Franziskanerkloster, Amberg - Zweimal säkularisiert
Mitte des 15. Jahrhunderts reiste der später heilig gesprochene italienische Franziskaner Johannes Capestrano (1386-1456, hl. 1690) als Prediger durch Europa. Er reformierte viele Konvente seines Ordens im neuen Geist der strengen Observanz. Mit päpstlicher Erlaubnis gründete Johannes Klöster für die Observanten. 1451 besuchte er auch Amberg. Er gewann dort die Zustimmung des Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz als Landesherrn und des Regensburger Diözesanbischofs zur Errichtung eines Klosters. Die Amberger Bürger Johann Pachmann und Heinrich Paumgartner schenkten dem Orden ein Haus für den Konvent bzw. eine Wiese als Baugrund für die künftige Kirche. Möglicherweise stand diese Stiftung in Zusammenhang mit einem schon um 1400 erwähnten Stadthaus des Regensburger Franziskanerkonvents in Amberg.
1452 zogen die ersten Franziskaner nach Amberg. 1453 wurde das neue Kloster geweiht. Mit dem Bau der ordenstypisch schlichten Hallenkirche zu Ehren des Bernadin von Siena (1380-1444, hl. 1450) begann man wohl schon 1452, doch konnte sie erst 1478 vollendet werden.
Der Lebensunterhalt des Amberger Konvents wurde durch Stiftungen der Wittelsbacher, des oberpfälzischen Adels und der Amberger Bürgerschaft erleichtert.
Einen radikalen Wandel brachte die Hinwendung der Oberpfalz zur Reformation. Im Dezember 1555 säkularisierte der Rat der Stadt Amberg in kurfürstlichem Auftrag das Kloster. Die Franziskaner mussten die Stadt verlassen. Sie wurden vom Konvent auf dem Möningerberg bei Freystadt aufgenommen, bis zur allgemeinen Vertreibung der Franziskaner aus der Oberpfalz 1556. Im Amberger Kloster wohnte von 1557 bis zu seinem Tod (1580) Johann Georg von Gleißenthal, letzter Abt des 1556 aufgehobenen Prämonstratenserstifts Speinshart, "samt seinen Weib und Gesinde". Ab 1566 beherbergte der Gebäudekomplex zudem das so genannte Pädagogium als höhere Schule, zunächst Augsburger, später reformierter Konfession.
Nach der Übertragung der Oberpfalz an das neue Kurfürstentum Bayern (1621) wurde das Amberger Pädagogium 1624 in ein Gymnasium der Jesuiten umgewandelt.
Im März 1627 ergriffen Franziskaner wieder Besitz vom alten Kloster ihres Ordens und beteiligten sich rege an der katholischen Gegenreformation des Kurfürsten Maximilian.
Sie widmeten sich vor allem der Volksseelsorge, insbesondere waren sie beliebte Beichtväter. Die Franziskaner betreuten auch Arme, Kranke und Häftlinge. Das altbayerische Haus Wittelsbach dankte das Engagement des Konvents im späten 17. Jahrhundert durch großzügige Spenden. Sie ermöglichten 1667 bis 1670 eine vollständige Renovierung der Klosterkirche und 1685 bis 1690 auch des Konventgebäudes im Stil des Barock. Neben dem Bräuhaus erhielt das Kloster nun auch eine eigene Tuchmacherwerkstatt. 1697 errichteten die Amberger Franziskaner ein Hospiz auf dem Mariahilfberg (s.d.).
Die zweite Säkularisation in der Geschichte des Klosters vollzog sich stufenweise. Im Februar 1802 wurde die bewegliche Habe, vor allem die Bibliothek, inventarisiert. Am 18. Mai 1802 wurde dem Konvent der Aufhebungsbeschluss eröffnet. Zwei Patres und drei Laienbrüder traf als "Ausländer" die Ausweisung. Zwölf Patres, ein Kleriker und ein Laienbruder gingen nach Neuburg a.d. Donaut. Dem restlichen Konvent wurde am 4. Oktober 1802 (Tag des hl. Franz von Assisi) die endgültige Räumung des Gebäudes befohlen. So zogen am 6. Oktober 1802 sechs Patres nach Freystadt, vier Laienbrüder fanden Aufnahme in Prälatenklöstern.
Die Klostergebäude samt Brauhaus in der Stadt Amberg erwarb bei der Versteigerung am 26. April 1803 die Familie Bruckmüller. Sie setzte den Braubetrieb fort und richtete im Kloster eine Gastwirtschaft ein. Die Stadt Amberg kaufte die Klosterkirche und errichtete darin 1803 ihr Theater.
( Christian Lankes )