Augsburg, St. Georg


 

GESCHICHTE

St. Georg - Chorherrenstift und Militärkrankenhaus

Im Frühjahr 1135 gründeten Bischof Walther I. und das Augsburger Domkapitel beim Altar des hl. Georg ein Stift für Augustinerchorherren mit freier Propstwahl. An dieser Stelle bestand vermutlich bereits seit der Zeit des Bischofs Embrico um 1070 eine Georgskapelle, die von Kanonikern des Domstifts in einer ständigen kleinen Gemeinschaft betreut wurde. Möglicherweise war St. Georg sogar das erste Stift für regulierte Chorherren des hl. Augustinus im heutigen Bayern. 
Bereits 1142 konnte die erweiterte Kirche eingeweiht werden, von der noch der Sockel des Turms und eine romanische Knotensäule als Kanzelfuß erhalten sind. Mitte des 12. Jahrhunderts erlangte St. Georg das Recht zur freien Vogtwahl. Das Chorherrenstift übernahm für die Dompfarrei St. Marien die Seelsorge in der rasch wachsenden Vorstadt westlich des Dombezirks und bekam 1180 seinen eigenen Pfarrsprengel. Ab dem frühen 14. Jahrhundert lag St. Georg innerhalb der Stadtmauer nahe dem Fischertor. 
Um 1290 errichteten die Chorherren neben ihrer Stiftskirche für die Pfarrgemeinde die Kapelle St. Michael. Die romanische Stiftskirche St. Georg wurde 1490 bis 1506 durch einen spätgotischen dreischiffigen Neubau ersetzt. Der Baumeister ist unbekannt; stilistisch ist die Nähe zu Burkhart Engelberg, dem Erbauer der Ulrichsbasilika, unverkennbar. Als Anbau an die Georgskirche entstand die 1506 vollendete Grabkapelle der Partizierfamilie von Herwarth.
Bereits 1525 musste das Georgsstift seine Predigtkapelle St. Michael den Protestanten überlassen. 1534 verbot der Augsburger Rat die katholische Messfeier auch in der Stiftskirche St. Georg für die beim alten Glauben verbliebenen Pfarrangehörigen. Die Jahre 1537 bis 1548 verbrachten die Augustinerchorherren im Exil auf Schloss Guggenberg bei Schwabmünchen. 1630 revanchierte die Propstei und zerstörte in Vollzug des kaiserlichen Restitutionsedikts seine nunmehr schon hundert Jahre lang von den Protestanten genutzte Michaelskapelle. 
Die zweite Vertreibung in den Schwedenjahren 1632/35 und Großbrände im Stift 1640 bzw. 1660 führten zu einer starken Belastung des Konvents, der sich wirtschaftlich seit dem Mittelalter nicht mehr weiter entwickeln konnte. Dennoch erholte sich St. Georg in der Folge unter der Führung einer Reihe tatkräftiger Pröpste. Bereits von 1680 bis 1705 erfuhr die gesamte Klosteranlage unter dem Baumeister Johann Georg Mozart eine grundlegende Renovierung im Geist und Stil des Barock. Seit 1693 trugen die Pröpste von St. Georg auch die Pontifikalien. 
Das unter der Landeshoheit des Hochstifts Augsburg stehende Stift wurde 1802 von der Reichsstadt Augsburg säkularisiert. Der erheblich verschuldete Konvent umfasste zu diesem Zeitpunkt zwölf Chorherren, die zunächst weiterhin im Gebäude ihre Bleibe fanden.
Bei der Übernahme der Stadt Augsburg durch das Königreich Bayern im Jahr 1806 war St. Georg ein französisches Militärlazarett. Bis 1883 nutzte auch die bayerische Armee das Konventgebäude als Krankenhaus der Garnison und zeitweilig zudem als Kaserne. 1901 erwarb die Kirchengemeinde wieder die ehemaligen Stiftsgebäude. An Stelle des 1944 durch Fliegerangriffe zerstörten Stifts steht seit 1955 das Pfarrzentrum von St. Georg. 
Die alte Stiftskirche dient seit 1808 der Pfarrgemeinde. 1880 erfolgte eine völlige Umgestaltung des Kirchenraums im Stil der Neugotik. Erst der Wiederaufbau nach den schweren Bombenschäden von 1944 durch Thomas Wechs in den 1950er-Jahren brachte wieder einen Teil der Ausstattung des 17. Jahrhunderts zurück. So steht heute in der Grabkapelle der Familie Herwarth im südlichen Seitenschiff der barocke Kreuzaltar von Ignaz W. Verhelst mit einem Kruzifixus (um 1510) von Loy Hering. Erhalten geblieben ist auch das ehemalige Hochaltarblatt mit der Verherrlichung Mariens (1627) von Matthias Kager. 

( Christian Lankes / Sylvia Stegmüller)



 

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