"Sternfrauen" bauten die erste
Zwiebelhaube in Schwaben
Ab 1258 sammelten sich der Überlieferung nach fromme Frauen zu einer
Wohngemeinschaft am Rande der Augsburger Altstadt im Haus "Zum Stern".
Es gehörte der Witwe eines Gastwirts Canione und ihren beiden Töchtern. Bald
wurden angrenzende Häuser erworben und miteinander verbunden. Die Franziskaner
im benachbarten Barfüßerkloster waren für die Seelsorge zuständig. Ab 1282
wurde die Meisterin der Beginen vom Barfüßerkloster bestimmt. Die "Sammung
vom Stern" folgte wohl ab 1289, spätestens nach 1315, der Regel des
Dritten Ordens des hl. Franziskus. 1317 begaben sich die Terziarinnen in Klausur
und sangen das Chorgebet in deutscher, ab 1595 in lateinischer Sprache. Die
Messe besuchten die Schwestern jedoch weiterhin in der Barfüßerkirche.
Das recht kleine Kloster zählte im Konvent auch Töchter des Patriziats.
Abgabenpflichtige Bauernhöfe im Umland, Miethäuser in der Stadt, eine kleine
Apotheke, die Herstellung von Lebkuchen, Wachsbildern, künstlichen Blumen und
Textilien sicherten den Lebensunterhalt.
Um die Rechtsstellung etlicher Augsburger Frauenklöster, darunter das
Sternkloster, entspann sich im 15. Jahrhundert ein Streit zwischen dem Bischof
und dem Rat der Stadt. 1456 erging ein kaiserlicher Schiedsspruch, der auch die
Terziarinnen zum Stern einem vom Rat bestellten Pfleger unterwarf. So gewann die
Reichsstadt bereits vor der Reformation die Kontrolle über das bescheidene Vermögen
des Klosters.
Die Augsburger Franziskanermönche übernahmen bereits in den Zwanziger Jahren
des 16. Jahrhunderts die neuen Lehren der Reformation. Die Franziskanerinnen im
Sternkloster blieben jedoch dem alten Glauben treu. So hielten fortan
Weltgeistliche für die Frauen die Messe im Konventgebäude. Zwischen 1537 und
1547 ergriff der Rat der Stadt Augsburg vom Sternkloster Besitz und unterstellte
es einer evangelischen Vorsteherin. Erst nach 1547 lebte der Konvent in alter
Form wieder auf.
Da die Barfüßerkirche den Protestanten dauerhaft überlassen worden war, benötigten
die "Sternfrauen" eine eigene Klosterkirche. Sie beauftragten Johannes
Holl, den Vater des berühmten Stadtbaumeisters Elias Holl, mit der Errichtung.
Die neue Kirche St. Anna und St. Elisabeth wurde 1576 geweiht. Aus dieser Zeit
ist ein spätgotisches Kruzifix erhalten geblieben. Der achteckige Turm, ein
Werk des Jonas Holl (Bruder des Elias) erhielt als Dachabschluss die erste in
Deutschland errichtete Zwiebelhaube, jenes Bauelement, das für Kirchen in
Schwaben so charakteristisch werden sollte.
Bauliche Erweiterungen ab 1685 waren die Johannes-Nepomuk-Kapelle und der
Nonnenchor.
Im Jahr 1730 wurde die zweischiffige Kirchenbau im Stil des Rokoko erneuert und
mit Stuck und Fresken von Johann Georg Bergmüller ausgestattet. Das Gemälde am
Hochaltar mit der Darstellung der hl. Elisabeth (um 1730) gilt als eine der
besten Arbeiten Bergmüllers
Im Dezember 1802 übernahm die Reichsstadt Augsburg die Gewalt über das
Kloster. Die Säkularisation wurde erst im Februar 1804 formell ausgesprochen.
Allerdings durften die "pensionierten" Sternfrauen auf Widerruf im
Kloster wohnen bleiben, jedoch keine neuen Kandidatinnen mehr aufnehmen, sodass
der Konvent allmählich aussterben sollte. Diese Situation blieb auch nach der
Inbesitznahme von der Reichsstadt Augsburg durch das Königreich Bayern im Jahr
1806 bestehen. Die Praxis klösterlicher Gemeinschaft wurde den Schwestern
freilich ab 1808 verboten.
Als der Konvent 1826 nur noch sechs Frauen zählte, bat die Vorsteherin König
Ludwig I. um eine Neubelebung. Sie bot an, "katholischen Kindern weiblichen
Geschlechts durch Lehrerinnen jeden anvertrauten Unterricht in Elementar- und
Industriegegenständen" zu erteilen.
Die offizielle Wiederherstellung des Klosters erfolgte am 1. November 1828 unter
gleichzeitiger Übernahme der katholischen Mädchenschule der Stadtpfarrei St.
Moritz.
In Maria Stern traten in der Folge wieder zahlreiche Franziskanerinnen ein. Im
Jahr 1936 bestanden in Bayern 125 Niederlassungen des Augsburger Mutterhauses.
Noch vor dem Zweiten Weltkrieg gingen die ersten Schwestern nach Brasilien.
Den Bombenangriffen auf Augsburg im Jahr 1944 fielen weite Bereiche der
Klosteranlage zum Opfer. Für den Wiederaufbau von Maria Stern wurde der Stuck
rekonstruiert, doch die neu geschaffenen Fresken von Karl Manninger halten sich
nicht an die alten Vorlagen.
Die Franziskanerinnen von Maria Stern erweiterten in den 1990er Jahren ihre Tätigkeit
auch durch Neugründungen in Afrika.