St. Jakob in Bamberg ? Stiftsherren stürzen einen Bischof
Auf einem nahen Hügel westlich seiner Domburg gründete Bischof Hermann I. von Bamberg im Jahr 1071 für 25 Kanoniker das Stift St. Jakob. Er hatte das Stift vermutlich aus eigenen Mitteln ausgestattet. Der Bischof übergab St. Jakob bereits im Sommer 1072, nach dem Tod des ersten Stiftspropstes, an die benachbarte Benediktinerabtei Michelsberg. Die Kanoniker von St. Jakob waren darüber empört und klagten 1073 sogar bei Papst Gregor VII. Bischof Hermann kam einer päpstlichen Vorladung nach Rom nicht nach und wurde deshalb 1075 seines Amtes enthoben. Als König Heinrich IV. mit Rupert einen neuen Bischof in Bamberg einsetzte, zog Hermann in das Kloster Münsterschwarzach.
St. Jakob blieb als eigenständiges Kollegiatstift bestehen und erreichte im 12. Jahrhundert seine Blüte. Erst unter dem heiligen Bischof Otto von Bamberg wurden die Hauptaltäre der Kirche geweiht, überliefert durch einen Bericht von 1109. Der Kanoniker Heimo von St. Jakob (gest. 1139) schrieb eine Weltchronik über das Heilswirken Gottes von der Schöpfung bis in seine Gegenwart. Im 14. Jahrhundert lebten mit den Stiftsherren Arnold und Konrad zwei bekannte Mediziner in St. Jakob.
Die Nachrichten über das Stift wurden spärlicher, nachdem es 1463 dem Domdechanten unterstellt worden war. 1491 wurde der Westchor in gotischen Formen erneuert und erfuhr so eine architektonische Hervorhebung. Seit dem 19. Jahrhundert gehören Hochaltar und Chorgestühl im Stil der Neugotik zu seiner Ausstattung.
Die 1771 vorgeblendete Rokokofassade von Franz Ignaz Neumann täuscht darüber hinweg, dass St. Jakob, so wie der Bamberger Dom - die Mutterkirche des Bistums zwei Chöre mit Apsiden besaß. Die Baugeschichte der Kirche ist von besonderem Interesse. Lange Zeit galt die romanische Säulenbasilika als getreue Kopie des Bamberger Doms der ottonischen Bauphase. Untersuchungen in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts zeigten, dass dem ursprünglichen Bauplan mit zwei Chören, Querhaus und einer 1720 aufgegebenen Krypta auch eigenständige Lösungen zugrunde lagen. Schlichte Würfelkapitelle, Flachdecke und Grundriss zitieren jedoch Bauformen des alten Heinrichsdoms.
Nach der Besetzung des Hochstifts Bamberg durch das Kurfürstentum Bayern 1802 folgte bereits 1803 die Aufhebung des Kollegiatstift. Zwei Jahre später, 1805, rettete die Marianische Bürgersodalität das Kirchengebäude vor dem Abbruch. 1852 übernahmen Franziskaner St. Jakob. Die Mönche renovierten die Kirche teilweise im Stil der Neoromanik. Nach einer sorgfältigen Restaurierung in den 1990er-Jahren vermittelt nun St. Jakob einen hervorragenden Eindruck von der Raumwirkung romanischer Kirchen.
( Markus Schütz )