Birklingen


 

GESCHICHTE
Birklingen ? Verwüstete Wallfahrt

Seit 1454 wurde in Birklingen bei Iphofen ein in einem Baum gefundenes Vesperbild verehrt, für das 1458 ein Kirchlein erbaut wurde. Angeblich stifteten der Casteller Graf Wilhelm II. und seine Gemahlin Geld dafür; jedenfalls sind die beiden und ihr Sohn Graf Friedrich IX. in Birklingen bestattet. Bischof Johann III. von Grumbach (reg. 1455?1466) gliederte zur Sicherung der Wallfahrt die Kirche von der Pfarrei Iphofen aus. Zudem berief er Augustiner-Chorherren aus Heidenfeld und Triefenstein und 1461 solche aus dem Kloster Kirschgarten nach Birklingen. Im Jahr 1462 zerstörte der Ansbacher Markgraf Albrecht Achilles (1414?1486), der erfolglos versuchte ein Herzogtum Franken zu errichten, das junge Stift. Noch im gleichen Jahr wurde der Konvent offiziell in die vom Geist der Devotio moderna geprägte Windsheimer Kongregation aufgenommen.

Wallfahrer aus dem ganzen Reich pilgerten nach Birklingen, das bald einen reichen Reliquienschatz vorweisen konnte. Damit verbunden war ein wirtschaftlicher Aufschwung. Dieser spiegelt sich im Kauf des Dorfes Birklingen vom Spital in Iphofen oder im Erwerb von Höfen in Dettelbach und Iphofen wider. Das Kloster konnte sich trotzdem nicht recht entwickeln, denn das um seinen Einfluss fürchtende Iphofen gründete 1501 eine konkurrierende Wallfahrt. Bürger aus Iphofen waren an den Zerstörungen des Klosters im Bauernkrieg von 1525 maßgeblich beteiligt. Prior und Konvent verließen danach entmutigt den Ort. Alle Einkünfte und Rechte fielen an das Hochstift Würzburg. Obwohl 1527 einige Mönche zwangsweise nach Birklingen versetzt wurden, lebten 1542 nur noch zwei Geistliche im Stift. Im Jahr 1546 wurde das Kloster endgültig aufgelöst.

Um die ursprüngliche Kirche von 1458 waren bald Gebäude für den Konvent entstanden, die 1466 bezogen werden konnten. Bereits 1480 begann Prior Meffried mit dem Bau von Dormitorium und Kreuzgang, der 1482 abgeschlossen war. Im Jahr 1500 ist die Vollendung eines gewölbten Kreuzgangs überliefert. 1506 war die neue Wallfahrtskirche erbaut worden. Die Zerstörungen des Jahres 1525 ließen davon nicht viel übrig. 1593 ließ der Würzburger Fürstbischof Julius Echter (reg. 1573?1617) den Chor der Kirche als Kapelle wieder herrichten. Seine heutige Gestalt erhielt das St. Maria geweihte Gotteshaus 1789/90 nach Plänen des Würzburger Hofarchitekten Johann Michael Fischer. Die Ausstattung stammt von 1794.

Das Gnadenbild von Birklingen soll der Überlieferung zufolge im Jahr 1700 im Schutt des eingefallenen Langhauses wieder entdeckt worden sein. Es befindet sich seitdem in der Pfarrkirche St. Veit in Iphofen. Vom einstigen Stift der Augustiner-Chorherren sind in Birklingen lediglich der dreiseitig geschlossene Chor und der nördlich angelehnte Turm erhalten, dessen Untergeschoss im Inneren ein feines Netzgewölbe ziert.

(Erich Schneider)



 

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