St. Theodor in Bamberg ? Das Kloster am Kaulberg
St. Theodor am Kaulberg in Bamberg zählt zu den ältesten und größten Klöstern des Ordens der (Beschuhten) Karmeliten. Noch heute ist es Heimat für rund 25 Patres und Brüder. Der geistliche Mittelpunkt der imposanten Anlage ist die Kirche St. Maria und St. Theodor.
Die Geschichte des Karmel beginnt mit einem Spital an der Straße nach Würzburg, gestiftet vor dem Jahr 1139 vom Bamberger Domkapitel. 1157 überließen die Domherren das Spital der Pfalzgräfin Gertrud zur Ansiedlung von Zisterzienserinnen aus Kloster Wechterswinkel. Gertrud, eine Schwester des Königs Konrad III., hatte 1156 in Wechterswinkel den Schleier genommen. Ihr Gemahl, Pfalzgraf Hermann von Höchstadt-Stahleck, nahm zugleich in der Abtei Ebrach die Kutte als Mönch. Bischof Eberhard II. von Bamberg beschrieb die Aufgabe des neuen Klosters: ?Unsere Stadt, die von allen Seiten durch Bollwerke von Kanonikern und Mönchen umgeben ist, soll auch gottgeweihte Jungfrauen in ihrem Umkreis besitzen (...) und die Versorgung von Armen und Fremden nichts zu wünschen übrig lassen.?
Eine förmliche Aufnahme der Bamberger Nonnen in den Orden der Zisterzienser scheint nie erfolgt zu sein. Ihre Hauptaufgabe lag im 13. Jahrhundert wohl noch im Betrieb des Spitals, das 1297 letztmalig Erwähnung findet. Während der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts übernahm der adlige Konvent die Regel des hl. Benedikt. Fortan bezeichneten sich die Äbtissinnen von St. Theodor als Benediktinerinnen.
1554 wurde der Frauenkonvent am Kaulberg durch das Domkapitel Bamberg aufgehoben und das Kloster stand mehr als 30 Jahre lang leer. 1589 übernahmen die seit 1273 in der Au, Bambergs Inselstadt, wirkenden Karmeliten die verwahrlosten Gebäude von St. Theodor und renovierten sie mit Unterstützung des Bistums. Hinter der von Rom genehmigten Übersiedlung stand der Wunsch des Bischofs Ernst von Mengersdorf im bisherigen Karmel das Priesterseminar der Diözese einzurichten. Nach kargen Anfangsjahren wurde im 17. Jahrhundert die Tourainer Reform eingeführt und ein Noviziat sorgte für Ordensnachwuchs. Der Konvent wuchs von früher etwa sechs auf nun über zwanzig Mönche. Mit Unterbrechungen blieb Bamberg bis zur Aufhebung im Jahr 1803 der Noviziatskonvent für die oberdeutsche Ordensprovinz.
Die Säkularisation durch das Kurfürstentum Bayern beendete für ein Jahrhundert dasKlosterleben auf dem Kaulberg. Die klösterlichen Besitzungen wurden versteigert und die Einrichtungsgegenstände der Theodorkirche auf andere Gotteshäuser in Bamberg verteilt. Die Gebäude dienten profanen Zwecken, unter anderem als Lazarett, Schulhaus, Kaserne und Turnhalle.
1902 konnten die Karmeliten Kirche und Kloster von der Stadt Bamberg zurückerwerben. Nun musste eine hohe Schutthalde aus dem Kircheninneren entfernt und umfangreiche Renovierungsarbeiten vorgenommen werden. Am 16. Juli 1903 bezogen die Karmeliten mit einer feierlichen Prozession ihr Kloster von neuem.
1918 eröffneten die Karmeliten das Knabenseminar Marianum. In den zwanziger Jahren war das Kloster karitativ besonders tätig. Nach einer Zeitungsnotiz von 1932 wurden an der Pforte des Karmel damals im Jahresdurchschnitt an die 30.000 Mahlzeiten ausgegeben.
1941 schloss der Staat das Seminar Marianum mit der Begründung: ?Bei der Eigenart des klösterlichen Erziehungsbetriebes ist eine nationalsozialistische Gemeinschaftserziehung in klösterlichen Schülerheimen undurchführbar.? Parallel erfolgte die Beschlagnahmung des Klosters. Die Mönche verteilten sich auf Quartiere in der Stadt, bis nach starkem Protest der Räumungsbefehl für das Kloster wieder aufgehoben wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Spätberufenenwerk Theresianum gegründet. Es ermöglicht jungen Männern, die für einen kirchlichen Beruf entscheiden, den Weg zum Abitur. 1989 wurde das bisherige Knabenseminar Marianum in ein Bildungshaus umgewandelt. Bis heute bilden der Dienst an jungen Menschen, die Seelsorge in mehreren Pfarreien, zusätzliche Seelsorgeaufgaben und das Wirken in der Klosterkirche wichtige Eckpunkte im Leben der Bamberger Karmeliten.
Aus der Zeit der Zisterzienserinnen des 12. Jahrhunderts stammt die Klosterkirche, im Kern eine dreischiffige Pfeilerbasilika der Romanik. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde unter Verwendung der mittelalterlichen Bausubstanz mit dem Neubau der Kirche begonnen. Dabei wurde der Chorraum von Osten nach Westen verlegt und das alte Westportal aus dem 12. Jahrhundert zugemauert ? es ist das älteste Kirchenportal in Bamberg. Der Eingang lag nun an der, der Stadt zugewandten, Ostseite. Er bekam eine barocke Fassade von Johann Leonhard Dientzenhofer mit Figuren von Johann Kaspar Metzner. Die Weihe der völlig renovierten Kirche erfolgte im Jahr 1716.
Bei der Wiederbesiedlung des Karmels 1903 konnten von der originalen Ausstattung des 18. Jahrhunderts der Josephsaltar und die Kanzel wieder in die Klosterkirche zurückgeführt werden. Die übrigen Stücke stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts und sind zum Teil Neuschöpfungen nach altem Vorbild. Das Altarblatt mit dem hl. Martin ist der ehemaligen Stiftskirche St. Gangolf in Bamberg entnommen.
Der Kreuzgang des Klosters war von den Benediktinerinnen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet worden. Der ursprüngliche Wechsel von Doppel- und Einzelsäulen ist im Ostflügel erhalten geblieben. Die Kapitelle zeigen Tier- und Fabelwesen neben Darstellungen christlicher Themen. Unter dem Nordflügel des Kreuzgangs verläuft ein kreuzrippengewölbter Gang, der wahrscheinlich den ehemaligen Zugang zur Klausur darstellt.
Im Obergeschoss des Südflügels ist die Klosterbibliothek untergebracht. Den Raum zieren figürliche Stuckdecken von 1675 und ein überarbeitetes Deckengemälde aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Im Giebel des im 18. Jahrhundert neu errichteten Westflügels erkennt man das Wappen des Fürstbischofs Friedrich Karl von Schönborn.
( Markus Schütz)