Nach der mittelalterlichen Überlieferung wurde 782 eines der ersten Nonnenklöster Bayerns auf der Fraueninsel im Chiemsee gegründet. Stifter war der bayerische Herzog Tassilo III., der das Kloster mit Gütern ausstattete. Im gleichen Jahr soll auch die Kirche vom Salzburger Bischof Virgil geweiht worden sein. Eine Gründungsurkunde ist zwar nicht erhalten, aber bis heute wird Tassilo III. als Stifter verehrt.
Belegt ist, dass die Abtei nach dem Sturz der Agilolfinger im Jahr 788 durch Karl den Großen zum Reichskloster erhoben wurde. Damit verfügten die Karolinger über die Klostergüter und das Recht der Einsetzung der Äbtissin. König Ludwig der Deutsche, der seit 826 Bayern regierte, setzte um 857 seine Tochter Irmengard (geboren um 833) als Äbtissin ein. Unter ihrer Leitung entwickelte sich das adlige Damenstift erst zum eigentlichen Nonnenkloster, das der Regel des hl. Benedikt folgte. Irmengard wurde nach ihrem Tod im Jahr 866 nicht nur als ?zweite Stifterin?, sondern sogar als Heilige und Patronin des Chiemgaus verehrt. 1928 erfolgte ihre Seligsprechung.
Aus dieser frühen Phase ist als kunst- und baugeschichtliche Besonderheit die zweigeschossige Torhalle erhalten, die sich nördlich an den frühmittelalterlichen Gebäudekomplex anschließt.
Bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts gehörte die Abtei dem Reich. 1062 schenkte König Heinrich IV. das Kloster mit allen Rechten dem Erzbischof von Salzburg, dem die Abtei kirchenrechtlich bereits unterstand. Diese Änderung akzeptierten die Ordensfrauen nicht vorbehaltlos und bereits 1077 nahm Heinrich IV. das Kloster wieder in königlichen Besitz. In einem feierlichen Privileg von 1141 bestätigte Papst Innocenz II. diesen Status.
Die reichsunmittelbare Stellung von Frauenchiemsee ging aber im 13. Jahrhundert verloren, als König Philipp 1201 das Kloster dem Salzburger Erzbischof als Eigenkloster übertrug, der fortan geistliches und weltliches Oberhaupt des Klosters war. Unter dem Vorwand mangelnder Ordenszucht wäre die Abtei beinahe aufgelöst und an ihrer Stelle eine Bischofskirche errichtet worden. Doch diesen Plan verwirklichte Erzbischof Eberhard II. 1216 auf der benachbarten Insel Herrenchiemsee.
Die Vogtei über die bayerischen Besitzungen des Klosters hatten die wittelsbachischen Herzöge. Als wichtige Fürsprecher im 14. und 15. Jahrhundert bestätigten sie dem Kloster wiederholt seine Rechte und Freiheiten und nahmen im 16. Jahrhundert starken Einfluss auf seine wirtschaftliche Entwicklung.
Die Melker Klosterreform des 15. Jahrhunderts erreichte um 1451 auch Frauenchiemsee, als eine Visitation Missstände und eine hohe Verschuldung festgestellt hatte. Dieses Ergebnis war aber nicht verwunderlich, denn die Abtei entsprach im Spätmittelalter einem adligen Damenstift, das Privateigentum der Stiftsdamen und größere Bewegungsfreiheit gestattete. Aber auch am schlechten baulichen Zustand der Kirche zeigte sich der Zerfall. Unter der Äbtissin Magdalena Auer zu Winkel (reg. 1467-1494) wurde das Münster Mariä Opferung in spätgotischem Stil umgestaltet. Aber bereits 1491 zerstörte ein Feuer die neue Kirche und die Klostergebäude, auch die Bibliothek ging verloren. Die Reparaturen an der Kirche wurden unter Äbtissin Ursula Pfäffinger (reg. 1494-1528) durchgeführt, die weitere Konventgebäude errichten ließ.
