Birkenfeld


 

GESCHICHTE
Birkenfeld ? Heimstatt adliger Damen

 

Wie die meisten fränkischen Klöster der Zisterzienserinnen wurde auch Birkenfeld im 13. Jahrhundert gegründet. Stifter waren Friedrich III. von Hohenzollern, Burggraf von Nürnberg, und seine zweite Gemahlin Helena aus dem herzoglichen Haus Sachsen. Das gräfliche Paar erwarb um das Jahr 1285 auch die Stadt Neustadt a. d. Aisch, die im Zuge der Zollerschen Territorialpolitik zum wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zentrum des Aischgrundes aufstieg. Der Konvent von Birkenfeld unterstand keinem Bischof. Die geistliche Aufsicht übte der Abt des Zisterzienserklosters Ebrach im Steigerwald. Die Stifter behielten sich die Gerichtsbarkeit vor. Deshalb gab es neben dem Klostervogt auch einen markgräflichen Verwalter. Kloster Birkenfeld war für die unverheirateten Töchter des fränkischen Adels als gesellschaftlich angemessene Heimstatt bestimmt. Anders als viele andere Frauenklöster des Ordens erhielt es keinen typischen Zisterziensernamen (Himmelkron, Himmelpforten, Himmelthron, Himmeltal, Seligenporten...).

Die Klosterkirche ? wie alle Zisterzienserkirchen der Gottesmutter Maria geweiht ? wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gemäß den Ordensregeln in schlichtester Bauweise als einschiffige Anlage mit Dachreiter errichtet. Der östliche Teil des Langhauses diente als Kirchenraum für die Laien, vor allem die Landarbeiter des Klosters. Der rückwärtige, westliche Teil des Langhauses war zweistöckig ausgebaut und durch eine Quermauer abgetrennt, damit die Nonnen beim Gottesdienst nicht gesehen werden konnten. Im Untergeschoss befand sich die so genannte Gruftkirche, eine gewölbte Halle mit drei Schiffen. Darüber lag die Nonnenempore. Die Kirche bildete zusammen mit den Klostergebäuden eine Vierflügelanlage.

Die Burggrafen von Nürnberg und späteren Markgrafen von Ansbach-Bayreuth versahen ihre Stiftung Birkenfeld reich mit Gütern. Zu einer besonderen Wohltäterin des Konvents wurde Elisabeth, die Gemahlin des Burggrafen Johann II., eine gebürtige Gräfin von Henneberg. Ihre Töchter Anna und Adelheid waren später Äbtissinnen von Birkenfeld. Verschiedene Adelsgeschlechter der Umgebung gaben an das Kloster ebenfalls ansehnliche Stiftungen. Ein Großteil der Besitzungen des Klosters lag in seiner näheren Umgebung.

Die meist reichlich bemessene Mitgift der eintretenden Adligen trug wesentlich zur Vermehrung des Klosterbesitzes bei. Dies ermöglichte den Klosterfrauen eigene Pfründen, was freilich der Ordenszucht nicht dienlich war. 1459 und 1464 hatten sich die Ordensväter zu Citeaux mit Nonnen, die gegen ihre Keuschheitsgelübde gefehlt hatten, zu befassen. Trotz seines anfänglichen Reichtums war der Konvent um das Jahr 1360 hoch verschuldet. In den Kriegen der Markgrafen 1388 und 1553, im Bauernkrieg 1525 und im Dreißigjährigen Krieg (1632) wurde Birkenfeld wiederholt geplündert und durch Brände verwüstet. So gingen viele Kirchenschätze und wertvolle Urkunden verloren.

Im Jahr 1535 lebten nach dem Tod der Äbtissin Kunigunde von Gottsfeld nur noch fünf Klosterfrauen im Konvent. So erfolgte 1536 im Zuge der Reformation die Aufhebung des Klosters Birkenfeld. Es ging 1544 in den Besitz von Markgraf Albrecht Alcibiades über, der in Neustadt residierte. 1554 errichtete man im Kloster ein Gestüt.

Als man in den Jahren 1683 bis 1686 die ehemalige Klosterkirche notdürftig wieder herstellte, erfolgte die Abtrennung der Nonnenempore für ihre spätere Profanierung. Die Laienkirche (Chor und östliches Langhaus) erhielt Emporen und diente nun als evangelische Pfarrkirche. Ihr schöner Rokoko-Kanzelaltar stammt aus der Zeit um 1760. Die ehemalige Gruftkirche war nun Kuhstall und Lagerraum für landwirtschaftliche Geräte; die Empore diente als Getreidespeicher. Trotz aller späteren Eingriffe verdient der Sakralbau als gutes Beispiel einer Zisterzienserinnenkirche des 13./14. Jahrhunderts Beachtung.

Die Klostergebäude wurden 1724 größtenteils umgebaut. Nur der Ostflügel, das ehemalige Dormitorium (Schlafraum) mit spitzbogigen Fenstern, hat sich mit altem Baubestand erhalten. Das Kloster mit seinen Wirtschaftsgebäuden, der Mühle und den Gärten war einst von einer Mauer umgeben. Sie wurde 1862 abgerissen, das Material diente zum Bau der Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Würzburg.

2012 sind nach über 20 Jahren Sanierungs- und Steinsicherungsarbeiten der Südflügel und die Unterkirche des Klosters gesichert.

 

(Christine Riedl-Valder)



 

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