Bamberg, St. Stephan


 

GESCHICHTE

St. Stephan in Bamberg ? Die legendäre Gründung der heiligen Kaiserin Kunigunde

St. Stephan ist neben dem Bamberger Dom der legendenreichste Kirchenbau in der Stadt auf den Sieben Hügeln. Kunigunde, die Gemahlin Kaiser Heinrichs II., nennt die fromme Überlieferung als die wundertätige Gründerin dieser Kirche. Besonders volkstümlich ist das Wunder von der Geldschüssel der Heiligen, aus der sich die Bauleute von St. Stephan nur so viele Münzen greifen konnten, wie ihre tägliche Arbeit es verdiente.

Historisch gesichert ist die Gründung des Kollegiatstifts zwischen 1007 und 1009 durch Eberhard, den ersten Bischof von Bamberg, auf der dem Dom- und Pfalzbezirk benachbarten Anhöhe. Das Hügelgelände von St. Stephan bildete bis hinunter zur Regnitz bei Bug einen eigenen Immunitätsbezirk. Der Plan für die Kirche dürfte wohl tatsächlich auf das Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde zurückgehen. Das Stift südlich des Dombergs war später in der Topografie des hochmittelalterlichen Bamberg der Bestandteil einer kreuzförmigen architektonischen Achse, gebildet gemeinsam mit den Kirchenbauten St. Michael, St. Jakob und St. Gangolf.

Im Jahr 1020 besuchte Papst Benedikt VIII. die Stadt Bamberg und feierte hier das Osterfest mit Kaiser Heinrich II. Am Oktavtag nach Ostern, dem 24. April 1020, so wird berichtet, weihte der Papst in Anwesenheit des Kaiserpaars und von nicht weniger als 40 Bischöfen die Kirche dem Erzmärtyrer Stephan. Dies war ein ganz außergewöhnlicher Akt, denn kaum eine Handvoll Kirchen nördlich der Alpen wurde durch einen Papst geweiht.

Auf das Kaiserpaar geht das kostbarste Ausstattungsstück aus der Entstehungszeit zurück: die berühmte ?Bamberger Apokalpyse?, eine Handschrift mit herausragenden Illustrationen der Reichenauer Malschule um 1020. Sie ist heute ein wertvoller Schatz in der Staatsbibliothek Bamberg (Msc. Bibl. 140).

Der Stiftspropst von St. Stephan wurde vom Bischof eingesetzt, während das Kapitel den Dechanten (Dekan) wählte. Das Verhältnis zwischen Propst und Dekan, den wichtigsten Funktionsträgern des Stifts, dürfte im Gleichgewicht gewesen zu sein. Anstelle der sonst häufig überlieferten Querelen in anderen Stiften hört man bei St. Stephan lediglich von seiner ungewöhnlich reichen Sammlung von Gemälden und Goldschmiedearbeiten. Am Beginn des 16. Jahrhunderts unterstreichen Stiftsherren wie der Humanist Lorenz Behaim die auf dem Stephansberg beheimatete Bildung.

Ab 1628 entstand ein Neubau im Stil des Barock. Die Baumeister Giovanni Bonalino und Antonio Petrini übernahmen den kreuzförmigen Grundriss der ersten Anlage aus der Ottonenzeit und integrierten auch den Turm aus dem Jahr 1235. Der erst 1680 fertig gestellte Kirchenbau verzichtete auf eine ursprünglich geplante Kuppel. Das Orgelgehäuse aus dem Jahr 1695 von Johann Georg Götz ist ebenso qualitätvoll wie die Stuckarbeiten des Innenraums oder das Chorgestühl. Zusammen mit den historischen Höfen der Stiftsherren entwickelt die Kirche auf dem beengten Raum des Stephansbergs bis heute eine besondere Atmosphäre.

Nach der Besetzung des Hochstifts Bamberg durch das Kurfürstentum Bayern wurde St. Stephan im Jahr 1803 als Kollegiatstift aufgehoben. Seit 1807 ist die ehemalige Stiftskirche im Besitz der evangelisch-lutherischenPfarrgemeinde St. Stephan und damit zugleich die Hauptkirche der Protestanten in Bamberg. Die ehemaligen Stiftshäuser und das Kapitelhaus beherbergen heute zum größten Teil geistliche Einrichtungen sowohl katholischer als auch evangelischer Christen.

( Markus Schütz )



 

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