Amberg, Paulanerkloster


 

GESCHICHTE

Die Paulaner in Amberg - Militärseelsorger und Bierbrauer

In seinen Bemühungen um eine Erneuerung des katholischen Lebens in der Oberpfalz setzte der bayerische Kurfürst Maximilian I. sein Vertrauen nicht allein in die Gesellschaft Jesu und die volksnahen Kapuziner und Franziskaner. Besondere Förderung erfuhr auch der vom hl. Franz von Paula gegründete "Ordo fratrum Minimorum".
Erste Versuche der Minimen oder Paulaner, wie der Orden in Deutschland genannt wurde, sich in Neumarkt zu etablieren, scheiterten 1629 am Einspruch des Bischofs von Eichstätt. 1638 wurde ihnen auf kurfürstlichen Befehl die Pfarrseelsorge in Neunburg vorm Wald übertragen. Um die Jahreswende 1652/53 übersiedelten die Paulaner nach Amberg, wo sie sich in einem von der Kurfürstin Maria Anna gekauften Anwesen niederließen. Erst um 1671 erfolgte die förmliche Anerkennung der Niederlassung der Paulaner in Amberg als Kloster.
Es sollte es noch Jahrzehnte dauern, bis man an die Errichtung von Klostergebäude und -kirche ging. Im März 1696 wurden die Bauarbeiten nach den Plänen und unter der Leitung Wolfgang Dientzenhofers in Angriff genommen. 1701/02 war die schlichte, zweiflügelige Anlage zu drei Geschossen fertig gestellt. Mit dem Bau der Klosterkirche St. Joseph begann man erst 1717. Am 29. August 1729 erfolgte die feierliche Einweihung des Gotteshauses, das mit prächtigen Stuckarbeiten, vielleicht von Franz Christoph Muttone, und Fresken von Franz Anton Helt ausgestattet war.
Dem Wunsch des Ordens, den Personalstand des mit fünf Patres besetzten Konvents zu vermehren, setzte die stets angespannte wirtschaftliche Lage Grenzen; lediglich um die Mitte des 18. Jahrhunderts erlebte die Gemeinschaft einen größeren personellen Zuwachs.
Über das pastorale Wirken der Paulaner in der Residenzstadt liegen nur wenige Nachrichten vor. Hauptbetätigungsfeld war offenbar die Militärseelsorge. In der Loretto-Kapelle im Klostergarten pflegte man zudem volksnahe Andachtsübungen wie das Rosenkranzgebet mit der Lauretanischen Litanei. Anstrengungen, die seelsorgerliche Betreuung der Wallfahrt auf dem Mariahilfberg zu übernehmen, blieben ohne Erfolg; mit Zustimmung des Regensburger Bischofs wurde die marianische Gnadenstätte den Amberger Franziskanern überantwortet. Insgesamt prägte das Paulanerkloster das religiöse Leben der Stadt nur in bescheidenem Maße.
Die Säkularisation traf keinen blühenden Konvent. Bei ihrer Aufhebung am 21. Januar 1803 zählte die Gemeinschaft drei Patres und einen Laienbruder. Die Exkonventualen, darunter der Generalvikar des Paulanerordens, Pater Didacus Steiner, blieben in Amberg und wirkten weiterhin als Militärseelsorger.
Bereits 1801 war ein Teil der Klosterbibliothek versteigert worden, 1806 kamen die restlichen Bestände zum Aufruf. Die Brauerei mit Sudhaus, Kühlhaus und Mälzerei gelangte 1803 mit der Klosterschenke in den Besitz eines Amberger Braumeisters. Das Konventgebäude beherbergte ein Militärlazarett, seit 1925 das Amtsgericht.
Die Klosterkirche diente bis 1812 als Garnisonskirche, danach wurde sie profaniert. Durch eine Zwischendecke in zwei Stockwerke geteilt, fand sie bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Verwendung als Salzstadel. 1850 wurde der obere Teil den Protestanten als Gottesdienstraum zur Verfügung gestellt. 1862 konnte die evangelische Gemeinde das gesamte Kirchengebäude um 12 000 Gulden erwerben.

( Manfred Knedlik )



 

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