Die Ideen der Reformation erfassten auch Frauenchiemsee. Laut einem Visitationsbericht von 1558 lebten statt vormals sechzehn Konventualinnen außer der Äbtissin nur noch vier Chorfrauen und zwei Novizinnen im Kloster. Unter dem Einfluss des Konzils von Trient wurde von den Äbtissinnen Sabina Preyndorfer (reg. 1582-1609) und Maria Magdalena Haidenbucher (reg. 1609-1650) aber schließlich die Einhaltung der Observanz durchgesetzt und neue Novizinnen konnten gewonnen werden.
Den Dreißigjährigen Krieg überstand das Kloster, von finanziellen Belastungen abgesehen, unbeschadet und beherbergte sogar viele Flüchtlinge aus anderen Konventen. Hingegen mussten im Spanischen Erbfolgekrieg die Nonnen von der Fraueninsel nach Salzburg fliehen. Nach ihrer Rückkehr setzte unter Äbtissin Irmengard II. von Scharfstedt (reg. 1702-1733) wie vielerorts eine rege Bautätigkeit ein. Neue Klostergebäude wurden errichtet und die gotische Kirche in barockem Stil umgestaltet. Archäologische und kunsthistorische Untersuchungen brachten erst im 20. Jahrhundert wieder die eindrucksvollen vorromanischen und romanischen Fresken in der Klosterkirche und der Torhalle zutage.
Die Gedanken der Aufklärung fanden in Frauenchiemsee nur zögerlich und erst auf Betreiben des bayerischen Kurfürsten und des Salzburger Konsistoriums Eingang in das von Kontemplation und Askese geprägte Leben des Konvents.
Bei der Säkularisation im März 1803 betrug die Mitgliederzahl noch sechzehn Chorfrauen und dreizehn Laienschwestern. Sie durften auch nach der formellen Auflösung der Abtei im Kloster bleiben. Die in Staatsbesitz übergegangenen Grundstücke auf dem Festland wurden verkauft. Im Sommer 1803 fand sich ein Käufer für das Brauhaus und andere Wirtschaftsgebäude auf der Insel. Die Versteigerung des Klosterinventars, das nur wenige Interessenten anzog, zog sich bis 1807 und nur ein kleiner Teil der Mobilien gelangte in Münchner Bibliotheken, Archive und Gemäldesammlungen. Die im Kreuzgang befindliche Porträtreihe der Äbtissinnen blieb aber vollständig erhalten.
Für die weitere Nutzung des Klosters konnte keine Lösung gefunden werden. So erging im November 1836 von auswärtigen Nonnen ein Gesuch zur Überlassung der Räumlichkeiten an König Ludwig I., der die Wiedererrichtung von Benediktinerklöstern in Bayern förderte. Schon im Dezember genehmigte er die formelle Wiederherstellung des Klosters unter der Auflage, dass sich die Benediktinerinnen der Mädchenerziehung widmen sollten. Am 21. März 1838 wurde das Kloster mit einem staatlichen Zuschuss von 36.000 Gulden wiedereröffnet. Bis 1840 entstanden eine ?Industrieschule? für Handarbeitsunterricht, eine Elementarschule sowie ein Pensionat. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Mittelschule und die Hauswirtschaftsschule geschlossen (1941) und die Schul- und Internatsräume bis 1945 als Kinderverschickungslager genutzt.
Nach dem Krieg wurde der Schulbetrieb in der Mittelschule wieder aufgenommen. Seit 1946 wurde sie als Mädchenoberschule und seit 1963 als Gymnasium (seit 1971 auch für Jungen) geführt, aber 1983 wegen sinkender Schülerzahlen und fehlender Erzieherinnen und Lehrerinnen geschlossen. Die Volksschule, in der auch während des Zweiten Weltkriegs unterrichtet wurde, bestand bis 1969. Die nach dem Krieg wieder errichtete und als Internat geführte Hauswirtschaftsschule, entwickelte sich in den 1960er-Jahren zur Berufsaufbauschule. Sie musste aber ebenfalls wegen finanzieller Schwierigkeiten 1995 ihren Betrieb einstellen. Heute bietet das Kloster Seminare für Frauen an und erfüllt so seinen Bildungsauftrag.
(Stephanie Haberer)