Das Heiliggeiststift zu Eichstätt ? Sorge für Kranke und Alte
Die Geschichte der Chorherren vom Heiligen Geist beginnt in Montpellier. Guido de Guillems verfügte über ein großes Erbe und gründete mit diesem Grundkapital um 1195 ein Spital in Montpellier. Guido selbst übernahm die Krankenpflege. Mit der Zeit schlossen sich ihm weitere Gefährten an, es entstand mit dem Spitalorden vom Heiligen Geist eine neue Ordensgemeinschaft. Als Guido nach einigen Jahren nach Rom zog, fand er in Papst Innocenz III. einen einflussreichen Gönner, der dem Orden eine feste Organisationsform gab und ihn bestätigte. Um nicht in Widerspruch zu geltenden Definitionen eines mönchischen Lebens zu geraten, nahmen die Spitalbrüder und -schwestern eine der Augustinus-Regel unterworfene kanonikale Institution an. Nur so war es möglich, weiter in der Krankenpflege tätig zu sein, Mönchen war eine derartige äußere Tätigkeit nicht erlaubt. In Sassia bei St. Peter errichtete Innocenz III. 1204 das Spital St. Michele. Ordensgeneral war in weiterer Folge der Meister dieses Spitals, den Ordensprovinzen standen Generalvikare vor, jährlich zu Pfingsten fand ein Kapitel statt.
Bereits vor und auch nach Guido de Guillems entstanden zahlreiche Heilig-Geist-Spitäler, die mit dem eigentlichen Orden nichts gemein hatten. Es ist wichtig, in diesem Zusammenhang eine deutliche Unterscheidung zu treffen, da häufig
Die Heilig-Geist-Spitäler des Ordens in Bayern gehörten zur Ordensprovinz ?Alemannia Superior? und unterstanden damit dem Ordensvikar von Stephansfeld bei Straßburg. Memmingen ? mit einer immer wieder angezweifelten Gründungsurkunde von 1210 ? scheint die älteste bayerische Niederlassung des Ordens zu sein. Als sich im 16. Jahrhundert eine Bayern, Baden und Württemberg umspannende Unterprovinz des Ordens ausbildete, wurde Memmingen Hauptsitz. Nach dem Spital in Memmingen entstanden mit Lindau, Kaufbeuren, Augsburg, Ulm, Nördlingen, Dinkelsbühl und Eichstätt in Schwaben und benachbarten Gebieten weitere Niederlassungen. Schließlich folgten die Hospitäler in München, Neumarkt, Landshut sowie Regensburg. Etwa um die Mitte des 13. Jahrhunderts war die Gründungsbewegung für Bayern abgeschlossen.
Auch die bayerischen Ordensniederlassungen wurden vom Verfall des Ordens am Ende des Mittelalters nicht verschont. Das Heilig Geist Spital in Eichstätt ist hierfür ein beredtes Beispiel. Zum Jahr 1254 wird für Eichstätt erstmals ein Hospital neben der Brücke erwähnt, eine Urkunde aus dem Jahr 1296 berichtet, dass das Spital von Brüdern geleitet wurde. Aus diesen beiden Nennungen leitet sich die Schlussfolgerung ab, dass um 1254 in Eichstätt ein Spital neu gegründet und unmittelbar den Chorherren vom Heiligen Geist übergeben wurde. Bis ins Jahr 1362 ist der Heilig-Geist-Orden in Eichstätt nachweisbar, danach ging das Spital offenbar in die Verwaltung der Stadt über. 1451 ersetzte ein Neubau das Eichstätter Heilig-Geist-Spital.
Das Aussehen der romanischen Kirche überliefert eine Abbildung in Schedels Weltchronik sowie ein Stich von Merian aus dem Jahr 1627. Sie soll sehr düster und mit einer Flachdecke versehen gewesen sein. Im Februar 1634 plünderten die Schweden Eichstätt und setzten die Stadt in Brand, auch die Heilig-Geist-Kirche und das Spital wurden ein Raub der Flammen. Bischof Martin von Eyb ließ Kirche und Spital ab 1698 nach Plänen von Jakob Engel neu errichten. Toskanische Pilaster gliedern die in drei Vertikalfelder geteilte Hauptfassade der Kirche. Vier beinahe lebensgroße Steinfiguren der Heiligen Willibald, Walburga, Elisabeth und Martin, geschaffen von Christian und Vitus Handschuher, bilden den Skulpturenschmuck der Fassade. Die Kirche ist rechteckig und nach Süden orientiert. Durch Eckeinbauten erscheint der Innenraum kreuzförmig. Der zweijochige Chor ist gerade geschlossen. Südlich an die Kirche schließen die Spitalsgebäude an, in denen heute ein Alten- und Pflegeheim untergebracht ist.
(Laura Scherr)