Heidenheim


 

GESCHICHTE

Heidenheim ? eine Keimzelle des Christentums in Franken

Das Benediktinerkloster in Heidenheim gehört zu den fränkischen Urklöstern. Es wurde 752 vom hl. Wunibald (701?761) als Missionsposten gegründet. Wunibald entstammte dem englischen Königshaus und war ein Blutsverwandter des hl. Bonifatius, des Apostels der Deutschen. Wunibalds Bruder, der hl. Willibald (700?787), war der erste Bischof von Eichstätt. Seine Schwester, die hl. Walburga (um 710?779), wirkte ebenfalls als Missionarin in Deutschland.

Nach Wunibalds Tod im Jahr 761 richtete Walburga in Heidenheim nach angelsächsischem Vorbild ein Doppelkloster für Männer und Frauen ein und übernahm die Leitung. Eine der gebildeten englischen Nonnen aus ihrem Gefolge namens Hugeburg verfasste um das Jahr 788 in diesem Kloster zwei bedeutende Schriften: die Vita Willibaldi und die Vita Wynnebaldi. Es handelt sich um wertvolle historische Quellen zur Missionsgeschichte Bayerns und zur frühen Geschichte des Bistums Eichstätt. Die Vita Willibaldi enthält außerdem einen ausführlichen Reisebericht des Bischofs mit Beschreibungen über das Heilige Land und den Orient. Im Beisein von Walburga und Willibald sowie der hohen Geistlichkeit aus Eichstätt erfolgte 777 die feierliche Umbettung Wunibalds in eine neu erbaute Krypta. Dies entsprach seiner Heiligsprechung. Die erste Klosterkirche in Heidenheim wurde 778 geweiht. In ihr fand Walburga 779 ihre letzte Ruhestätte.

Der Eichstätter Bischof Gerhoh wandelte um 790 die Abtei in ein Stift für Weltgeistliche um. Als man um 870 eine neue Stiftskirche erbaute, stießen die Bauleute auf das Grab von Walburga. Durch eine Vision bestärkt, ließ Bischof Olgar die Gebeine heben und in feierlicher Form nach Eichstätt überführen. Damit war auch Walburga heilig gesprochen. Einige ihrer Reliquien wurden 893 nach Monheim bei Donauwörth gebracht. Bei der Translation sollen sich außerordentliche Wunderzeichen ereignet haben, die von dem Priester Wolfhard von Herrieden aufgezeichnet wurden. Monheim entwickelte sich in der Folgezeit zu einer bedeutenden Wallfahrtsstätte und die ehemalige Heidenheimer Äbtissin wurde zu einem großen Vorbild für die mittelalterliche Gesellschaft. In ganz Mitteleuropa entstanden Stätten ihrer Verehrung (Walburgisklöster und -kirchen, heilkräftiges Walburgisöl).

Unter Einfluss der Hirsauer Reformbewegung bezogen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erneut Benediktiner das Kloster. Der erste Abt Adalbert kam aus Michelsfeld. Als Folge der Wiedereinführung der Benediktinerregel entstand zwischen 1182 und 1188 in Heidenheim die dreischiffige Basilika, die zum großen Teil erhalten ist. In gotischer Zeit erfolgte ein Chorneubau (1484 fertig gestellt). Schirmvögte des Klosters waren zunächst die Grafen von Truhendingen (sie hatten ihre Grablege in der Johanneskapelle der Stiftskirche), dann die Herzöge von Bayern, schließlich die Nürnberger Burggrafen. Unter Abt Albert Pflant (reg. 1417?1427) ? er durfte auch als erster Abt des Klosters die Mitra tragen ? nahm die Wallfahrt Mariabrunn ihren Anfang. Der reformfreudige Abt Wilhelm von Vestenberg (reg. 1427?1446) begann mit dem Neubau der Klostergebäude, den sein Nachfolger Eberhard (reg. 1446?1482) zu Ende brachte.

Die Reformation hatte auch auf das Kloster Heidenheim ihre Auswirkungen. Der letzte Abt Christoph resignierte 1529 und verheiratete sich. Danach ernannte der Markgraf von Ansbach noch einmal einen Titularabt, Balthasar Rösner. Aber auch er konnte die Einhaltung der Mönchsregeln nicht mehr durchsetzen und trat 1536 von seinem Amt zurück. Als Propst in der Wallfahrt Mariabrunn starb er 1551. Das Kloster kam unter die Verwaltung des Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach. Mit seinem Übertritt zur Reformation und dem Tod des letzten Mönchs fand das Klosterleben in Heidenheim ein Ende. 1551 wurde die Abteikirche zur evangelischen Pfarrkirche.

Die ehemaligen Klostergebäude dienten nach der Säkularisation als ein Domizil der Markgrafen. Von 1721 bis 1725 fand ein größerer Umbau zum markgräflichen Verwaltungszentrum statt. Der spätgotische Kreuzgang hat sich größtenteils erhalten. Der ehemalige Kapitelsaal wurde durch den Einbau der katholischen Kirche 1887 zerstört.

In der ehemaligen Klosterkirche sind bedeutende Grabmäler erhalten. Unter der Vierung befindet sich die Tumba des hl. Wunibald (1483 datiert). An der Stelle, an der die hl. Walburga erstmals bestattet wurde, hat man im frühen 13. Jahrhundert ein eindrucksvolles kapellenartiges Grabmal errichtet. Das Walburgisgrab ist zwischen die nördlichen Langhauspfeiler eingebaut. Die Deckplatte der Tumba mit einer Darstellung der Heiligen im Ordensgewand mit Buch, Ölfläschchen, Königszepter und angelsächsischem Familienwappen stammt aus dem Jahr 1484. Obwohl die Gebeine der Heiligen bereits um 780 nach Eichstätt überführt worden waren, scheint ihre Verehrung an der Stätte ihres Wirkens weiterhin groß gewesen zu sein. Unter den kunstvollen Denkmälern für Äbte des 14. und 15. Jahrhunderts ragt das große, dreiteilige Wandgrab von Abt Wilhelm von Vestenberg (1428?1446) hervor. Unter ihm erreichte das Kloster Heidenheim seine größte Bedeutung im Mittelalter. Östlich der Kirche im ehemaligen Klostergarten liegt der ?Heidenbrunnen?, mit dessen Wasser der hl. Wunibald getauft haben soll. Es handelt sich um eine Mineralquelle, die in spätgotischer Zeit mit einer offenen Halle überbaut wurde.

(Christine Riedl-Valder)



 

SUCHE

LAGE IN BAYERN
Kartenausschnitt in Google Maps anzeigen