Augsburg, Hlg. Kreuz


 

GESCHICHTE

Heilig Kreuz in Augsburg - Chorherrenstift, Kaserne und Dominikanerpriorat

Nach dem 1135 gegründeten Stift St. Georg entstand wohl vor 1167 als weitere Niederlassung der Augustinerchorherren in Augsburg das Stift Heiligkreuz. Hierzu verlegte Bischof Konrad 
den 1159 gegründeten Konvent der Chorherren auf dem Hammelberg in das 1143 errichtete Hospiz bei der Heiligkreuzkapelle an einer der großen Ausfallstraßen vor der Stadt. Damit verbunden war für die Augustinerchorherren der bischöfliche Auftrag der Seel- und Fürsorge für Pilger und Arme. Hierzu verfügte das Hospital über eine Reihe von abgaben- und dienstpflichtigen Bauernhöfen. Im Lauf der Zeit verzichtete der Konvent auf den Sozialdienst. Hierfür übergab er 1251 einen Teil seiner Güter an das 1239 von einer Bruderschaft errichtete neue Spital Heiliggeist. 
Bereits 1199 hatte sich jenes Ereignis zugetragen, welches das bescheidene Stift in weitem Umkreis schlagartig berühmt machen sollte: Man fand das sogenannte "Wunderbarliche Gut", eine konsekrierte Hostie, die sich blutrot verfärbt hatte. Diese Hostie wird bis heute von den Gläubigen als Zeichen der Eucharistie verehrt. Heilig Kreuz erhielt noch 1199 den Rang einer Pfarr- und Wallfahrtskirche. 
1210 wurde für die Pfarrgemeinde eine Kapelle St. Katharina errichtet, um die Stiftskirche vorrangig den Chorherren vorbehalten zu können. Die Katharinenkapelle war bereits um 1445 eine Ruine. An ihrer Stelle entstand als Neubau die Kapelle St. Ottmar. 
Konventgebäude und Stiftskirche waren im Jahr 1300 einem Brand zum Opfer gefallen. Beim Wiederaufbau scheint nicht besonders sorgfältig gearbeitet worden zu sein, denn im 15. Jahrhundert galt St. Georg schon wieder als baufällig. So ersetzte man die romanische Stiftskirche durch einen dreischiffigen Hallenbau. Dieser 1508 geweihte Kirchenraum ist ein Glanzstück der Augsburger Spätgotik.
Nach Einführung der Reformation übergab der Augsburger Rat der neu entstandenen evangelischen Gemeinde St. Ottmar als Predigthaus. 1537 zog der Konvent von Heiligkreuz mit dem Wunderbarlichen Gut nach Dillingen ins Exil und kehrte erst 1546 zurück. Nach dem Erlass des kaiserlichen Restitutionsedikts von 1629 nutzte der Propst von Heiligkreuz die günstige politische Lage und ließ das benachbarte protestantische Predigthaus abbrechen. Nur zwei Jahre später mussten die Chorherren mit dem Wunderbarlichen Gut vor den Schweden fliehen und fanden bis 1635 Asyl auf Herrenchiemsee. Erst 1652/53 errichtete die evangelische Gemeinde Heiligkreuz wieder ein eigenes Kirchengebäude. 
Wohl auch um ein sichtbares Zeichen katholischer Präsenz im Stadtviertel zu schaffen, entschloss sich der Propst Christopherus Bader 1681 zum Totalabbruch des mittelalterlichen Konventtraktes. An dessen Stelle entstand ein 1687 vollendeter barocker Neubau. Eine Generation später beauftragte Propst Augustin von Imhoff (1708-1734) den Allgäuer Meister Johann Jakob Herkomer mit der barocken Renovierung der Stifts- und Pfarrkirche Heiligkreuz. Johann Georg Bergmüller schuf 1732 die Kirchenfresken. Die Familie Leopold Mozart war dem Konvent freundschaftlich verbunden und auch Wolfgang Amadeus Mozart dirigierte an hohen Festtagen mehrfach in der Kirche. 
Um 1800 galt Heiligkreuz als die wohlhabendste geistliche Gemeinschaft in Augsburg. Sein Konvent zählte damals 23 Chorherren. 1802 wurde das Stift von der Reichsstadt Augsburg säkularisiert. Beim Übergang der Reichsstadt Augsburg an das Königreich Bayern im Frühjahr 1806 lebten im Stift noch einige Chorherren. Der größte Teil der Anlage diente seit 1805 als Lazarett der französischen Armee. 1807 übernahm das bayerische Militär das ehemalige Stift, zunächst als Lazarett, dann von 1808 bis 1882 (!) als Kaserne. Anschließend beherbergte Heiligkreuz eine Schule für Bautechniker. 
Der vergleichsweise kleine Pfarrsprengel von Heiligkreuz wurde 1810 aufgelöst. Die beliebte Wallfahrtskirche gehörte als Filiale zur Dompfarrei und diente zeitweilig auch als Kirche der Garnison. 
Nach der fast vollständigen Zerstörung der Heiligkreuzkirche im Kriegsjahr 1944 erfolgte von 1946 bis 1949 der Wiederaufbau nach Plänen von Michael Kurz. Er hob wieder die ursprüngliche gotische Struktur hervor. So kommen vor allem die schlanken Pfeiler wieder zur Geltung. Von der Ausstattung erhalten geblieben sind vor allem das der Rubens-Werkstatt zugeschriebene Altarblatt der "Himmelfahrt Mariens" (um 1622/1625), das Bild "Tempelgang Mariae" (1616) von Matthias Kager, ein Georg Petel zugeschriebener Kruzifixus (1627), die Kreuzauffindungsgruppe von Ignaz Wilhelm Verhelst (1782) und das schmiedeeiserne Barockgitter vor der Westempore von Johann M. Hoch und Georg Rumel (1744).
Bereits 1932 war die Kirche den Dominikanern zur Seelsorge übertragen worden. Ihr Vorhaben, Heiligkreuz wieder mit klösterlichen Leben zu erfüllen, konnte 1957 in die Tat umgesetzt werden. 

( Christian Lankes / Sylvia Stegmüller )



 

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AUS DEM HDBG-MEDIENARCHIV
Wolff, J., Ansicht des Gesamtkomplexes des ehem. Augustiner-Chorherrstifts Hl. Kreuz in Augsburg, Kupferstich, um 1700, Augsburg, Dominikanerkonvent Hl. Kreuz.
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg (Voithenberg)

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