Bamberg, Karmelitenkloster in der Au


 

GESCHICHTE

Bamberg, Karmelitenkloster in der Au ? christliche Sozialreformer

Im Jahr 1273 gründete der Bamberger Bischof Berthold von Leiningen auf Wunsch König Rudolfs I. von Habsburg und seiner Gemahlin Anna von Hohenberg ein Kloster für die Karmeliten. Es war die siebte Niederlassung des Ordens in Deutschland. Nahe am Markt in Bamberg, mitten in der so genannten Au, konnten die Seelsorger und Prediger wirkungsvoll ihre Aktivitäten entfalten. Zahlreiche Stiftungen verhalfen zur Errichtung der Kirche und des Klosters zum hl. Laurentius.

Unter den Prioren des Karmelitenkonvents von Bamberg befanden sich einige bedeutende Persönlichkeiten, so 1347 Heinrich von Volkach, später Weihbischof von Regensburg. Das Kloster besaß eine stattliche Bibliothek, vor allem mit asketischer Literatur, da die Mönche allein schon für ihre Predigtätigkeit ein intensives Bücherstudium betrieben. Die Bamberger Karmeliten brachten dann auch hervorragende Prediger hervor, die eine starke Wirkung auf das Volk ausübten. Am Dom wurden deshalb im Jahr 1415 eigene Predigtstiftungen für den Bamberger Karmel geschaffen.

Während der Reformationszeit schlossen sich in Bamberg sämtliche Bettelorden den neuen Forderungen an. Die Karmeliten standen dem Geist Martin Luthers, des einstigen Augustiner-Eremiten, sehr nahe. Sie hatten sich in ihren Predigten schon lange für soziale Reformen eingesetzt. Einer der Mönche mahnte am 22. Sonntag nach Trinitatis im Jahr 1523 in Bamberg von der Kanzel: ?Wären wir rechte Christen, so ließen wir die Armen nicht Not leiden, wir verkauften die Monstranzen; Kelche und andere Kirchengerätschaften, um aus dem Erlös derselben den Armen zu helfen.? Da der Bischof daraufhin Unruhen befürchtete, musste dieser Prediger die Stadt verlassen. Vor allem Andreas Stoß, der in Bamberg als Prior und Provinzial der Karmeliter von 1528 bis 1540 residierte, war es zu verdanken, dass das Kloster in den Stürmen der Reformationszeit nicht völlig unterging.

Mitte des 16. Jahrhunderts war der Konvent auf sechs bis acht Mönche geschrumpft. Dies führte dazu, dass Bischof Ernst von Mengersdorf ab 1585 im leer stehenden Teil des Klosters ein Priesterseminar einrichtete. Nur wenige Jahre später nahm die Zahl der Ordensleute jedoch wieder so zu, dass sich die Unterbringung von Karmeliterkloster und Priesterseminar unter einem Dach als problematisch erwies.

Am 17. März 1589 wurde ein Tauschvertrag abgeschlossen. Die Karmeliten überließen ihr altes Kloster in der Au dem bischöflichen Seminar; dafür erhielten sie Kirche und Gebäude des 1554 aufgehobenen Zisterzienserinnenkloster St. Maria und St. Theodor auf dem Bamberger Kaulberg. Als Belohnung für die Übersiedlung hatte der Bischof dem Karmelitenkonvent dauerhaft und kostenlos Studienplätze für vier Mönche und die Erneuerung der Klostergebäude am Kaulberg, die seit über dreißig Jahren leer standen, auf seine Kosten versprochen. Bereits im Mai 1589 kam die Genehmigung und amtliche Bestätigung des Vertrags durch die Ordenskurie und den Apostolischen Stuhl. Nach dieser höchsten und letzten Entscheidung zogen die Karmeliten auf den Kaulberg.

(Christine Riedl-Valder)



 

SUCHE

LAGE IN BAYERN
Kartenausschnitt in Google Maps anzeigen