Aufkirchen


 

GESCHICHTE

Aufkirchen ? Wallfahrt am Starnberger See

Seit dem 15. Jahrhundert zählt die Marienwallfahrtskirche in Aufkirchen zu den bedeutendsten Wallfahrten im bayerischen Oberland, erstmals urkundlich erwähnt wurde die Kirche freilich bereits 500 Jahre früher.

Kurfürst Ferdinand Maria erwarb 1676 die Hofmark Aufkirchen von der Familie von Hörwarth. Zehn Jahre später übertrug Max Emanuel die Wallfahrtskirche der bayerischen Augustinerprovinz, gleichzeitig wurde die Pfarrei Aufkirchen dem Münchner Augustinerkloster inkorporiert. In Aufkirchen entstand eine Niederlassung der Augustinereremiten, die letzte Klostergründung der Augustiner in Bayern. Das Münchner Augustinerkloster besetzte das Aufkirchner Hospiz mit drei bis vier Patres, Pfarrherr war der Superior, ein Pater versah das Predigeramt, zwei weitere die Kooperatorenstellen für die zehn Filialkirchen. Ein altes hölzernes Herrenhaus diente den Patres als erste Unterkunft. Im Spanischen Erbfolgekrieg floh der erste Pfarrer Josef Staffir mit dem hölzernen wundertätigen Muttergottesbild nach München. Das Aufkirchner Heiltum kam provisorisch in der Münchner Augustinerkirche unter und wurde im März 1705 feierlich nach Aufkirchen zurückgebracht. Nach den überstandenen Kriegswirren und der glücklichen Rückkehr des Gnadenbilds beantragte Superior Timotheus Mayr die Genehmigung zur Errichtung eines neuen Pfarrgebäudes. In den folgenden Jahren entstand der Klosterneubau, ein in Teilen noch heute vorhandener hakenförmiger Bau mit Krüppelwalmdach. Neben der Kirchenvorhalle wurde die Maria-Trost-Kapelle errichtet. Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt selbst ersetzte um das Jahr 1500 mehrere kleinere Vorgängerbauten und wurde 1626 nach einem Brand neu ausgestaltet.

In den Jahren 1724 bis 1730 unterstanden die Pfarrgeschäfte in Aufkirchen einem prominenten Superior: Gelasius Hieber. Hieber gilt als der bedeutendste Barockprediger unter den bayerischen Augustinern und hatte, bevor er nach Aufkirchen kam, bereits in Ingolstadt, Regensburg und München den Predigerdienst versehen. Er war zudem ein geschätzter Wissenschaftler und Dichter.

In der Zeit des Superiors Daniel Harsch gerieten durch einen Blitzschlag Kirchturm und Kirche in Brand. Der Brand schwächte das Mauerwerk, Turm und Westjoch stürzten ein. Dreimal wurde der Turm neu errichtet und jedes Mal wieder aus baustatischen Gründen abgetragen. Erst unter Harschs Nachfolger, Bonaventura Kolb, gelang 1795 die Errichtung eines standfähigen Turms. Kolb, der sein Amt 1784 antrat, war der letzte zum Augustinerorden gehörige Prior. 1803 wurde das Hospiz in Aufkirchen aufgehoben, erhalten blieb die Pfarrei. Kolb und seine Kapläne mussten Aufkirchen nicht verlassen, sondern blieben für die Belange der Pfarrei zuständig. Die Hospizgebäude wurden zum Pfarrhof.

Während des ?langen 19. Jahrhunderts? entwickelte sich Aufkirchen zum wichtigsten Schulort am Starnberger See. Aus kirchlichen Stiftungsmitteln wurden mehrere Schulhausan- und -umbauten finanziert. Das heutige Alte Schulhaus und der neue Pfarrhof, beide an der Straße nach Berg gelegen, errichtete die Gemeinde am Ende des 19. Jahrhunderts. Hier erlebte auch der spätere Dichter Oskar Maria Graf seine Schulzeit. Die Eltern und auch etliche Geschwister des bayerischen Schriftstellers sind auf dem Friedhof bestattet.

1896 zog ein Karmel der Unbeschuhten Karmelitinnen in den Pfarrhof. Intensives Gebet und Meditation sowie eine strenge Beachtung der Klausur sind wichtige Kennzeichen dieses in der Nachfolge der hl. Theresa von Avila gegründeten kontemplativen Ordens.

Im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs gingen 1942 Schul- und Mesnerhaus von Aufkirchen unter. Sechs Menschen starben, die Kirche wurde an Turm und Dach beschädigt, zwei Glasgemälde mit Darstellungen der Herzöge Christoph und Sigmund (entstanden um 1625/26) überstanden den Bombenangriff nicht. Doch allen Veränderungen und Zerstörungen zum Trotz erfreut sich die Aufkirchner Wallfahrt bis zum heutigen Tag ungeschmälerter Beliebtheit.

(Laura Scherr)



 

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