten Platzbedarf. Ab 1470 ist eine dem hl. Bernhard geweihte Kapelle nachweisbar. Fünf Jahre später erhielten die Nonnen die Erlaubnis, einen Priester anzustellen. Nach einer Zeichnung aus dem Jahr 1824 (siehe Abb.) gehörten zum Kloster St. Agnes neben der Kirche (Hausnr. 58) der Konventbau (Klosterstr. 1–2), der Kreuzgang (abgebrochen), das vordere Redzimmer (Hausnr. 57), das Gasthaus (Hausnr. 56), ein Vorratstadel (Hausnr. 57d), das Noviziat (Hausnr. 57e), ein Kloster- und ein Herrengarten, ein Gartenhaus sowie Stall- und Wirtschaftsgebäude. Mit der Einführung der Reformation in Lauingen kamen die Klosterschwestern in Bedrängnis. 1546 mussten sie die Messen in ihrer Kirche einstellen. 15 Jahre später zwang man die Nonnen, die Klausur zu verlassen. Ihr Vermögen wurde unter städtische Verwaltung gestellt. 1562 flohen die Schwestern aus Lauingen. Pfalzgraf Wolfgang richtete nun in den Räumen ein Gymnasium für den Priester- und Beamtennachwuchs des Fürstentums Pfalz-Neuburg ein. Die Bildungsstätte wurde 1616 zusammen mit ihrer Bibliothek nach Neuburg a. d. Donau verlegt.
Der Zisterzienserorden entschloss sich 1643, das Frauenkloster St. Agnes zu erneuern und so zogen wieder Schwestern in die Anlage ein. Ab 1646 hat man die dazugehörige Kirche wiederhergestellt. Das Kloster wurde 1671 zur Abtei erhoben. Im Jahr 1785 stürzte ein Teil der Gebäude ein und wurde erneuert. Die letzte Äbtissin musste 1796 vor den Franzosen fliehen. Sie kam im Kloster Geisenfeld unter und trat zum Benediktinerorden über. Im Zuge der Säkularisation wurde der Konvent 1802 endgültig aufgehoben. Die Schwestern besaßen jedoch weiterhin das Wohnrecht. Am 10. Juli 1812 übersiedelten die letzten drei Nonnen nach Kloster Oberschönenfeld bei Augsburg. Anschließend wurde die Anlage vom Staat verkauft. Die ehemalige Klosterkirche St. Agnes diente nach einem Umbau als Schranne und ab 1848 nach dem Einbau von Stockwerken als Mädchenschule. Sie wurde 1973 abgebrochen. Im ehemaligen Redzimmer des Agnesklosters (Herzog-Georg-Str. 57), einem zweigeschossigen Giebelhaus mit Satteldach und traufseitigem Anbau, das noch aus dem 16. Jahrhundert stammt, ist nun das Heimatmuseum untergebracht. Hier erinnert ein Grabstein, der seitlich des Torbogens eingelassen ist, an die Äbtissin Adelheid (gest. 1708). Nebenan im Anwesen Herzog-Georg-Str. 56 befand sich einst das Gasthaus des St. Agnes-Klosters.
Christine Riedl-Valder