Maria Himmelfahrt in Bamberg ? Kluge Frauen sorgen für Bildung
Baronin Amalie von Rotenhan gründete 1716 mit Einverständnis des Fürstbischofs von Bamberg am Holzmarkt in einem Privathaus ein Institut der Englischen Fräulein. Diese 1609 von Mary Ward (1585?1645) ins Leben gerufene Kongregation war für die damalige Zeit sehr fortschrittlich und innerhalb der katholischen Kirche umstritten, da sie die Klausur ablehnte. Die Englischen Fräulein engagierten sich in der Erziehung und Bildung der weiblichen Jugend. Arme wurden kostenlos unterrichtet. Den Elementarschulen waren Sonntagsschulen angegliedert, in denen ältere Mädchen und Frauen in Lesen, Schreiben und christlicher Lehre unterwiesen wurden.
Das Bamberger Institut wurde vom Augsburger Herz-Jesu-Institut aus mit sieben Nonnen besetzt. Im Jahr 1717 erfolgte die feierliche Eröffnung. Ab 1724 wurden die Institutskirche und ein vierflügelig geplanter Klostertrakt erbaut. Die Einweihung der Kirche ?Maria Himmelfahrt? konnte 1727 gefeiert werden. Als der Konvent bis 1764 auf 20 Schwestern angewachsen war, befand sich das Kloster in großen finanziellen Schwierigkeiten. Der Fürstbischof übernahm nun selbst die Ernennung der Oberin. Die Zahl der Schwestern wurde auf zwölf reduziert. Dank zahlreicher Spenden konnte jedoch die wirtschaftliche Situation des Instituts stabilisiert werden. Dazu trug auch ein bedeutender Nachlass bei, da die Schwester von Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal hier ihren Lebensabend verbrachte und das Institut als Erben einsetzte. Größere Ausgaben standen dann erst wieder in den Jahren 1782/83 an, als das Schulhaus neu erbaut werden musste.
Bei der Säkularisation im Jahr 1803 untersagte man den Englischen Fräulein lediglich die Aufnahme von Novizinnen. Ihre Kirche indes wurde für lange Zeit zu einem Depot degradiert. Als 1827 nur noch drei Schwestern im Institut lebten, ergriff der Bamberger Erzbischof die Initiative und veranlasste die Neuorganisiation des Englischen Hauses.
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert nahm mit der Entwicklung des Bildungswesens die Kongregation in ganz Bayern einen gewaltigen Aufschwung. Nach der Einrichtung einer Zweigstelle in Nürnberg 1854 wurden von Bamberg aus zwischen 1859 und 1868 weitere Filialen in Strullendorf, Kissingen, Hirschaid, Ebing und Amlingstadt gegründet; später auch noch in Scheßlitz, Herzogenaurach, Kirchehrenbach und Neunkirchen am Sand. Mit der Expansion des Bamberger Instituts waren auch umfangreiche Neubauten verbunden. 1910/11 hat man ein neues Schulhaus nach Plänen von Wilhelm Schmitz errichtet. Im Jahr 1929 wurde das Haus sogar Sitz einer eigenen Provinz. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten war die Schule von 1937 bis 1945 geschlossen. Ein Teil der Lehrerinnen suchte sich neue Wirkungskreise in Amerika.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten die Englischen Fräulein auch in Bamberg wieder ihrem Auftrag nachkommen und ihr Institut mit großem Erfolg weiter ausbauen. Heute führen sie ein neusprachliches und ein wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium mit rund 1000 Schülerinnen sowie eine Realschule.
Die Institutskirche ?Maria Himmelfahrt? ist fast völlig in den Baukomplex eingebunden. Nur ihr Dachreiter über dem Choransatz macht sich in der Stadtsilhouette bemerkbar. Die zwei Emporengeschosse auf der Hof- und der Rückseite dienen den Nonnen als Andachtsräume. Die künstlerische Ausstattung der Kirche stammt überwiegend aus der Zeit des Rokoko und frühen Klassizismus. Bemerkenswert sind die beiden Seitenaltarbilder: das eine mit dem seltenen Bildthema ?Die Sieben Zufluchten? von Johann Joseph Scheubel d. Ä. und das andere ein Schutzengelbild von Johann Georg Wolcker. An der Längswand befindet sich ein eindrucksvoller Kerker-Christi-Altar mit einer Holzfigur von J. A. Stöhr (um 1740; Holzaufbau um 1770). Im Konventbau haben sich Stuckdecken aus den Anfängen des Instituts im 18. Jahrhundert erhalten.
(Christine Riedl-Valder)