Die Franziskaner in Füssen
Der Augsburger Fürstbischof Heinrich von Knöringen (reg. 1598 ? 1646) beriefim Jahr 1611 die Jesuiten nach Füssen. Die Gesellschaft Jesu erbaute dort ein Institut und eine Kirche. 1627 zogen die Jesuiten aber nach Kaufbeuren. Als Ersatz kamen schon 1628 - auf Initiative des Fürstbischofs und des Abtes Martin von St. Mang - Franziskanermönche der Tiroler Provinz von Reutte nach Füssen.
Zunächst wurden zwei Patres und zwei Laienbrüder nach Füssen abgeordnet. Zum Bau eines eigenen Klosters wurden der Pfarrhof, das benachbarte Kaplanhaus und eine Krankenstation (das ?Presthaus?) abgebrochen. Die Franziskaner bekamen die Kirche St. Stephan übertragen. Sie wurde zeitgleich mit dem Bau des Klosters erweitert. Die alten Altäre ersetzte man durch neue. Der Chorraum wurde erweitert und die Kirche insgesamt erhöht. Die Kosten für die Baumaßnahmen in Höhe von 11.000 Gulden bestritt Bischof Heinrich aus Mitteln des Hochstifts Augsburg.
Das neue Kloster konnte bereits am 31. Mai 1631 bezogen werden und bot Unterkunft für drei Patres und drei Laienbrüder. Aber schon 1632 wurde das Kloster beim Durchzug der Schweden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Umfangreiche Renovierungsmaßnahmen waren nötig. Zur Verbesserung der wirtschaftlichen Grundlagen wurden 1662 ein Brauhaus und 1695 zusätzlich eine Branntweinbrennerei errichtet. Das Brauhaus stand abseits des Klostergebäudes an der Stadtmauer. Ab 1712 wurde ein zweiter Flügel an das Klostergebäude angebaut. In diesem wurde dann im Untergeschoss auch eine neue Brauerei untergebracht. Im oberen Stock wurden zusätzliche Zellen eingerichtet.
1783 erließ Kaiser Josef II. eine Verordnung, welche die Auflösung der Verbindungen von österreichischen Provinzen mit auswärtigen Klöstern und umgekehrt verlangte. Gemäß dieser Verordnung wurde das Franziskanerkloster in Füssen aus der Tiroler Provinz herausgelöst und der Straßburger Ordensprovinz unterstellt. An den Verhältnissen im Kloster änderte sich dadurch aber nichts.
Gravierende Einschnitte für das Klosterleben kamen erst mit der Säkularisation. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 wurden dem Deutschen Orden die sich in der Diözese Augsburg befindenden ?Mediatklöster? zugesprochen, also jene geistlichen Gemeinschaften ohne eigene weltlichen Herrschaftsrechte. So übernahm der Deutsche Orden das Franziskanerkloster Füssen am 29. April 1803. Es bestand zu diesem Zeitpunkt aus siebzehn Patres und sieben Laienbrüdern.
Neuer Landesherr war der Kurfürst von Bayern, der die bisherigen Rechte der Bettelsorden beschnitt. So wurde das Betteln untersagt, das Messelesen musste sich auf die Klosterkirche beschränken, Reisen mussten beantragt werden und Vergünstigungen wurden gestrichen. Die schwerwiegendsten Auswirkungen hatte aber sicherlich das Verbot, neue Kandidaten in die Klostergemeinschaft aufzunehmen. Da den Mendikantenklöstern so der Lebensunterhalt genommen war, hätte der Deutsche Orden für den Erhalt und auch die Schulden der Klöster aufkommen müssen. Da er sich dazu nicht in der Lage sah, übergab er seine im Kurfürstentum Bayern gelegenen Klöster im Jahr 1805 an den Staat.
Von staatlicher Seite fand daraufhin eine umfangreiche Bestandsaufnahme in den Klöstern statt. Auch nach Füssen wurde eine Kommission entsandt, die eine Inventarisierung von Mobilien, Immobilien und Personal des Klosters vornehmen sollte.
Am 1. August 1805 wurde das Kloster zu einem Zentralkloster bestimmt. Es kamen Patres aus dem aufgelösten Kloster in Lenzfried und dem Hospiz Ellingen nach Füssen. Durch die auferlegten Einschränkungen zog es aber viele Patres in Klöster, die unter österreichischer Herrschaft standen, beispielsweise Freiburg im Breisgau, andere wurden Weltpriester. Auch hatten viele Mönche bereits ein sehr hohes Alter. Den Fortbestand des Klosters in Füssen als Hospiz, den König Ludwig I. von Bayern im Jahr 1835 bestätigte, erlebten nur noch ein Pater und zwei Laienbrüder des alten Konvents.
Unter der Voraussetzung von Natural- und Geldbeiträgen der Stadt Füssen wurde die Wiederbelebung des Klosters für vier Patres und einige Laienbrüder genehmigt - die Beschränkung in der Zahl der Patres aber schon bald darauf aufgehoben.
1913 wurde das Hospiz wieder zum Konvent erhoben. Bis 1979 gehörte das Kloster zur bayerischen Franziskanerprovinz und wurde dann von der Diözese übernommen.
(Alexandra Kohlberger)