Bamberger Klarissen - Das stille Kloster am Nonnenwörth
Das Kloster am Nonnenwörth verdankte seine Gründung im 14. Jahrhundert der Initiative zweier Bamberger Patrizierfrauen, der erst der fünfzehnjährigen Vollwaise Katharina Zollner und ihrer Tante Kunigunde Hubwann. Am 20. November 1340 bestätigte Fürstbischof Leopold von Egloffstein die Stiftung aus dem Zollner´schen Vermögen. Die Grundsteinlegung für das Konventhaus an der Regnitz außerhalb der Stadtmauern erfolgte wohl am 23. April 1341, ein Jahr später begann der Bau der Klosterkirche.
Das Bamberger Kloster wurde mit acht Nonnen aus dem Nürnberger Konvent besetzt. Aber auch die beiden Stifterinnen und drei ihrer Kusinen in Bamberg nahmen den schwarzen Schleier der Klarissen. Nach dem Tod der ersten Äbtissin, Jutta Ebner aus Nürnberg, im November 1342 wurde die erst 17-jährige Katharina Zollner ihre Nachfolgerin. Die Schließung der Klausur ist zum Jahresende 1343 verzeichnet. Das Kloster zählte bereits 24 Nonnen. Die Konventliste der Bamberger Klarissen im Mittelalter ist gleichsam ein Katalog des fränkischen Adels. So findet man hier Aufsess, Belheim, Egloffstein, Guttenberg, Morstadt, Rothenhan, Schaumburg, Seckendorff und andere Geschlechter.
Die Weihe der ersten Klosterkirche mit den Patrozinien St. Klara, Johannes der Täufer, St. Magdalena und St. Katharina fand spätestens 1346 statt. Möglicherweise war dieser Bau zu rasch oder fehlerhaft aufgeführt worden, denn bereits 1373 stürzte die Kirche bei einem Unwetter ein. Die erneut im Jahr 1379 geweihte Kirche hatte dann Bestand bis in das 20. Jahrhundert. Westlich der Kirche gruppierten sich die eigentlichen Klostergebäude um einen Kreuzgang. Innerhalb der Klausur befand sich zudem ab 1425 eine Grabkapelle für den Konvent mit dem Patrozinium des heiligen Kaiserpaars Heinrich und Kunigunde. Zugleich wurde damals ein Kreuzaltar auf dem Schwesternchor geweiht.
Im Jahr 1430 bedrohten die böhmischen Hussiten das heutige Oberfranken. So verließen die Klarissen zum ersten und zugleich letzten Mal bis zur Säkularisation ihre Klausur und flohen vorübergehend nach Nürnberg. Aus dem Konvent der Reichsstadt übernahmen die Bamberger Nonnen 1460 auch die strenge Observanz. Im Lauf des späten 15. Jahrhunderts wurden nach Aussage der Quellen verschiedene Bauarbeiten ausgeführt. Sie zeigen, dass das Kloster unter anderem über ein Schlafhaus, eine Konventstube, ein Krankenhaus und spätestens nach 1489 auch über eine Brauerei verfügte. Einige Zeugnisse der spätmittelalterlichen Blüte des Konvents sind erhalten. So befindet sich ein vermutlich aus dem Kreuzgang stammendes Sandsteinmaßwerk als Leihgabe des Bayerischen Nationalmuseums (MA 2133 sowie Pl. 88-92) im Historischen Museum Bamberg. Acht Altartafeln mit einem Klara-Zyklus um 1460 sind als Leihgabe der Stadt Bamberg in der Staatsgemäldegalerie Bamberg (BBG 29-36) zu sehen.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wirkte als Äbtissin Dorothea aus dem Haus Hohenzollern. Die Tochter des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg-Kulmbach war 1489 (oder 1492) in das Kloster eingetreten, nachdem König Maximilian seine Verlobung mit ihr gelöst hatte. Dorotheas Stand und Vermögen steigerte noch einmal das Ansehen des Konvents und schützte ihn im berüchtigten Markgrafenkrieg vor Übergriffen. Ein Graduale des Klosters aus der Zeit um 1500 bewahrt die Staatsbibliothek Bamberg (Msc. Lit. 19).
Für die Zeit vom 16. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert wird über die zurückgezogen lebenden Nonnen wenig berichtet, was für ein kontemplatives Kloster eigentlich das höchste Lob bedeutet. Still fügten sich die Klarissen, nach der Einverleibung des alten Hochstifts Bamberg in das Kurfürstentum Bayern, auch in das Schicksal der Säkularisation. Bereits vor der Aufhebung versteigerte der bayerische Staat im Juni 1803 die Grundstücke und das Inventar des Konvents. Am Klarafest, dem 12. August 1803, feierte man zum letzten Mal Gottesdienst im Kloster, tags darauf verließen es die Nonnen für immer.
Die Gebäude des ehemaligen Klarissenklosters wurden ab dem Jahr 1805 militärisch genutzt. Der Konventtrakt diente als Magazin für Pferdefutter, teilweise auch als Kavalleriekaserne. Nachdem die Anlage in den Jahren 1868 und 1874 saniert und sogar erweitert worden war, fiel sie 1876 einem Brand zum Opfer. Daraufhin entstand an ihrer Stelle eine Reithalle, die noch von der Wehrmacht benutzt wurde. Die Klosterkirche diente von 1805 bis zu ihrem Abriss im Jahr 1939 durchgehend als Lagerhalle. 1953-1959 wurde das gesamte Areal vom bayerischen Staat für Behördenzwecke neu bebaut, heute befindet sich dort die Direktion für Ländliche Entwicklung.
Vom alten Klarissenkloster zeugen heute in Bamberg noch ein Dienstbotenhaus (um 1740) am Schillerplatz 13, die 1876 errichtete "Nonnenbrücke" als Nachfolger des ehemaligen Klosterstegs und der Stadtteil "Nonnenwörth".
( Christian Lankes / Markus Schütz )